Jetzt beginnt die Balzzeit der Austernfischer. Auf den drei Halligen Hooge, Langeneß oder Oland im nordfriesischen Wattenmeer sind die Liebeslockrufe der Männchen nach einem Weibchen derzeit nicht zu überhören. Mit seiner Trillerbalz beeindruckt der Austernfischer nicht nur potenzielle Vogel-Partnerinnen, sondern auch die menschlichen Halligbewohner.
Wegen seiner roten Beine und dem langen roten Schnabel wird er auch Kleiner Halligstorch genannt. Aber das alljährliche Schauspiel könnte schon bald zur Seltenheit werden: „Auch wenn der Austernfischer im Frühling sehr präsent scheint, so ist sein Bestand doch bedroht„, wird zitiert Lea-Carina Mendel, Artenschützerin der Deutschen Wildtier Stiftung. Das liegt in erster Linie an den Fressfeinden, die seine Gelege und die Küken rauben.
Die Deutsche Wildtier Stiftung unterstützt den Naturschutzverein Schutzstation Wattenmeer e.V. dabei, den Nesträubern auf die Spur kommen: Durch das Aufstellen von automatischen Kameras an den Nestern können die Vogelschützer herausfinden, durch wen genau und in welchem Umfang die Brut der Austernfischer und anderer Küstenvögel gefährdet sind.
Ein erster Zwischenbericht liegt bereits vor. „Die schlimmsten Eierdiebe sind Wanderratten. Sie räumen nachts die Nester aus und greifen sogar die Elternvögel gezielt an„, wird Lea-Carina Mendel zitiert. Dann sieht man einen Altvogel am frühen Morgen statt auf vier Eiern sitzend allein am Nest hocken.
„Jeder Verlust, auch der eines einzelnen Eis, tut weh„, wird zitiert Benjamin Gnep, Koordinator im Brutvogelmonitoring der Schutzstation Wattenmeer e.V. Im letzten Jahr beobachteten die Vogelschützer auf den Halligen 346 Nester und werteten über fünf Millionen Fotos der Gelege aus.
Mindestens ein knappes Drittel – 109 Nester – wurde den Aufnahmen zufolge von Wanderratten geplündert; allein 86 davon auf der Hallig Hooge. Aber auch Steinmarder, Füchse oder Möwen haben es auf die Gelege abgesehen.
Das alles sind erste Erkenntnisse, um mehr über das Vorkommen und den Einfluss von tierischen Räubern auf die Bestände der Austernfischer und anderer Küstenvögel zu erfahren. Denn trotz der großen Bedeutung der Halligen als Brutgebiet ist darüber immer noch wenig bekannt.
„Wir wollen mit unserer Arbeit diese Wissenslücke schließen, um dann geeignete Schutzmaßnahmen für die Hallig-Vögel entwickeln zu können„, wird Artenschützer Gnep zitiert. So müssten vermutlich die Zugangsmöglichkeiten für standortfremde Fressfeinde, die etwa über Dämme auf die Halligen gelangen, eingeschränkt werden. „Wo das nicht möglich ist, werden wir um Entnahmen nicht herumkommen„.
Info:
Die nordfriesischen Halligen gehören zu den besten Brutgebieten im Wattenmeer. Leider wird hier der Bruterfolg zunehmend durch standortfremde Nestprädatoren wie Fuchs, Marderhund oder Wanderratte bedroht. Das Video zeigt beispielhaft, wie sogar Ratten auf Hallig Hooge die die Nester von Fluss- und Küstenseeschwalben plündern.
Mit dem Nestkamera-Projekt wollen wir zeitnah feststellen, wo die Küstenvögel durch welche Beutegreifer besonders gefährdet sind und dazu beitragen, schnell umzusetzende Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Video: Gefahr durch Nesträuber bei Küstenvögeln / Quelle: Schutzstation Wattenmeer e. V. / Gnep
Links / weitere Infos:
Die Schutzstation Wattenmeer ist ein gemeinnütziger Naturschutzverein, der zahlreiche Informationszentren auf den Nordfriesischen Inseln, den Halligen und dem schleswig-holsteinischen Festland unterhält.
Website Naturschutzverein Schutzstation Wattenmeer e.V. (hier klicken)
Die Deutsche Wildtier Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung des privaten Rechts mit Sitz in Hamburg. Sie setzt sich für den Schutz von Wildtieren ein und ist sowohl im Naturschutz als auch in der Naturbildung aktiv. Initiiert wurde die Stiftung 1992 vom Unternehmer Haymo Rethwisch.
Website Deutsche Wildtier Stiftung (hier klicken)