Wissenswertes über die Flensburger Rathausstraße – und warum das ein bedeutender Ort war

Die Rathausstraße liegt mitten im Flensburger Zentrum. Bis 1853 wurde der Straßenzug unter dem Namen Bahnhofstraße angelegt. Diese bedeutete eine Verbindung zwischen dem Bahnhof – wo heutzutage der ZOB liegt – und dem Rathaus. Sie bildete dabei eine Kreuzung mit dem Holm und der Großen Straße. Aber das ist nicht alles, es gibt noch etwas mehr zu erzählen.

1861 wurde die Bahnhofsstraße umbenannt und erhielt den Namen Rathausstraße.  Rathausstraße – ein bedeutender Ort? An der heutigen Rathausstraße, auf neutralem Terrain zwischen St.Nikolai und St. Marien, lag einst der Thingplatz. Was ist das?

Als Thingplatz oder Thingstätte genannt, bezeichnete man historische Stätten, wo Volks- und Gerichtsversammlungen nach dem alten germanischen Recht abgehalten wurden. 

Der Flensburger Thingplatz war der Platz, auf dem sich die Bürgerschaft noch fast bis zum Ende des Spätmittelalters zum Allmannsthing beziehungsweise zum Rat versammelte. Er lag in etwa da, wo sich Rathausstraße und Holm/Große Straße kreuzen. 

Der Allmannsthing beschloss im Jahre 1443 den Bau eines Rathauses

Als Standort wählte man das Grundstück Große Straße 1. Dabei überbaute man offenbar einen Teil des Thingplatzes.

Das Rathaus-Grundstück wurde 1961 an Herti verkauft. Das heutige Rathaus wurde weiter südlich errichtet, als Hochhaus. An die Stelle des Alten Rathauses wurde das Warenhaus Hertie, später Karstadt erstellt. Karstadt ist mittlerweile pleite, das Gebäude stand bis vor Kurzem noch leer, jetzt kommt da ein Klamottenladen, auf einem Teil der Fläche. 

Das Foto zeigt die Rathausstraße von Blick oben Museumsberg, den erreicht man über eine Treppe. Etwa in der Mitte des Bildes ist die Kreuzung Große Straße, Holm und Rantahsustraße zu sehen. 

Vor nicht allzu langer Zeit (noch vor Corona) wurde der Ort zur Begegnungszone umfunktioniert, das heißt Punkte auf dem Boden sollten signalisieren, hier haben Fußgänger-/innen und PKW- Bus-LKW-Fahrer-/ innen die gleichen Rechte. 

Da ging allerdings in die Hose, die Punkte hat man vergeblich versucht wieder zu entfernen (Reste sind heute noch zu sehen) und hat der Stadt etliche Euros gekostet und schuf viele Lacher über die Macher-/innen der Stadt.

Wenig zu lachen gibt es bei diesem geschichtlichen Ereignis, dass sich in der Rathausstraße 2 (Alte Post) ereignet hatte. Ein Stolperstein erzählt nur die halbe Geschichte, hier alle Hintergründe: Die Flensburgerin Johanne Ebsen starb 1944 bei nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen. Auf dem am 6.3.14 verlegten Stolperstein steht:

„Hier wohnte Johanne Marie Ebsen
geb. Albertz
Jg. 1881
Eingewiesen 1929
Psychiatrie Schleswig
‚Verlegt’ 14.9.1944
Meseritz/Obrawalde
Ermordet 30.9.1944″ (weiter im Blog)

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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