Die Stimmung am 24. Juni 1844 war brisant, galten doch Sängerfeste als politische Veranstaltungen. 1844 war die Zeit des „nationalen Erwachens“. Das Sängerfest in Schleswig im Jahr 1844 wird oft als erster Höhepunkt vor der Erhebung der Schleswig-Holsteiner betrachtet. Es markierte einen bedeutenden Moment in der Geschichte der schleswig-holsteinischen Unabhängigkeitsbewegung.
Das Sängerfest in Schleswig war Teil einer Reihe von Sängerfesten, die im 19. Jahrhundert in ganz Deutschland stattfanden (wie das bekannte Hambacher Fest). Diese Veranstaltungen hatten eine wichtige gesellschaftliche und politische Bedeutung, da sie dazu beitrugen, ein Gefühl der nationalen Einheit und Identität zu schaffen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Schleswig-Holstein eine wachsende nationale Identitätsbewegung, die sich gegen die Vorherrschaft des dänischen Königreichs richtete. Die Menschen in Schleswig-Holstein fühlten sich eng mit der deutschen Nation verbunden und strebten nach politischer Autonomie.
Das Sängerfest von 1844 war eine Gelegenheit für die Menschen, ihre gemeinsame Identität zu stärken und ihren Wunsch nach Unabhängigkeit zum Ausdruck zu bringen. Die Veranstaltung brachte Chöre und Sänger aus verschiedenen Teilen Deutschlands zusammen und symbolisierte die Einheit der schleswig-holsteinischen Bevölkerung in ihrem Streben nach Selbstbestimmung.
Von wem stammte das Lied?
„Wanke nicht, mein Vaterland
Schleswig-Holstein, meerumschlungen,
Deutscher Sitte hohe Wacht.
Wahre treu, was schwer errrungen,
Bis ein schön’rer Morgen tagt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Wanke nicht mein Vaterland“ … (Zitat erste Strophe)
Die Melodie stammt von Carl Gottlieb Bellmann (1772–1862), dem Kantor des St.-Johannis-Klosters vor Schleswig. Ein ursprünglich vom Berliner Rechtsanwalt Karl Friedrich Straß (1803–1864) geschriebener Text wurde kurz vor dem Fest von dem Schleswiger Advokaten Matthäus Friedrich Chemnitz (1815–1870) fast vollkommen neu geschrieben.
Er wollte der damaligen Stimmung gerecht werden. In dem Lied wird der Wunsch nach einem geeinten, unabhängigen und einem deutschen Schleswig-Holstein besungen.
Kurz nach dem Sängerfest begann die erste Schleswig-Holsteinische Erhebung im Jahr 1848. Sie dauerte bis 1851. Die Erhebung, die im März 1848 begann entwickelte sich zum Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg;
der Deutsch-Dänische Krieg von 1864 wird deswegen auch als Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg bezeichnet.
Beitragsbild: Schleswig-Holstein-Lied. Oehmigke & Riemschneider, Neu-Ruppin – Neuruppiner Bilderbögen, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek; abgedruckt in Jens Ahlers: Aufbruch und Bürgerkrieg. Schleswig-Holstein 1848–1851, Bd. 1. Kiel 2012, S. 114. Kolorierte Lithographie des Schleswig-Holstein-Liedes (Nr. 1092. 41,2 x 34,2 cm)