Der Borgerforeningen wurde im 19. Jahrhundert unter dem deutschen Namen „Bürgerverein“ in Flensburg gegründet. Heute ist der Borgerforeningen durch sein in der Flensburger Innenstadt liegendes Restaurant und den Hof gleichen Namens bekannt. Der Verein selber versteht sich als offener dänischer Verein. 1864 diente das Gebäude als Kriegslazarett woraus sich eine weitere Institution entwickelte. Doch erzählen wir die Geschichte der Reihe nach.
Gründerzeit
Am 12. Mai 1835 wurde das Borgerforeningen unter dem Namen „Bürgerverein“ als Geselligkeitsverein gegründet. 1844 erwarb der Bürgerverein das Grundstück Holm 17 und baute das heute noch bestehende Quergebäude, (Quelle) zu dem auch ein Festsaal gehört.
Der zunächst schleswig-holsteinische und liberale Verein wandte sich im Zuge des Nationalitätenstreites der dänischen Seite zu. In Folge wurde auch der Name zu Borgerforeningen geändert. In den Jahren 1846 und 1847 hatte der Verein den dänischen König Christian VIII. zu Gast. Ab 1857 besuchte König Friedrich VII. von Dänemark regelmäßig die Vereinsfeste.
Zweiter Deutsch-Dänischer Krieg (1. Februar 1864 bis zum 30. Oktober 1864)
Seit April 1864 dienten das Haus des Bürgervereins und das nicht weit entfernte Ständehaus als Kriegslazarette (vgl. Deutsch-Dänischer Krieg). In denen engagierten sich auch Aachener Franziskanerinnen mit Unterstützung des Malteserordens. Damit verbunden war auch die Gründung des ersten Krankenhauses der Malteser, Flensburgs Malteser St. Franziskus-Hospital. Ein Zeitzeugenbericht von damals erzählt:
Im Laufe des Abends und des folgenden Tages strömten Hunderte von Verwundeten nach Flensburg, und in mehreren Teilen der Stadt wurden Krankenhäuser requiriert. In einem Brief vom 9. Mai 1864 an Bischof Daugaard in Ribe beschrieb der dänische Pastor Graae die Zustände:
„Nach dem 18. April sind etwa 300 dänische Verwundete hierher gebracht worden, aber von diesen habe ich 1/6 begraben. Es gibt hier so viele Krankenhäuser, dass man sich, um etwas zu erreichen, auf einige wenige beschränken muss.
(…) Ich habe mehrmals Gottesdienste in einigen der Krankenhäuser gehalten, wo übrigens Dänen und Preußen sehr freundschaftlich nebeneinander liegen, was im Grunde genommen einen guten Eindruck macht, gerade um des Kontrastes willen in dieser Kriegszeit.“
Quelle: Flensborg under krigen i 1864 – oplevet af byens danske / Flensburg während des Krieges im Jahr 1864 – erlebt von den Dänen der Stadt
Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945)
Es folgte der erste Weltkrieg, die demokratische Grenzziehung mit Verbleib Flensburgs im Deutschen Reich und eine gespaltene deutsch-dänische Gesellschaft. Und es folgte der Zweite Weltkrieg. Mit ihm ging auch die Besetzung Dänemarks einher.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Restaurant Borgerforeningen eine Anlaufstelle für Flüchtlinge. Sein Pächter Hanni Matthiesen beteiligte sich ab 1944 am Widerstand in Flensburg, der mit dem dänischen Widerstand kooperierte und Flüchtlingen und Deserteuren über die Grenze half.
Außerdem verschaffte man dem dänischen Widerstand Waffen, die aus Lokalen von Polizisten und Marineangehörigen entwendet wurden. Der Pächter versteckte die Waffen danach vorübergehend in der Kegelbahn des Borgerforeningen.
Danach wurden die Waffen beispielsweise in Kinderwagen oder in einem doppelten Boden einer Tasche einer Hebamme und später auch durch Fuhrunternehmer über die Grenze geschmuggelt. Matthiesen schmuggelte zudem Sprengstoff in seiner Beinprothese, die er nach einer Kriegsverletzung trug, über die Grenze.
Mit dem Sprengstoff wurden Sabotageaktionen verübt. Matthiesen hatte Kontakt zu Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen in Flensburg, die versuchten, die Kriegsproduktion auf der Flensburger Werft zu behindern. (1)
Heute
Der Festsaal ist der letzte erhaltene große Saal eines alten Flensburger Vereins und bietet 180 Sitzplätze an einer Tafel oder 250 Stehplätze für einen Empfang. Heutzutage dient der Saal des Restaurants national ungebundenen Zusammenkünften. Das Borgerforeningen hat sich einer breiteren Zielgruppe geöffnet.
Hof Borgerforeningen
Der Hof vor dem Stammsitz des Vereins trägt mittlerweile den Namen des Borgerforeningens. Sein ursprünglicher Name lautete Norweger Hof. Der Hof, heute einer der belebtesten Kaufmannshöfe der Stadt, ist über den Holm erreichbar. Über ihn gelangt man auch zum Flensburger ZOB, sodass der Weg häufig einer Abkürzung entspricht.
Einzelne Geschäfte und Dienstleister haben sich eingefunden. Der Borgerforenigen ist heute ein beliebtes Lokal für die ganze Gesellschaft. Der Festsaal zählt heute zum größten erhaltenen Festsaal aus den letzten Jahrhunderten in Flensburg.
Quellen / Weiterführende Informationen
(1) Ludwig Hecker (Redaktion), Irene Dittrich (Autorin): Auf den Spuren von Verfolgung und Widerstand 1933–1945 in Flensburg. Ein Stadtrundgang. Hrsg.: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Kreisvereinigung Flensburg. Flensburg 2013, S. 41 f. (deutsch-dänische Broschüre in Kooperation mit der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (GFS) und mit Unterstützung vom Sydslesvigsk Oplysningsforbund, SOF).
Beitragsbild: Flensburg, Schleswig-Holstein Flensburg, Holm 17; Kaufmannshof: Quergebäude; Restaurant Borgerforeningen. Aufnahme vom 21.07.2022, Flensburg