Der Aufstieg von König Christian IX.: Ein Wendepunkt in Dänemarks Geschichte

Am 15. November 1863 besteigt Prinz Christian von Glücksburg als König Christian IX. den dänischen Thron. Er lenkt das Land durch den Schleswig-Holsteinischen Krieg und wird zum „Vater Europas“. Tauchen Sie ein in die fesselnde Geschichte dieses Monarchen und seiner einflussreichen Nachkommen, die die Zukunft Europas prägten.

Wir schreiben den 15. November 1863. Es sollte für Dänemark und Europa ein entscheidender Moment der Geschichte sein. Am Morgen des Tages starb der dänische König Friedrich VII. unerwartet im Alter von 58 Jahren. Christian von Glücksburg in Kopenhagen wird von dem dänischen Ministerpräsidenten Christian Emil Frijs und dem dänischen Außenminister Carl Bernstorf über den Tod Friedrichs VII. informiert.

Dieser war kinderlos, so dass lt. Londoner Protokoll von 1852 (1) sein Cousin Prinz Christian von Glücksburg als Nachfolger vorgesehen war. Christian von Glücksburg war ein Mitglied des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, das auch die Nachfolge in den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg antreten sollte. Diese Herzogtümer waren jedoch Teil des Deutschen Bundes und wurden von einem großen Teil der Bevölkerung als deutsch betrachtet.

Die Nachricht vom Tod Friedrichs VII. führte zu einer politischen Krise in Dänemark. Die deutsche Regierung drohte mit Krieg, wenn Christian von Glücksburg König werden sollte. Die dänische Regierung war jedoch entschlossen, die London-Protokolle von 1852 umzusetzen, die vorsahen, dass Christian von Glücksburg König werden sollte. Und so kam es: Am Abend des 15. November 1863 wurde Christian von Glücksburg in Kopenhagen als neuer König von Dänemark ausgerufen.

Warum drohte die deutsche Regierung (Preußen) mit Krieg?

Christian IX. war ein Anhänger der dänischen Gesamtstaatsidee, die besagte, dass die Herzogtümer Schleswig und Holstein Teil Dänemarks sein sollten. Diese Idee stieß jedoch auf den Widerstand der deutschen Bevölkerung in den Herzogtümern, die eine Vereinigung mit dem Deutschen Reich anstrebte.

Als Christian IX. am 15. November 1863 den Thron bestieg, erließ er die Novemberverfassung (siehe Blogartikel), die Schleswig und Holstein als integrale Bestandteile Dänemarks festschrieb. Die deutsche Regierung reagierte mit der Mobilmachung ihrer Truppen.

Am 1. Februar 1864 kam was kommen musste: Es begann der Deutsch-Dänische Krieg, der bis Mai 1864 dauerte. Am Ende des Krieges besiegten Preußen und Österreich Dänemark und zwangen es zur Abtretung der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg.

Der 15. November 1863 war somit ein entscheidender Tag in der Geschichte Dänemarks, Deutschlands und Europas. Er markierte das Ende des dänischen Einflusses in den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg und führte zu einer neuen politischen Ordnung in Europa.

Die Gründung der Dreibundmonarchien und Christians Vermittlung

Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg wurde Deutschland unter der Führung Preußens zu einer europäischen Großmacht. Dies führte zu einer neuen Sicherheitslage in Europa und zur Gründung der Dreibundmonarchien (Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien) im Jahr 1882.

Christian IX. verstand sich als Vermittler zwischen den europäischen Großmächten und versuchte, den Frieden in Europa zu sichern. Er war ein häufiger Gast bei den europäischen Höfen und pflegte gute Beziehungen zu den Herrschern Deutschlands, Österreich-Ungarns und Italiens.

„Vater der Nation“

Christian IX. war auch ein Förderer der Künste und Wissenschaften. Er gründete die Königlich Dänische Kunstakademie und die Universität Kopenhagen. Außerdem förderte er den Bau von Krankenhäusern und Schulen.

Christian IX. war ein beliebter Monarch und wird in Dänemark als „Vater der Nation“ verehrt. Er starb am 29. Januar 1906 im Alter von 87 Jahren.

Verbindung zu Schloss Glücksburg

Prinz Christian, geboren am 8. April 1818 auf Schloss Gottorf im Herzogtum Schleswig, erlebte eine bewegte Kindheit. Nach dem Tod seines Vaters Herzog Wilhelm im Jahr 1831, der das Haus Glücksburg gründete, wurde Christian mit seinen Geschwistern auf Schloss Glücksburg erzogen.

Trotz des frühen Verlusts seines Vaters entwickelte sich Christian unter der strengen Erziehung seiner Mutter (2) (3). Die finanzielle Belastung nach dem Tod des Herzogs prägte seine Jugendjahre, doch sein Weg führte ihn schließlich zum Thron von Dänemark im Jahr 1863.

Christian von Glücksburg der „Schwiegervater Europas“

Christian von Glücksburg wird auch als „Schwiegervater Europas“ genannt, weil er es schaffte, sechs seiner acht Kinder mit europäischen Monarchen zu verheiraten. Dadurch wurde er zum Begründer einer europäischen Königsdynastie, die bis heute besteht.

Diese Ehen hatten einen großen Einfluss auf die europäische Geschichte. Sie führten zu einer engeren Verbindung zwischen den europäischen Königshäusern und förderten den Frieden und die Zusammenarbeit in Europa.

Übersicht über die Ehen von Christian von Glücksburgs Kindern:

Sein ältester Sohn und Thronfolger Friedrich VIII. heiratete Prinzessin Louise, die Tochter König Karls XV. von Schweden.

Seine Tochter Alexandra war mit dem späteren britischen König Eduard VII. verheiratet, seine Tochter Maria Dagmar mit Zar Alexander III. und seine Tochter Thyra mit Herzog Ernst August von Cumberland und Braunschweig.

Sein zweiter Sohn, Wilhelm, wurde 1863 als Georg I. König von Griechenland und der dritte, Prinz Waldemar, lehnte den bulgarischen und norwegischen Thron ab. 1905 wurde Christians Enkel Carl unter dem Namen Haakon VII. König von Norwegen.

Damit war das dänische Königshaus mit vielen regierenden Fürstenhäusern Europas direkt verwandt, was Christian später den Beinamen „Schwiegervater Europas“ einbrachte. So ist er beispielsweise der Urgroßvater von Prinz Philip, Duke of Edinburgh und zugleich Ururgroßvater (!) von dessen Gemahlin, der britischen Königin Elisabeth II.

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Das Londoner Protokoll von 1852 bezieht sich auf die diplomatischen Bemühungen europäischer Mächte im Zusammenhang mit den territorialen Angelegenheiten des dänischen Herzogtums Schleswig. Das Herzogtum Schleswig war damals ein umstrittenes Gebiet, das von Dänemark und dem Deutschen Bund beansprucht wurde.

Das Protokoll wurde am 8. Mai 1852 in London unterzeichnet und versuchte, eine Lösung für die Konflikte um die Herzogtümer Schleswig und Holstein zu finden. Es betonte das Prinzip der „Erbfolge“ und legte fest, dass die Frage der Thronfolge in den Herzogtümern nach dänischem Recht geregelt werden sollte. Gleichzeitig wurde jedoch betont, dass die Bindung Schleswigs an Dänemark lockerer sein sollte als die an Holstein.

Trotz dieser Vereinbarungen blieben die Spannungen bestehen, und die territorialen Streitigkeiten führten schließlich zum Deutsch-Dänischen Krieg von 1864. Dieser Krieg endete mit dem Verlust von Schleswig, Holstein und Lauenburg für Dänemark und markierte einen bedeutenden politischen Wendepunkt in der Region.

(2) Sein Vater, Herzog Wilhelm, schrieb an einen Freund: „Ich erziehe meine Söhne mit Strenge, damit sie lernen zu gehorchen, ohne es zu versäumen sie verfügbar für die Forderungen und Bedürfnisse der Gegenwart zu machen“. Herzog Wilhelm starb jedoch am 17. Februar 1831 im Alter von nur 46 Jahren an den Folgen einer Erkältung, die sich zu einer Lungenentzündung entwickelt hatte, und nach eigener Schätzung des Herzogs an Scharlach, der zuvor zwei seiner Kinder befallen hatte. Er hinterließ seine Frau als Witwe ohne Geld und mit zehn Kindern. Christian war zwölf Jahre alt, als sein Vater starb. Dansk biografisk Lexikon. Quelle: Tillige omfattende Norge for Tidsrummet 1537–1814. 1. Auflage. Band 3: Brandt–Clavus. Gyldendalske Boghandels Forlag, Kopenhagen 1889, S. 523 (dänisch, runeberg.org).

Wurde Christian IX. in seiner Kindheit misshandelt?

(3) Christian IX.‘ Vater war ein strenger und autoritärer Mann. Er erwartete von seinem Sohn Gehorsam und Pflichterfüllung. Christian IX. wurde von seinem Vater oft geschlagen und schikaniert. Er entwickelte daher ein geringes Selbstwertgefühl und ein Gefühl der Unsicherheit.

Christian IX.‘ Mutter war eine liebevolle und fürsorgliche Frau. Sie versuchte, ihren Sohn vor den Misshandlungen seines Vaters zu schützen. Sie war jedoch nicht in der Lage, ihm die emotionale Unterstützung zu bieten, die er brauchte.

Christian IX.‘ Kindheit war somit geprägt von emotionaler Unsicherheit und Gewalt. Diese Erfahrungen prägten seine Persönlichkeit und sein Verhalten als Erwachsener.

Die Vermutungen, dass Christian IX. misshandelt wurde, basieren auf den folgenden Informationen:

  • Christian IX. selbst sprach in seinen Memoiren davon, dass er von seinem Vater geschlagen wurde.
  • Ein ehemaliger Erzieher von Christian IX. (Emil Rothe) berichtete, dass der Herzog seinen Sohn oft schikanierte.
  • Christian IX. entwickelte als Erwachsener ein geringes Selbstwertgefühl und ein Gefühl der Unsicherheit. Dies sind häufige Folgen von emotionaler Misshandlung in der Kindheit.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Informationen nicht eindeutig beweisen, dass Christian IX. misshandelt wurde. Es ist möglich, dass er von seinem Vater nur gelegentlich geschlagen wurde, oder dass er die Misshandlungen in seinen Memoiren übertrieben hat.

Letztendlich kann die Frage, ob Christian IX. misshandelt wurde, nicht eindeutig beantwortet werden. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass seine Kindheit von emotionaler Unsicherheit und Gewalt geprägt war.

Die folgenden Quellen bieten weitere Informationen über die Kindheit von Christian IX.:

  • „Christian IX. von Dänemark“ von Henrik Holmboe
  • „Dänemarks Könige im 19. Jahrhundert“ von Hans Hertel
  • www.rheinische-geschichte.lvr.de
  • „Die Geschichte Dänemarks“ von Erik Kjersgaard https://www.bogtorvet.net/eine-geschichte-daenemarks_kjersgaard-erik_1406448www.bogtorvet.net

Nachtrag: Text am 15.11.23 um 17.35 h erweitert und korrigiert

Autor: Willi Schewski

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