Zwei Personen haben vor der Wassersperre einer Tiefgarage im Margarethenhof/Ecke Wilhelmstraße in Flensburg posiert. Das Wasser erreicht beinahe die Höhe der Sperre, während sie von einer anderen Person fotografiert werden und lächeln. Das Bild wurde am 20.10.2023 in Flensburg aufgenommen – an jenem Tag, an dem das schwerste Ostseesturmhochwasser seit 1872 stattfand.
Das Ostseesturmhochwasser 2023
In der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 2023 ereignete sich das schwerste Ostseesturmhochwasser seit dem Jahr 1872. Der höchste gemessene Wasserstand betrug 2,27 Meter über Mittelwasser in Flensburg. Die Schäden an den Küsten, Stränden, Hochwasserschutz, Häfen und Booten in Deutschland wurden auf etwa 200 Millionen Euro geschätzt.
Ursachen
Das Sturmhochwasser wurde durch ein Tiefdrucksystem verursacht, das von der Westküste Spaniens über den Golf von Biskaya und Großbritannien und Irland hinwegzog. Es traf auf ein blockierendes Hochdruckgebiet über Skandinavien. Durch die gegenläufigen Winde aus den Tief- und Hochdruckgebieten kam es zu starken Ostwinden über der Ostsee.
Das Sturmhochwasser wurde zusätzlich durch den Klimawandel verstärkt. Der Meeresspiegel ist in den letzten 150 Jahren um etwa 20 Zentimeter gestiegen. Dies erhöht die Auswirkungen von Sturmfluten um diesen Wert.
Verlauf
Die höchsten Wasserstände wurden in Dänemark mit 2,16 Meter in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober in Aabenraa und Hesnæs erreicht. In weiten Teilen der Ostseeküsten von Fünen und Sydjylland wurden Hochwasser gemessen.
In Deutschland waren vor allem Flensburg sowie die küstennahen Gebiete der Kreise Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein betroffen. Schäden waren aber auch weiter südlich und östlich zu verzeichnen, etwa im Kieler Olympiahafen Schilksee oder bei Dammbrüchen in Ostholstein und am Darß.
Auswirkungen
Über zweitausend Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Auf der Ostseeinsel Fehmarn starb eine Frau in ihrem Auto durch einen umstürzenden Baum.
Sturm und Hochwasser führten verbreitet zu Sturmschäden, Verkehrsbehinderungen und Stromausfällen. Deiche wurden überspült und beschädigt. Zahlreiche Strände wurden abgetragen. Boote und Segelyachten sanken in den Häfen.
Die Schäden werden auf über 100 Millionen Euro geschätzt. Im Kreis Rendsburg-Eckernförde wurde am Freitagabend Katastrophenalarm ausgelöst.
Folgen
Die Landesregierung von Schleswig-Holstein hat einen Wiederaufbaufonds in Höhe von mindestens 200 Millionen Euro angekündigt. Die Lasten sollen hälftig von Land und Kommunen getragen werden. Der Bund wurde aufgefordert, sich entsprechend zu beteiligen.
Mit dem Fonds sollen Überbrückungsdarlehen gewährt werden, bis Zahlungen aus Versicherungsverträgen erfolgen. Bei nicht versicherten Geschädigten soll in Härtefällen geholfen werden.
Die Schäden im Bereich der touristischen und kommunalen Infrastruktur werden auf über 140 Millionen Euro geschätzt. Außerdem wurde die Bereitschaft signalisiert, unter Umständen Regionaldeiche in Landesschutzdeiche umzuwidmen.
Fazit
Das Ostseesturmhochwasser 2023 war ein verheerendes Ereignis, das erhebliche Schäden anrichtete. Die Auswirkungen des Klimawandels werden auch in Zukunft zu häufigeren und intensiveren Sturmfluten führen. Es ist daher wichtig, den Hochwasserschutz weiter zu verbessern.
Bildquelle: Willi Schewski