Wir lesen im Cuxhavener Tageblatt vom 29.08.1877: „Furchtbares Unwetter. Husum, 23. August 1877. Auf unserer Nachbar-Insel Nordstrand hat am Abend zwischen 9 und 10 Uhr unter Blitz und Donner ein furchtbares Unwetter getobt.
Den (…) eingetroffenen Nachrichten zufolge, hat eine Windhose auf dem Süden 13 bis 15 größere und kleinere Wohngebäude und Ställe mehr oder weniger vollständig demoliert.
Einige Gebäude sind gänzlich niedergerissen und aus anderen viele Fachwerke herausgerissen; große Bäume sind entwurzelt, Dachwerk Sparren und Mauerwerk weithin fortgeschleudert worden. – Der angerichtete Schaden ist ein bedeutender, obwohl noch nicht genau zu übersehen.“ (Quelle: Stadtarchiv Cuxhaven)
Tornado-Aktivität in Deutschland und SH: Blick auf eine unterschätzte Rolle
„Tornados in Deutschland und SH spielen eine größere Rolle als viele denken„, wird Thomas Sävert von der „Tornadoliste“ zitiert. Im Spätsommer herrschten in Schleswig-Holstein ideale Bedingungen für die Bildung von Tornados. Die Küstengewässer sind noch vergleichsweise warm, während in den höheren Luftschichten bereits Kaltlufteinbrüche auftreten.
Diese erheblichen Temperaturunterschiede können die Entstehung von Schauern, Gewittern und sogar Tornados auslösen. Daher ist es während des Spätsommers und Herbstes, insbesondere nach warmen Sommern, nicht ungewöhnlich, vermehrt Wasserhosen zu beobachten.
Unterschied „Tornado“ / „Windhose“
Im Vorherigen kamen immer wieder die Begriffe Tornado und Windhose vor. Was ist denn der Unterschied? Der Terminus Tornado ist an das lateinische Wort „tornare“ angelehnt und heißt somit wörtlich übersetzt „wenden“ oder „(sich) drehen“.
Zu dem Kompositum Windhose hingegen kam es aufgrund der ursprünglichen Bedeutung der Hose als „Schlauch“. Entstehen derartige Phänomene über Wasser, spricht man auch von Wasserhosen.
Zwischen Tornados und Windhosen besteht allerdings weder in ihrer physikalischen Natur noch in ihrer Stärke ein Unterschied. Korrekterweise werden die beiden Ausdrücke demnach gleichbedeutend verwendet. Tornado ist heutzutage jedoch die gängigere und internationalere Bezeichnung.
Hier eine kurze Liste mit Tornado-Erscheinungen in Schleswig-Holstein:
- 1850 – Tornado bei Kiel: Im Jahr 1850 wurde ein Tornado bei Kiel beobachtet. Dieser Tornado verursachte Schäden in der Umgebung.
- Die Windhose von Uetersen ereignete sich am 10.August 1925. Betroffen waren die Stadt Uetersen in Schleswig-Holstein, ferner die Gemeinden Neuendeich, Heidgraben, Moorrege und Tornesch. Es gab Schäden an Gebäuden, Feldern und Wäldern. Insbesondere wurde berichtet, dass ein „1/2 Pfund schweres Eisstück“ ein Dach durchschlagen hatte. Es gab einen Toten und viele Verletzte. Im Juni 2004 zog erneut ein Tornado über Uetersen hinweg. (1), (2), (3)
- 1928 – Tornado bei Bad Oldesloe: Im Jahr 1928 traf ein Tornado die Stadt Bad Oldesloe und richtete Schäden an Gebäuden und Bäumen an.
- 1949 – Tornado bei Rendsburg: 1949 wurde ein Tornado in der Nähe von Rendsburg gemeldet. Auch hier wurden Schäden an Gebäuden und Bäumen verursacht.
- 1971 fegte ein Tornado in Kiel durch eine komplette Wohnung in der Projensdorfer Straße. Eine Siebenjährige wird dabei zehn Meter mit in die Tiefe gerissen, überlebte verletzt.
- 1979 – Büdelsdorf Tornado: Am 22. Juni 1979 traf ein Tornado die Stadt Büdelsdorf in Schleswig-Holstein. Dieser Tornado verursachte erhebliche Schäden, darunter beschädigte Gebäude und umgestürzte Bäume.
- 2005 – Tornados im Kreis Herzogtum Lauenburg: Am 27. Juni 2005 wurden mehrere Tornados im Kreis Herzogtum Lauenburg gesichtet. Diese Tornados verursachten ebenfalls Schäden, darunter abgedeckte Dächer und umgeworfene Bäume.
- 2015 – Tornado bei Bönningstedt: Am 5. Mai 2015 wurde ein Tornado bei Bönningstedt nahe Hamburg beobachtet. Dieser Tornado verursachte Schäden an Häusern, Fahrzeugen und Bäumen.
- 2019 – Tornado bei Lütjenburg: Am 10. März 2019 wurde ein Tornado bei Lütjenburg in Schleswig-Holstein beobachtet. Es wurden Schäden an Gebäuden und Bäumen gemeldet.
- Am 30.09.2021 schleuderte eine Windhose in Kiel Menschen ins Wasser und zerstört Dächer
2016 ereigneten sich in der Nähe der Kleinstadt Schleswig gleich zwei Tornados nebeneinander. Mehreren Augenzeugen filmten das Unwetter. Wie das Spektakel aus der Luft aussah, filmte ein anderer Augenzeuge, der sein spektakuläres Tornado-Video auf YouTube veröffentlichte:
Genannte Ereignisse sind nur einige Beispiele für Tornados in Schleswig-Holstein. Sie sind jedoch in der Region vergleichsweise selten, da die klimatischen Bedingungen nicht so häufig starke Wirbelstürme begünstigen wie beispielsweise in den USA. Es ist wichtig zu beachten, dass Informationen über Tornados in einer bestimmten Region möglicherweise nicht immer vollständig sind, insbesondere wenn es sich um vergangene Jahrzehnte handelt.
Quellen / Weiterführende Informationen
(1) http://www.tornadoliste.de/19250810uetersen.htm
(2) http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzarchive2004_2.pl?noframes;read=529716
(3) http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzarchive2004_2.pl?noframes;read=529716