Gisela Werler war die erste Bankräuberin in der Bundesrepublik Deutschland. Zusammen mit ihrem Komplizen Hermann Wittorf überfiel sie in den 1960er-Jahren 19 Banken und erbeutete rund 400.000 DM. Werfen wir einen Blick auf die Biografie von Gisela Werler und wie sie zur Bankräuberin wurde.
Zwei Extreme im Leben von Gisela Werler: Von bitterer Kindheit zur unerwarteten Wandlung
Gisela Werler wurde am 18. August 1934 in Altona als älteste von drei Töchtern eines Bauschlossers geboren. Sie wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und ihre Kindheit war von Armut, Gewalt und Vernachlässigung geprägt.
Ihre Eltern waren alkoholabhängig und misshandelten sie oft. Sie musste als Kind arbeiten, um die Familie zu unterstützen, und wurde in der Schule gemobbt.
Warum wurde Gisela Werler zu einer verbitterten und gewalttätigen Person?
Wer war Gisela Werler, von der ihre Eltern laut SPIEGEL (1) sagten, sie sei ihr „ein und alles“?
In der Schule war sie nicht besonders erfolgreich und schaffte nur mit Mühe den Hauptschulabschluss. Danach arbeitetesie als Fabrikarbeiterin und Verkäuferin. Selbst mit 30 Jahren lebte sie noch bei ihren Eltern.
In ihrer Nachbarschaft und am Arbeitsplatz galt Gisela Werler als nette und hilfsbereite Person. Sie war immer pünktlich und zuverlässig. Niemand hätte gedacht, dass sie sich zur Bankräuberin entwickeln könnte
Das kriminelle Doppelleben: Gisela Werler und Hermann Wittorf – Banküberfälle, Liebe und der spektakuläre Prozess
1964, sie war mittlerweile 31, lernte Gisela ihren späteren Ehemann, Hermann Wittorf durch seinen Freund Hugo Warncke kennen. Warncke war ein verschuldeter Taxifahrer, der bereits mehrere Banküberfälle begangen hatte.
Warncke bat Gisela, ihren Kleiderschrank in der elterlichen Wohnung als Versteck für die Beute zu nutzen. Gisela war
einverstanden und verliebte sich in Wittorf. Sie unterstützte ihn bei seinen Überfällen und wurde zu seiner Komplizin. Gemeinsam erbeuteten sie in zwei Jahren rund 400.000 DM.
Bei ihren Überfällen gingen Werler und Wittorf immer nach dem gleichen Muster vor. Sie suchten sich freitags kurz vor
Geschäftsschluss eine zuvor ausgekundschaftete Bank aus. Während Wittorf die Angestellten und Kunden mit einer Maschinenpistole bedrohte, sammelte Werler das Geld ein.
Wende zum Schrecken: Festnahme und Gewaltakt bei der Flucht von Gisela Werler und Hermann Wittorf
Doch dann kam es am 15. Dezember 1967 in Bad Segeberg zu einem Wendepunkt. Die Bankangestellten wehrten sich und Wittorf schoss auf vier von ihnen, die alle verletzt wurden.
Bei der Flucht wurden Werler und Wittorf von vier Polizisten gestellt. Sie zogen ihre Waffen und eröffneten das Feuer. Die Polizisten wurden getroffen und niedergeschossen, aber die beiden Räuber konnten entkommen.
Es folgte eine wilde Verfolgungsjagd, bei der die Polizei das Räuberduo schließlich stellen konnte. Werler und Wittorf waren in einer Sackgasse gefangen und wurden von einer geschlossenen Bahnschranke blockiert.
Werler versuchte erneut, die Polizisten zu beschießen, aber das Magazin ihrer Maschinenpistole fiel heraus. Der Polizist überlebte den Angriff und konnte die beiden Räuber festnehmen.
Banklady vor Gericht: Gisela Werlers spektakulärer Prozess und die widersprüchlichen Motive
Am 27. Dezember 1968 begann der spektakuläre Prozess gegen Gisela Werler und Hermann Wittorf vor dem KielerLandgericht. Die ganze Republik schien den Fall zu verfolgen. Werler behauptete vor Gericht, aus Liebe gehandelt zu haben.
Sie sagte, sie sei Wittorf hörig gewesen und habe ihm geholfen, seine Schulden zu bezahlen. Es wurden jedoch auch andere Motive diskutiert, wie finanzielle Not oder der Wunsch nach einem besseren Leben.
„Man muss sie sehen, die erfolgreichste Bankräuberbande der Nachkriegszeit und ihren Star, die 34-jährige Gisela Werler. 400.000 Mark in zweieinhalb Jahren.“
Originalkommentar Wochenschau zum Prozessauftakt
Werler war nicht nur eine passive Komplizin, sondern auch aktiv an den Überfällen beteiligt. Sie kundschaftete die
Banken aus und bedrohte die Angestellten mit einer Waffe. Am 29. Juli 1965 überfiel sie alleine die Filiale Elbgaustraße der Hamburger Volksbank und erbeutete 3100 DM.
Ihre Taten waren für die damalige Zeit ungewöhnlich, da sie als Frau in einer Männerdomäne agierte. Werler wurde als“femme fatale“ bezeichnet, obwohl sie in Wirklichkeit eine einfache Frau aus dem Arbeitermilieu war.
Ihre Geschichte erregte großes Aufsehen in der Öffentlichkeit. Sie wurde als „Banklady“ bezeichnet und in den Medienals moderne Robin Hood gefeiert. Kriminalreporter des „Hamburger Abendblattes“ nannten sie die „Chefin der gefährlichsten Bankräuberbande der Nachkriegszeit.“
Im SPIEGEL wird Giselas Mutter, Margaretha Werler, zitiert, sie sagte:
„Mit der Gisela sind wir fertig, uns so an der Nase herumzuführen. Wir haben alle nichts Anständiges anzuziehen, und für das Essen reicht es auch kaum. Und sie raubt sich das viele Geld zusammen. Wenigstens was abgeben hätte sie können!“
SPIEGEL
Urteil und Schicksal: Gisela Werlers Haftstrafe, Hochzeit im Gefängnis und das Leben danach
Am 6. Februar 1969 wurde Gisela Werler zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt, während Wittorf dreizehneinhalb Jahreerhielt. Im Gefängnis heirateten sie.
Nach ihrer Haftentlassung lebte Werler zurückgezogen in Hamburg und starb 2003 im Alter von 69 Jahren.
Rückfall in die Kriminalität: Hermann Wittorffs erneuter Banküberfall nach Haftentlassung und das Rätsel um Gisela Werlers Beteiligung“
Einmal Bankräuber – immer Bankräuber? Ihr Komplize Hermann Wittorf beging nach seiner Haftentlassung im Dezember 1985 erneut einen Banküberfall auf die Elmshorner Bank für Gemeinwirtschaft.
Er gab vor Gericht an, dass er sich auf diese Weise seine Altersversorgung sichern wollte. Eine Beteiligung von Gisela Werler konnte ihm jedoch nicht nachgewiesen werden.
Dabei konnte seiner Frau Gisela Werler eine Tatbeteiligung nicht nachgewiesen werden. Quelle: Katja Iken: Banklady Gisela Werler – Mit Schirm, Charme und Pistole. In: Spiegel Online einestages. 14. Dezember 2007 (spiegel.de).
Die Verfilmung
Die Geschichte von Gisela Werler wurde mehrfach verfilmt, unter anderem in der ARD-Dokumentation „Die Banklady-Story“ (2) im Jahr 1999 und im Spielfilm „Banklady“ im Jahr 2012.
Quellen / Weiterführende Informationen
(1) SPIEGEL Banklady Gisela WerlerMit Schirm, Charme und Pistole (Link)
(2) YouTube-Video: „Geld her! Die Banklady Reportage über Banküberfälle“
Beitragsbild: Symbol, Mann bringt Frau das Schießen mit einer Waffe bei