15. Dezember 1824: Friedrich Eduard Krichauff wird geboren

Der Name Friedrich Eduard Heinrich Wilhelm Krichauff (1824 – 1904) dürfte nur wenigen bekannt sein. Dabei avancierte der im Dezember 1848 nach Australien Auswanderte zu einer Berühmtheit, war er doch der erste Deutschstämmige, der in das südaustralische Parlament gewählt wurde. Ferner erreichte er das Amt eines Agrarministers unter Premierminister Henry Strangways (1832–1920). Grund genug, den am 15. Dezember 1824 in Schleswig Geborenen hier zu porträtieren

Ein Schleswig-Holsteiner in Australien: Friedrich Eduard Krichauff wird als Sohn des Obergerichtsadvokaten und Etatrat Johann Carl Krichauff und dessen Ehefrau Julie (geb. von Bertouch) am 15. Dezember 1824 in Schleswig geboren. Der Vater seiner Ehefrau Dorothea Sophia Arivolina (geb. Fischer) (1836–1919), die er am 10. Mai 1853 in Bugle Ranges (Australien) heiratete, stammte ebenfalls aus Schleswig-Holstein; von seinen vier Söhnen sind namentlich bekannt:

Friedrich Charles Krichauff (* 27. Juni 1861; † 25. März 1954), Architekt und Edward William Krichauff (* 1858; † 22. Dezember 1925), Treuhänder der staatlichen Bank;[Quelle]

Ausbildung

Friedrich Eduard besuchte die Schule in Schleswig und in Husum, ging darauf nach Kiel und begann ein Studium der Botanik an der Universität Kiel und war zugleich Gartengehilfe im Botanischen Garten der Universität.

1846 wechselte er an die Universität Berlin und immatrikulierte sich als Student der Philosophie; in Berlin schloss er sich der Märzrevolution 1848 (1) an (Anmerkung Verfasser: mehr dazu im Nachruf der Schleswiger Nachrichten im Text unten).

Enttäuscht vom Ausgang der Freiheitsbewegung, die auch das Ende der schleswig-holsteinischen Erhebung (2) bedeutete, entschloss er sich, als sogenannter 48er (3) seinem Husumer Jugendfreund Ferdinand Müller (4) zu folgen, der 1847 nach Australien ausgewandert war.

Auswanderung nach Australien und berufliches Wirken

Er ging in Hamburg an Bord eines Auswandererschiffes und erreichte im Dezember 1848 Australien. Zusammen mit Ferdinand Müller, der ebenfalls Botaniker war, erwarb er mithilfe von Samuel Davenport (1818–1906) Land in den Bugle Ranges zwischen Strathalbyn und Mount Barker, östlich von Adelaide, um es zu bewirtschaften; 1849 erfolgte seine Einbürgerung in Südaustralien. Kurz darauf kehrte Ferdinand Müller nach Adelaide zurück.

Auf seinem eigenen Grund und Boden experimentierte er intensiv mit Pflanzen- und Saatgut und entwickelte neue Anbaumethoden. Nutznießer seiner agrarwissenschaftlichen Untersuchungen war sein Freund Ferdinand Müller, der inzwischen Direktor des Botanischen Gartens Royal Botanic Gardens in Melbourne war und sich über Pflanzenspenden für sein Herbarium freute.

Politisches Wirken

Friedrich Eduard Krichauff erwarb seine ersten politischen Erfahrungen auf lokaler Ebene als Regierungsrat in Macclesfield und Chef der Kommunalverwaltung von Strathalbyn. Am 9. März 1857 wurde er vom Bezirk Mount Barker und als erster Deutschstämmiger in das südaustralische Parlament, das im Parliament House in Adelaide tagte, gewählt, trat jedoch bereits am 12. März 1858 von seinem Amt zurück.

Agrarminister unter Premierminister Henry Strangways (1832–1920)

Seine Wiederwahl für den Bezirk Onkaparinga erfolgte am 5. April 1870, er trat dann am 22. Mai 1882 erneut zurück, um eine Reise nach Europa und Amerika durchzuführen; in dieser Zeit wurde 1873 sein eingebrachtes Forstgesetz verabschiedet und er initiierte im August 1875 die Bildung einer Forstbehörde und war kurze Zeit Kommissar für öffentliche Arbeiten und Agrarminister unter dem Premierminister Henry Strangways (1832–1920).

Nach seiner Rückkehr wurde er am 8. April 1884 für den Bezirk Victoria in das Parlament gewählt und vertrat dort seinen Wahlkreis, bis er im Juni 1890 für den Südbezirk in den Legislativrat von Südaustralien kam; dort blieb er bis zum 18. Mai 1894. 1888 wurde er Vorsitzender des Zentralen Landwirtschaftsbüros und blieb es bis zu dessen Schließung 1902.

Schriftstellerisches Wirken

Er trat auch als wissenschaftlicher Autor auf und veröffentlichte unter anderem 1901 eine Arbeit über Düngungsmethoden auf dem Feld und im Garten, dazu publizierte er in The Chronicle und veröffentlichte Schriften 1879 über die Wasserversorgung durch artesische Brunnen und Rohrbrunnen, 1896 über die Zuckerrübenindustrie und 1899 über die Weinindustrie.

 Friedrich Eduard Krichauff stirbt am 29. September 1904.

Nachruf in den Schleswiger Nachrichten vom 12.11.1904:

Hbg. Correspondent 1904 
Ein Schleswig-Holsteiner in Australien gestorben. 
Man schreibt der Voss.Ztg. aus Adelaide, 3.Oktober: 
Abermals hat der Tod eine tiefe Lücke in die Reihe der alten deutschen Pioniere Australiens gerissen – am Donnerstag verschied nach kurzer Krankheit der nahezu 80jährige Friedrich Wulf Krichauff, ein alter Schleswig-Holsteiner, dessen Leben und Wirken mit der Entwicklung unseres Staates in engstem Zusammenhang steht.
 

Krichauff war 1824 in Schleswig geboren; auf dem Gymnasium in Husum schloß er sich an den Apothekerlehrling Ferdinand Müller (den nachmaligen Baron v.Müller, bedeutendsten Botaniker Australiens) an, mit dem er in inniger Freundschaft lebenslang verbunden blieb. 
1846 ging Krichauff an die Universität Berlin und schloß sich mit Begeisterung der Erhebung im März 1848 an
.

Unter seiner Führung stand die Abteilung Studenten, die das Palais des Prinzen von Preußen – mit der Aufschrift „Nationaleigentum“- zu schützen hatte. Als die Bewegung in Schleswig-Holstein ausbrach, eilte er dorthin, um am Kampfe gegen Dänemark teilzunehmen; ein Augenleiden zwang ihn zu seinem großen Schmerze, davon abzustehen, und nun folgte er dem dringenden seines Freundes Müller, der sich bereits in der jungen Kolonie Südaustraliens befand. 

Im Dezember 1848 langte Krichauff hier an und war zunächst lange Jahre als Landwirt tätig. Schon 1857 wählte ihn der Bezirk Mt.Barker in das Unterhaus; er war später eine Zeitlang Ackerbauminister und trat 1890 in das Oberhaus.

Lange Zeit bekleidete er das Amt eines Vorsitzenden des Zentralacker-Bureaus, unermüdlich ist er durch eingehende praktische Versuche wie durch schriftstellerische Arbeiten im Interesse des Landes tätig gewesen.

Er war auch Schöpfer des Forstgesetzes, durch das die erste forstliche Behörde gebildet und regelmäßige Anpflanzungen von Waldbäumen – eine Lebensfrage für unseren Erdteil – eingeführt wurden. Im Frühling v. J. feierte Krichauff mit seiner Gattin die goldene Hochzeit, und zahllos waren damals die Glückwünsche aus der alten und der neuen Heimat.

Nicht minder groß war jetzt beim Begräbnis die Teilnahme, dem Sarge folgten mit der greisen Gattin und vier Söhnen die Mitglieder beider Häuser des Parlaments, Minister und andere hervorragende Persönlichkeiten …“ (Quelle)

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Die Märzrevolution in Berlin war ein Teil der Revolutionen 1848/1849 in Europa und ein zentrales Ereignis der deutschen Freiheits- und Nationalbewegung. Nachdem oppositionelle Volksversammlungen in Berlin Freiheitsrechte von der preußischen Monarchie gefordert hatten, ging ab dem 13. März 1848 Militär gegen sie vor.

Diese Auseinandersetzungen steigerten sich am 18. und 19. März zu Barrikadenkämpfen, die mehrere hundert Todesopfer forderten. König Friedrich Wilhelm IV. sah sich schließlich gezwungen, das Militär aus Berlin abzuziehen und den Demonstranten politische Zugeständnisse zu machen.

Bis zum Sommer kam es zu einer vorübergehenden Liberalisierung: Eine liberale Märzregierung wurde ernannt, und eine frei gewählte Nationalversammlung begann mit der Ausarbeitung einer Verfassung für Preußen. Die Uneinigkeit der revolutionären Kräfte ermöglichte es dem König jedoch, die meisten Zugeständnisse ab 1849 wieder zurückzunehmen.

(2) Die Schleswig-Holsteinische Erhebung war eine von der Mehrheit der Staaten des Deutschen Bundes unterstützte politische und militärische Auseinandersetzung der deutschen Nationalbewegung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein mit dem Königreich Dänemark.

Sie dauerte von 1848 bis 1851. Die dänische Bezeichnung ist Treårskrigen („Drei-Jahres-Krieg“). Die während des Krieges in den Herzogtümern gebildete provisorische schleswig-holsteinische Regierung wurde von den meisten Staaten außerhalb des Deutschen Bundes nicht anerkannt.

Die Erhebung vom März 1848 wurde zum Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg. Der Deutsch-Dänische Krieg von 1864 wird auch als Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg bezeichnet.

(3) Mit dem Begriff Forty-Eighters (engl. für ‚Achtundvierziger‘) werden in den USA und in Australien die Einwanderer bezeichnet, die sich infolge der Niederschlagung der bürgerlich-demokratischen Europäischen Revolutionen von 1848/49 – insbesondere der Märzrevolution (siehe 1) in den Staaten des Deutschen Bundes – gezwungen sahen, aus Europa zu fliehen, und die in der „Neuen Welt“ Aufnahme fanden.

Ihr Exil wurde vielfach auf Dauer mit einer geänderten Staatsbürgerschaft zu einer neuen Heimat. Die Vereinigten Staaten von Amerika und Australien waren zwei der Länder, in denen es damals noch keine Einwanderungsbeschränkungen gab.

Autor/-in unbekannt – P000663ga.jpg,D00015 from Encyclopaedia of Australian Science Presidential portrait of Baron Ferdinand von Mueller, Royal Society of Victoria, Australia

(4) Ferdinand Jacob Heinrich Mueller (i. B. oben) , ab 1867 von Mueller, ab 1871 Freiherr von Mueller (* 30. Juni 1825 in Rostock; † 10. Oktober 1896 in Melbourne, Australien) war ein deutsch-australischer Botaniker und Geograph. Er galt als „einer der bedeutendsten Botaniker Australiens“ (Quelle). Mueller lebte und wirkte einige Zeit in Schiewig-Holstein:

Nach dem frühen Tod seines Vaters zog Muellers Mutter mit vier Kindern zu ihrer Familie nach Tönning. Nach dem Abschluss der dortigen Rektorklasse trat er eine Lehre in der Einhorn-Apotheke in Husum an. Anschließend studierte er Pharmazie an der Universität Kiel, belegte aber auch das Fach Botanik bei Ernst Ferdinand Nolte.

Mit 22 Jahren erlangte er 1847 mit einer Arbeit „über das Gewöhnliche Hirtentäschel“ den Doktortitel. Während seines Studiums hatte er sich bereits eingehend mit der Flora Schleswig-Holsteins befasst und damit begonnen, eine Sammlung aufzubauen. Ein von ihm zusätzlich betriebenes Medizinstudium brach Mueller 1847 ab und wanderte zusammen mit zwei Schwestern über Bremen nach Australien aus.

Beitragsbild (gemeinfrei): Porträt von Friedrich Eduard Krichauff, 1900; Quelle

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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