Um kaum eine Figur der Zeitgeschichte im Norden der Republik ranken sich mehr Legenden als um ihn: Klaus Störtebeker. Er soll mutmaßlich ein berüchtigter Pirat gewesen sein und im 14. Jahrhundert in der Nordsee und Ostsee zahlreiche Schiffe geplündert haben. Am 22. April 1401 soll sein Treiben ein Ende gefunden haben. Vor Helgoland wird er gefangen genommen und noch im selben Jahr, am 20. Oktober, zusammen mit einigen seiner Gefährten in Hamburg hingerichtet. Was war am 22. April 1401 genau geschehen? Um das zu erzählen, müssen wir etwas zurückblicken:
Über das Leben Störtebekers ist kaum etwas bekannt. Um seine Person ranken sich zahlreiche Legenden, die nicht historisch belegt sind. Anfang des 15. Jahrhunderts sollen sich einige Piraten dieses Namens Störtebeker (1) angenommen und die Ost- und Nordsee unsicher gemacht haben.
Wahrscheinlich ist die Störtebeker-Biografie aus verschiedenen Lebensläufen zusammengesetzt. Belegt ist, dass ein Mann namens Klaus Störtebeker in Wismar geboren wird. Vermutlich ist er einer jener traurigen Gestalten, die zur Zeit der Pest ihre Familie verlieren und auf die schiefe Bahn geraten.
Um 1400 jedenfalls soll dieser Mann, der sich Störtebeker nannte als Piratenanführer der so genannten Vitalienbrüder das norddeutsche Küstengebiet in Angst und Schrecken gesetzt haben. Die Mannen überfallen Hamburger und englische Schiffe.
Der wirtschaftliche Schaden, den die Vitalienbrüder anrichten, ist groß. Der englische König beschwert sich in „Klageakten“ persönlich über die Verluste. Auf Störtebeker und seine Mannen wird verstärkt Jagd gemacht. Nikolaus Schocke und Hermann Lange, beide Hamburger Ratsherren und Englandfahrer, soll die Festnahme Störtebekers und seiner Anhänger vor Helgoland gelungen sein.
22. April 1401: Die Schlacht vor Helgoland und Festnahme
Laut späterer Überlieferung des Verbandes Hamburgischer Friedeschiffe soll Störtebecker und seine Truppe am 22. April 1401 auf seinem Schiff „Toller Hund“ unterwegs gewesen sein.
Der Legende nach sei der Erfolg ihrer Festnahme einem abtrünnigen Seeräuber zu verdanken. So soll er das Schiff der Truppe manövrierunfähig gemacht haben, indem er Blei in die Steuerung goß. Vor Helgoland soll das Schiff vor Helgoland gestellt worden sein. Es habe einen erbitterten Kampf gegeben und Störtebeker und seine Mannen seien gefangen genommen worden sein – zusammen mit rund 70 Piraten.
Es gibt aber auch eine andere Erklärung: Geschosse des Schiffes der „Bunten Kuh“ (2) sollen den Hauptmast des Störtebekers Schiffes „Toller Hund“ zerstört haben. Die „Bunte Kuh“ diente ab dem Jahr 1400 der Verfolgung und Bekämpfung der Vitalienbrüder Störtebekers. Und auf jener „Bunten Kuh„ sollen die Gefangenen nach Hamburg gebracht worden sein.
Hinrichtung dokumentiert
Die Hinrichtung Störtebekers und seiner Mannschaft soll dank einer Hamburger Kämmereirechnung von 1401 dokumentiert sein. Zur Abschreckung wären die Köpfe der Getöteten am Hinrichtungsplatz aufgenagelt worden sein.
Später soll ein Schädel, der 1878 bei Hafenarbeiten gefunden wird, als der Störtebekers identifiziert worden sein. Das als „Störtebeker-Schädel“ bekannte Exponat wird im Museum für Hamburgische Geschichte ausgestellt.
Doch bis heute konnte der ausgestellte Schädel nicht gesichert Klaus Störtebeker zugeordnet werden. Auch mit Hilfe kanadischer Forensik-Experten konnte das gut 600 Jahre alte Knochenmaterial genetisch nicht mehr entschlüsselt werden.
Somit ranken sich weiter Legenden um Klaus Störtebeker (oder wie auch immer er hieß) und um „seinen“ Schädel. Er bleibt für immer ein Rätsel der Geschichte.
Quellen / Weiterführende Informationen
Beitragsbild: Einbringung Klaus Störtebekers in Hamburg. Historisierender Holzstich von Karl Gehrts, 1877, Staatsarchiv Hamburg
(1) Der Name Störtebeker bedeutet „Stürz den Becher“
(2) Die Bunte Kuh war vermutlich eine in Flandern gebaute Schnigge, die als eines der Führungsschiffe der hansischen Flotte im Jahre 1401 den Angriff auf den Seeräuber Klaus Störtebeker führte