TV-Tipp: Die Bilderkriegerin – Anja Niedringhaus

Das Dokudrama „Die Bilderkriegerin“ richtet den Blick auf das Leben und Wirken der Fotojournalistin Anja Niedringhaus. Sie zählt zu einer der bedeutendsten ihres Genres. Im Auftrag der European Pressphoto Agency (EPA) und später der Associated Press (AP) berichtete sie aus zahlreichen Krisengebieten. 2014 fiel sie während des afghanischen Präsidentschaftswahlkampes einem Mordanschlag zum Opfer

Sie hat der Welt das Schicksal von Zivilisten auf Krisen- und Kriegsschauplätzen immer wieder vor Augen geführt – ob in Jugoslawien, im Irak oder Afghanistan: Anja Niedringhaus. Ihre zum Teil preisgekrönten Fotos zeigen das Leiden aber auch die Hoffnung von Menschen an Brennpunkten von Terror und Bürgerkriegen. Als Frau galt sie als Ausnahme im gefährlichsten Genre des Fotojournalismus. Als erste deutsche Fotografin erhielt sie 2005 den begehrten Pulitzerpreis für ihre Fotoberichterstattung aus dem Irak.

Für den Film wurden intensive Gespräche mit der Familie geführt, Kollegen und Zeitzeugen befragt, die in bewegenden Worten an ihr leidenschaftliches Engagement für Frieden und Gerechtigkeit erinnern. Berühmte wie berührende Fotografien von Anja Niedringhaus bilden den roten Faden der Spielhandlung, die auf zentrale Schlüsselmomente im Leben der Fotografin fokussiert. Ergänzt wird durch dokumentarisches Archivmaterial vom Geschehen an den Krisenschauplätzen.

Filminhalt (de­tail­liert)

Anja Niedringhaus (Antje Traue) fotografiert von US-Truppen verhaftete Iraker. Foto-Quelle: © ZDF und Ishka Michocka

Anja Niedringhaus ist 26 Jahre alt, als der Krieg in Jugoslawien ausbricht. Ein Krieg mitten in Europa. Hartnäckig bearbeitet sie den Chef ihrer Agentur, der European Pressphoto Agency: Sie muss als Fotografin dorthin! Wenige Wochen später besteigt Anja eine Transall-Maschine der Uno. Ihr Ziel: Sarajewo.

Sie ist wild entschlossen, das Foto zu schießen, das den Krieg beenden wird. Aber erst einmal wird sie mit der harten Wirklichkeit in der belagerten Stadt konfrontiert. Es ist bitterkalt, es gibt keinen Strom, kaum Nahrung, und jeder in dieser Stadt ist ständig in Lebensgefahr durch die „Sniper“, Scharfschützen, die selbst auf spielende Kinder schießen.

Die meisten von Anjas männlichen Kollegen glauben, dass „das Mädchen“ aus Deutschland bei der nächsten Gelegenheit diese Hölle wieder verlässt. Aber Anja bleibt, mit Unterbrechungen fast drei Jahre. Der spanische Fotograf Sergio nimmt sie unter seine Fittiche.

Eine der besten Fotojournalistinnen ihrer Generation

Die verletzte Fotojournalistin Anja Niedringhaus (Antje Traue) und ihr spanischer Kollege Sergio (Michele Cuciuffo) sitzen im Hotelzimmer in Kabul. Foto-Quelle: © ZDF und Ishka Michocka

Er bringt ihr die Regeln des Überlebens in einem Kriegsgebiet bei. Anja dokumentiert Schreckliches, lernt zu improvisieren und behält trotz des sie umgebenden Leids ihre positive Ausstrahlung. Aus der zunächst unerfahrenen jungen Frau wird eine der besten Fotojournalistinnen ihrer Generation.

Nach Sarajewo geht Anja in den umkämpften Kosovo. Sie fotografiert die flüchtenden Menschen, die Vertreibung, und kümmert sich um ein einjähriges Mädchen, das allein zurückbleibt. Mit einer Fotoreportage initiiert sie eine Spendenaktion und sorgt dafür, dass das Kind eine Familie findet.

Zurück in Deutschland will Anja ihre berufliche Zukunft überdenken. Sie ist auch eine gefragte Sportfotografin. In diese Unsicherheit platzt im Jahr 2001 ein Ereignis, das Anja die Entscheidung abnimmt: 9/11. Sofort fliegt sie nach New York, kurz darauf ist sie schon in Afghanistan und Kuwait.

Sie wechselt in die renommierteste Bildagentur der Welt: Associated Press (AP). Anjas Fotos vom Kriege landen auf den Titelseiten der großen Zeitungen in aller Welt.

Als die USA im Frühjahr 2003 im Irak einmarschieren, ist Anja von Anfang an dabei. Sie dokumentiert als Einzige den streng geheimen Truppenbesuch von Präsident Bush zu Thanksgiving. Auch Sergio ist im Irak.

Die beiden haben eine Affäre, sind aber auch Konkurrenten. Den Traum von einer eigenen Familie hat Anja mittlerweile aufgegeben. Stattdessen kümmert sie sich, wenn sie in Deutschland ist, um die Kinder ihrer Schwester Gide.

Obwohl die Fotografin Vorbehalte dem Militär gegenüber hat, begleitet sie im Rahmen einer Embedded-Mission die amerikanischen Streitkräfte. Es wird einer ihrer gefährlichsten Einsätze und verändert ihren Blick auf die jungen Soldaten, die aus unterschiedlichsten Gründen beim Militär gelandet sind. Aus der umkämpften Stadt Fallujah entkommt sie nur knapp, viele der Soldaten sterben.

Tod in Afghanistan

Photo by Ali Yasser Arwand on Pexels.com

2005 wird ihr fotografischer Einsatz im Irak mit dem renommierten Pulitzer Preis geehrt, dem Oscar für Fotografen. Ein Leben in Deutschland kann sich Anja nicht mehr vorstellen, auch wenn sie Gide und deren Kindern immer wieder besucht und dort versucht, die erlebten Schrecken zu verarbeiten.

Bei einem Einsatz in Afghanistan wird sie 2010 verletzt, aber auch das hält sie nicht davon ab zurückzukehren. „Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt.“ Das ist ihr Credo: den vielen anonymen Opfern ein Gesicht verleihen und damit die Welt aufrütteln.

In Kabul trifft Anja auf die AP-Chefkorrespondentin Kathy Gannon. Die beiden Frauen sind aus dem gleichen Holz geschnitzt und bilden schnell ein unzertrennliches Team. Afghanistan mit seinen atemberaubenden Landschaften und faszinierenden Menschen beeindruckt beide gleichermaßen.

2014 während der Präsidentschaftswahlen wollen sie in der Provinz von der mutigen Bevölkerung berichten, die trotz Bedrohung durch die Taliban wählen geht. Anja hat schon das Bild der Menschen vor Augen, die von den Bergen in die Ebene kommen, um ihre Stimme abzugeben.

Sie wird es nicht mehr realisieren können, denn in einer gut bewachten Polizeistation eröffnet plötzlich ein Offizier das Feuer auf die beiden Frauen. Anja ist sofort tot, Kathy überlebt schwer verletzt und ist bis heute gezeichnet und in ärztlicher Behandlung.

Ausstrahlungstermine: ZDF: Dienstag, 25. Juli 2023, 22.15 Uhr
ZDFmediathek: 23. Juli 2023, ab 10.00 Uhr, für 30 Tage

Beitragsbild: Die Fotografin Anja Niedringhaus (Antje Traue) während der Belagerung von Sarajevo. Foto-Quelle: © ZDF und Ishka Michocka.

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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