19. November 1806: Napoleon legt Wirtschaftsförderungsprogramm für Tönning auf

Napoleons Dekret, das Tönning zum Freihafen erklärte, war ein ehrgeiziges Projekt. War es ein Erfolg oder ein Misserfolg? Lesen Sie mehr in diesem Artikel.

Am 19. November 1806, nur wenige Wochen nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt, in der Napoleon die preußische Armee vernichtend besiegte, unterzeichnete er ein Dekret, das Tönning (damals Königreich Dänemark, heute: Kreis Nordfriesland) zum Freihafen erklärte. Dieses blieb bis 1814 in Kraft. Napoleons Ziel: Die Stadt, die durch den Krieg schwer geschädigt worden war, sollte wieder aufgebaut und zu einem wichtigen Handelszentrum in Nordeuropa entwickelt werden.

Und sie sollte zu einem Gegengewicht zu den deutschen Hansestädten werden, die er als Konkurrenten betrachtete. Folgendes sah das Dekret vor:

  • Abschaffung aller Zölle und Abgaben für Waren, die in den Freihafen Tönning eingeführt wurden
  • Erleichterung des Handels mit anderen französischen Gebieten
  • Förderung der Schifffahrt und des Hafenbaus

Das Dekret war ein Erfolg, und Tönning entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem wichtigen Handelszentrum. Die Auswirkungen des Dekrets auf die Stadt Tönning gestalteten sich weitreichend.

Der Freihafenstatus führte zu einem starken Anstieg des Handels und der Schifffahrt. Die Stadt wurde zu einem wichtigen Umschlagplatz für Waren aus ganz Europa und dem Mittelmeerraum. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg, und die Lebensqualität der Bevölkerung verbesserte sich.

Und die Stadt wuchs: Hatte Tönning 1803 weniger als 2.000 Einwohner, stieg diese 1807 bereits auf über 6.000. Auch die Steuereinnahmen stiegen auf ein Vielfaches, erwirtschaftet die Stadt doch erhebliche Überschüsse und investierte diese in Baumaßnahmen. Viele Geschäftsleute machten sich nach Tönning auf, sie erwerben Bürgerrechte – und im Hafen entstand eine Gaststätte nach der anderen.

Die Auswirkungen von Napoleons Herrschaft auf Tönning

Napoleons Dekret hatte, neben wirtschaftlichen Vorteilen, jedoch auch negative Auswirkungen auf die Stadt. Die Stadt verlor ihre Unabhängigkeit und wurde Teil Frankreichs. Die französischen Behörden setzten ihre eigenen Gesetze und Vorschriften durch, was zu Konflikten mit der örtlichen Bevölkerung führte.

1815 – zurück auf Anfang!

Nach Napoleons Niederlage in der Schlacht bei Waterloo im Jahr 1815 verlor Tönning seinen Freihafenstatus. Die Stadt musste sich wieder in das politische und wirtschaftliche System des Deutschen Bundes eingliedern.

Trotz der Rücknahme des Freihafenstatus blieb Tönning ein wichtiges Handelszentrum. Die Stadt entwickelte sich zu einem wichtigen Industriestandort und wurde zu einem Zentrum für den Schiffbau und die Seefahrt.

Heute ist Tönning eine lebendige Stadt mit einer reichen Geschichte und Kultur. Die Stadt ist ein beliebtes Touristenziel und ist bekannt für ihre historischen Gebäude, ihre Museen und ihre maritime Tradition; hier mehr im Blog.

Quellen / Weiterführe Informationen

Beitragsbild: Der Marktplatz von Tönning mit der St. Laurentius-Kirche, Zeichnung von Fritz Stoltenberg. Scan aus: Schleswig-Holstein meerumschlungen in Wort und Bild von Hippolyt Haas, Hermann Krumm u. Fritz Stoltenberg aus dem Jahr 1896

Autor: Willi Schewski

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