Tondern im Sog des Deutsch-Dänischen Krieges

In unserer Blogreihe „1864 – Briefe eines Tonderner Bürgers aus bewegten Tagen“ spielt Tondern eine bedeutende Rolle. Die kleine Gemeinde mit rund 7.500 Einwohnern gehört heute zu Dänemark. Das war nicht immer so, hier ein kleiner Geschichtsüberblick

Tønder (deutsch Tondern; südjütisch: Tynne; nordfriesisch Tuner) ist eine dänische Kleinstadt an der Vidå (deutsch: Wiedau) nahe der deutsch-dänischen Grenze. Die 7505 Einwohner (1. Januar 2022) heißen Tonderaner. Die Stadt hieß vor 1800 Thundern (so viel wie „umzäunter Strand“), im 13. Jahrhundert Tunder, Tundær. Im 19. Jahrhundert geriet die Stadt in den Sog des deutsch-dänischen Konflikts.

Die Bürgerschaft war mehrheitlich deutsch gesinnt und schloss sich im Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–1851) der schleswig-holsteinischen Seite an, während vor allem das nördliche Umland der Stadt dänisch geprägt blieb.

Nach Wiederherstellung des Gesamtstaates unter der dänischen Krone behielt Tønder seine administrativen Funktionen. Jedoch stießen die 1851 eingeführten Sprachreskripte auf Widerstand. Diese führten, um den Sprachwechsel zum Deutschen zu stoppen, in den gemischtsprachigen Gebieten Schleswigs (von Tondern bis zum Umland von Husum und Kappeln) Dänisch als allgemeine Unterrichtssprache bei vier wöchentlichen Deutschstunden ein.

Die Kirchensprache sollte abwechselnd Deutsch und Dänisch sein. Tondern war jedoch (wie das südliche Leck (Nordfriesland) von der Beschränkung auf vier wöchentliche Deutschstunden ausgenommen.

Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 kam die Stadt zu Preußen sowie ab 1871 zum Deutschen Reich. Sie war Sitz des Landkreises Tondern, verlor jedoch wirtschaftlich an Bedeutung. Die dänische Sprache wurde in dieser Zeit zurückgedrängt.

So wurde 1888 Deutsch alleinige Unterrichtssprache im schleswigschen Raum. Ausnahmen bildeten vier Wochenstunden Religion. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) fiel Tønder wegen der En-Bloc-Regel für die I. Zone bei der Volksabstimmung an Dänemark, obwohl 77 Prozent der Stimmberechtigten für einen Verbleib beim Deutschen Reich gestimmt hatten (Details im Artikel Nordschleswig). In den Folgejahren hatten die deutschen Parteien die Mehrheit im Stadtrat.

Bis 1945 war die Stadt zweisprachig beschildert. Kurz nach der Etablierung der dänischen Verwaltung wurde Tønder Standort einer Garnison. Vom 9. April 1940 (Unternehmen Weserübung) bis zum Kriegsende war Dänemark von der Wehrmacht besetzt; danach schwand die politische Bedeutung des deutschen Bevölkerungsteils erheblich.

Die Grenzlage behinderte die Entwicklung der Stadt. Dennoch siedelten sich einige Unternehmen an. Die Bedeutung des Tourismus nahm zu. Trotz der Verbesserung des grenzüberschreitenden Verkehrs wurde die Lage Tønders gegen Ende des 20. Jahrhunderts zusehends schwieriger.

Beitragsbild: Tondern, Dänemark – Teichansicht mit Kirchturm (Zeno Ansichtskarten)

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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