Sagen und Legenden in Schleswig-Holstein: Röwerlöwe und die Freiheitsliebe der Dithmarscher

Über das Land zwischen Nord- und Ostsee ranken sich zahlreiche Sagen und Legenden. Besonders die Halligen, Inseln, Seeleute -und nicht zuletzt das Meer- bieten Stoff für zahlreiche Geschichten, die bis heute jedes Kind in Schleswig-Holstein kennt. Zu Windbergen lebte ein starker und tapferer Kampfheld, genannt Röwerlöwe und hinterließ Spuren

Das Dithmarschen Volk liebte von Urväterzeiten her seine Freiheit über alles. Große Kämpfe hat es bestanden und blutige Schlachten geschlagen, und viele siegreich, bis es zuletzt noch überwunden ward. Aber immer noch ist in ihm die Erinnerung an seinen alten Ruhm lebendig, wie die Hoffnung auf seiner Freiheit Wiederkehr.

Kaiser Karl der Große schon hatte mit den Dithmarschen zu kämpfen. Nun lebte zu Windbergen (1) ein starker und tapferer Kampfheld, genannt Röwerlöwe, der trat in des Kaisers Dienst, und Karl setzte ihn zu einem Herrn über das Dithmarschenland und -volk als einen Vogt, der die Unterjochten im Zaume halten und zum Christentume zwingen sollte.

Aber die Dithmarschen ließen sich mitnichten im Zaume halten, sie empörten sich gegen den Röwerlöwe, nahmen ihn gefangen und räderten (2) ihn.

Von diesem Röwerlöwe soll das berühmte Geschlecht derer von Reventlowen (3) abstammen, er soll dessen Ahnherr gewesen sein. Lange Zeit wohnten seine Nachkommen noch in Dithmarschen, aber immer glimmte im Volk ein alter Groll gegen dasselbe fort, da hat es sich endlich hinweggewendet und sich über Holstein, Schleswig und Dänemark verbreitet. # Ende #

Weiterführende Informationen

(1) Windbergen liegt im Herzen Dithmarschens, zwischen Meldorf (im Norden) und St Michaelisdonn (im Süden). Sehenswert ist die alte, kleine Kirche zum Heiligen Kreuz. Sie wurde 1742 abgerissen und an derselben Stelle neu und wesentlich größer wiederaufgebaut. Sie gehört aber immer noch zu den kleineren Kirchen in Dithmarschen. Der Altar stammt noch von 1650. Das 1495 gefundene Kruzifix, das vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammt, steht an einem barocken Holzkreuz befestigt, auf dem Altar.

Auch hierzu gibt es eine Sage:

„Vormals war Windbergen zu Meldorf eingepfarrt, aber ein wunderbarer Umstand, so erzählt Hans Dethlefs, gab der ersten Capelle, wie der nachherigen Kirche ihr Daseyn.

An der Stelle der jetzigen Kirche pflügte ein Mann und plötzlich stehen seine Ochsen still, weil sie den Pflug nich zu ziehen vermögen. Bei genauer Untersuchung findet er vor dem Pflugeisen ein kleines ehernes Crucifix, wofür man das noch jetzt auf dem Altar befindliche ausgiebt. Dieses Crucifix verbirgt er als ein Heiligthum, verschließt es in einen Kasten, findet es aber zu seinem Erstaunen alle Morgen wieder oben auf liegen.

Noch will er dieses Heiligthum keinem zeigen, allein er kommt von Sinnen, und wie er nun den Vorfall offenbart, kehrt auch sein Verstand zurück. Jetzt errichtet er auf jener geheiligten Stelle ein großes Kreuz, und daneben eine kleine hölzerne Zelle.
Das Wunder wird bekannt, und das Kreuz kommt in großen Ruf.

Andächtige wallfahren aus dem ganzen Lande und anderen benachbarten Orten dahin, und noch zu Heinrich von Zütphens Zeit wird dem Kreuze, wobei der Wunder viele geschehen, große Ehre erwiesen. Die Wallfahrenden kommen aber nicht mit leerer hand, sondern bringen reichliche Opfer dar, und von diesen erbaut man in der Folge eine Capelle.“ (Quelle:  J. Hanssen/ H. Wolf aus: „Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833“; ebd.: S. 32-33)

(2) Rädern, auch: Radebrechen (radebreken, mit dem rade stozen), war eine Form der Hinrichtung mittels eines großen Wagenrads. Es diente als Spiegelstrafe für Straßendiebe, die jedoch bereits der Sachsenspiegel auch für Mord und Mordbrand vorsah.

Klassisches Rädern mit Rad und scharfkantigen Hölzern (Schweizer Chronik des Johannes Stumpf, Ausg. Augsburg 1586)

(3) Reventlow ist der Name eines holsteinischen und mecklenburgischen Uradelsgeschlechts, das zu den Equites Originarii Schleswig-Holsteins gehört. Die Herren und Grafen von Reventlow sind eines der bedeutendsten Geschlechter im westlichen Ostseegebiet und verzweigten sich auch nach Dänemark. In Schleswig-Holstein ist die Familie bis heute ansässig auf Gut Damp (seit Ende des 16. Jahrhunderts), Gut Wittenberg (seit 1584), Gut Wulfshagen (bei Tüttendorf, seit 1903) und Gut Eckhof(seit 1972).

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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