Es sind Fakten, die bedrücken: Laut dem Armutsbericht 2020 des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Schleswig-Holstein lag die Armutsquote im Jahr 2019 bei 16,7 Prozent. Das bedeutet, dass etwa jeder sechste Einwohner von Schleswig-Holstein von Armut betroffen war. Die Armutsquote ist damit etwas höher als der Durchschnitt in Deutschland, der im Jahr 2019 bei 15,9 Prozent lag.
Besonders betroffen von Armut sind in Schleswig-Holstein Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen. Auch in einigen Regionen von Schleswig-Holstein, wie zum Beispiel in einigen Stadtteilen von Kiel, Flensburg oder Lübeck, ist die Armutsquote besonders hoch.
Die Landesregierung von Schleswig-Holstein hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um Armut zu bekämpfen und Menschen in Not zu unterstützen. Dazu gehören beispielsweise Programme zur Förderung von Bildung und Ausbildung, zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung.
Auch die Unterstützung von ehrenamtlichen Organisationen und die Förderung von Arbeitsplätzen sind wichtige Bestandteile der Armutsbekämpfung in Schleswig-Holstein.
Trotz der Bemühungen der Landesregierung gibt es in Schleswig-Holstein immer noch viele Menschen, die von Armut betroffen sind. Es bleibt wichtig, weiterhin auf die Bedürfnisse dieser Menschen aufmerksam zu machen und sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen.
#IchBinArmutsbetroffen – was tun?
Hier sind einige Dinge, die du tun kannst, wenn du in Armut lebst:
– Suche nach Ressourcen in deiner Gemeinde: Es gibt oft lokale gemeinnützige Organisationen, Kirchen oder gemeinnützige Gruppen, die dir helfen können. Sie können dir mit Lebensmitteln, Kleidung, Unterkunft, medizinischer Versorgung und anderen Bedürfnissen helfen. Recherchiere, welche Ressourcen in deiner Umgebung verfügbar sind und wie du sie in Anspruch nehmen kannst.
– Erwäge, eine soziale Unterstützung zu beantragen: Wenn du in einer finanziellen Notlage bist, gibt es möglicherweise staatliche oder lokale Programme, die dir finanzielle Unterstützung bieten können. Diese können Lebensmittelmarken, Medicaid, Notunterkünfte, Wohngeld und andere Leistungen umfassen.
– Suche nach den richtigen Stellen und Einrichtungen und informiere dich, welche Anforderungen und Kriterien für die Unterstützung gelten.
Suche nach neuen Möglichkeiten: Überlege, welche Fähigkeiten und Talente du hast, die du nutzen kannst, um zusätzliches Einkommen zu verdienen. Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten, um online oder in der Nachbarschaft zu arbeiten, z.B. als virtueller Assistent, Tutor, Nachhilfelehrer, Verkäufer von Handwerkskunst und vieles mehr. Wenn du dich weiterbildest und neue Fähigkeiten erlernst, können sich auch neue Chancen ergeben.
– Suche nach emotionaler Unterstützung: Es kann sehr schwer sein, in Armut zu leben, und es kann dich emotional belasten. Es ist wichtig, Unterstützung von Freunden, Familie oder Therapeuten zu suchen, um dich emotional zu stärken. Es gibt auch Selbsthilfegruppen, die dir helfen können, dich mit Menschen in ähnlichen Situationen zu verbinden.
Insgesamt ist es wichtig, nicht aufzugeben und nach Unterstützung und Hilfe zu suchen, wenn du in Armut lebst. Es gibt Möglichkeiten, um deine Situation zu verbessern, und du verdienst Unterstützung und Hilfe, um dein Leben zu verbessern.
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Zum Beitragsbild: König Friedrich II. auf einer seiner Inspektionsreisen, begutachtet den Kartoffelanbau; Gemälde von 1886.
Armutsbekämpfung durch Zwangsmaßnahmen
Mit dem Übergang von vormodernen zu neuzeitlichen Gesellschaften änderte sich die Einstellung zur Armut. „Arme Gottes“ galten durchaus als natürlich und deren Unterstützung, Almosengabe gilt in vielen Religionen als religiöse Pflicht. Im Bereich des Islams wird die Zakāt bis heute als ein wichtiges Mittel zur Linderung von Armut betrachtet, weil durch sie angehäufter Reichtum eingesammelt und umverteilt wird.
In Europa wird Armut seit der Renaissance zunehmend als Last aufgefasst, schon früher vorhandene Einrichtungen der Armenfürsorge blieben zwar erhalten, zunehmend wurden aber Zwangsmaßnahmen zur Armutsbekämpfung eingesetzt.
In Preußen erließ Friedrich der Große am 24. März 1756 eine Circular-Ordre, die den Kartoffelanbau anordnete, um der Verarmung durch den Getreidewucher nach Missernten gegenzusteuern (vgl. Kulturgeschichte der Kartoffel in Schleswig-Holstein im Blog).
Doch stand im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts das Arbeitshaus im Zentrum der Armutsbekämpfung. Vor allem in calvinistisch geprägten Gesellschaften herrschte die Auffassung vor, dass Armut selbstverschuldet sei und durch Faulheit komme.
Arbeitshäuser dienten der Abschreckung und Umerziehung von Bettlern und Landstreichern. In Deutschland wurden Arbeitshäuser 1969 abgeschafft.
In Europa setzte sich im Zuge der Industrialisierung und der Auseinandersetzung um die Soziale Frage die Auffassung durch, dass Armut durch genossenschaftliche oder wohlfahrtspolitischeMaßnahmen verringert werden könne. Armutsbekämpfung stand etwa im Vereinigten Königreich am Ausgangspunkt der modernen Sozialpolitik.