Die Julius-Leber-Kaserne Husum steht heute an der Stelle eines Feldflugplatzes, der 1939 errichtet wurde. Bei den Bauarbeiten stieß man auf einen vorgeschichtlichen Grabhügel namens „Galgenberg“ oder „Gallibarg„. Der Grabhügel war Teil einer Gruppe von drei Hügeln, von denen nur noch einer erhalten war.
Der größte Durchmesser des Hügels betrug etwa 30 Meter und seine Höhe betrug trotz der abgeflachten Kuppe immer noch zwei bis drei Meter. Bei der Untersuchung des Hügels, unter der Leitung des Archäologen Kurt Haseloff (1) , stellte sich heraus, dass er in einer kargen Heidelandschaft errichtet worden war.
Die Schichtung des Bodens zeigte, dass der Hügel sorgfältig aus gestochenen Heidesoden aufgeschichtet worden war. Es konnte kein zentrales Grab identifiziert werden, aber im südöstlichen Teil des Hügels wurde eine Steinpackung freigelegt.
Richtplatz, Fingerring und sechs Skelette
Interessanterweise wurde zwischen den Steinen ein Fingerring aus doppeltem Golddraht gefunden, der als Grabbeigabe aus der älteren Bronzezeit stammt. Es wurden auch Spuren eines Richtplatzes entdeckt, der den Hügel erheblich gestört hatte. Es wurden Gruben gefunden, in denen die Hingerichteten verscharrt worden waren.
Insgesamt wurden sechs Skelette und zahlreiche Knochenreste gefunden. Einige Skelette lagen dicht beieinander, was darauf hindeutet, dass hier ein Paar hingerichtet wurde. Neben dem Fund aus dem Galgenberg sind aus dem Husumer Gebiet weitere Funde aus der älteren Bronzezeit bekannt, darunter eine unverzierte bronzene Lanzenspitze und eine bronzene Dolchklinge.
Auch aus der mittleren Bronzezeit sind Funde belegt, darunter eine zerscherbte tonnenförmige Urne mit Leichenbrand und ein kleines becherförmiges Beigefäß.
Ein Vollgriffschwert und ein schlanker Zweiösenbecher wurden ebenfalls gefunden. Ein weiterer Grabhügel, der vermutlich aus der Bronzezeit stammt, wurde nahe der Industriestraße entdeckt, konnte aber nicht genauer datiert werden. Bei der Untersuchung des Hügels wurden menschliche Überreste gefunden, die jedoch nicht aus der Vorgeschichte stammten.
Quelle / Weiterführende Informationen
(1) Kurt Haseloff (1912 – 1990) war ein deutscher Archäologe, der sich vor allem mit der Erforschung der vorgeschichtlichen und frühgeschichtlichen Kulturen in Norddeutschland beschäftigte. Er wurde 1912 in Rom geboren und starb am 1990 in München.
Haseloff studierte nach dem Abitur in Kiel zunächst an der dortigen Universität, dann in New York City, Berlin und Bonn. 1936 wurde er in Göttingen mit einer Arbeit zu Psalterillustrationen des 13. Jahrhunderts in England, Frankreich und den Niederlanden promoviert. Im selben Jahr wurde er Assistent am Museum vorgeschichtlicher Altertümer in Kiel, wo er sich am 5. Januar 1943 habilitierte und im Mai 1944 zum Dozenten ernannt wurde.
Er führte zahlreiche Ausgrabungen in Norddeutschland durch: Darunter die am Danewerk, über den Galgenberg von Itzehoe, dem Nordtor der Stellerburg und des oben benannten Galgenbergs in Husum, die er 1939 leitete.
Haseloff war ein bedeutender Vertreter der deutschen Archäologie. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze zu seinen Forschungsergebnissen. Seine Arbeiten trugen wesentlich zum Verständnis der vorgeschichtlichen und frühgeschichtlichen Kulturen in Norddeutschland bei.
Quelle: „Der goldene Ring im Galgenberg“. Geschichte Husums. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. (pdf)
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