Flensburg als Filmkulisse

Schleswig-Holstein bietet nicht nur Sehnsuchtsorte für Reisefans, sondern ist auch beliebt bei Filmteams. Immer wieder dienen die Küsten, Inseln, Städte, die idyllischen Orte im Binnenland, Schlösser und Gasthäuser im echten Norden als Kulisse für Spielfilme, Krimis oder Serien. So auch in Flensburg, in diesem Artikel ein Überblick über Vergangenes und Aktuelles

 „Der Landarzt“,  „Da kommt Kalle“,  Werner – Beinhart!“ in der Vergangenheit,  „Mordsschwestern“ und „Unter anderen Umständen“ in der Gegenwart – dass alles sind Film- und Fernsehproduktionen die in und um Flensburg gedreht wurden. In diesem Beitrag gehen wir näher auf Flensburg als Filmkulisse ein und schwenken einen Blick auf die Kinogeschichte, die in der Fördemetropole mit ihren Anfang genommen hat.

Wir beginnen mit ein Stück Kinogeschichte:

Die begann im Jahr 1896 und in Flensburg. Da nahm die Geschichte des Kinos ihren Anfang. In der Großen Straße 1 wurde der erste Filmbetrachter von Edison, der sogenannte Kinetoskope (von griech. kinesis ‚Bewegung‘, skopein ‚sehen‘), ausgestellt. Erste Kurzfilme lockten noch im selben Jahr Besucher in verschiedene Varietés: zunächst ab dem 5. Dezember 1896 ins „Colosseum“, einen Tag später ins „Tivoli“ und in darauffolgender Zeit in den „Nordischen Hof“ (Norderstraße 76) sowie in die „Harmonie“ in der Toosbüystraße 21.

Innenansicht des Kinetoskops. Das Kinetoskop (griech. kinesis ‚Bewegung‘, skopein ‚sehen‘) ist der erste Filmbetrachter und wurde 1891–92 von William Kennedy Laurie Dickson, Chefingenieur bei Edison, entwickelt

Am 8. September 1906 eröffnete das erste feste Kino der Stadt, das „Kosmorama“ in der Nikolaistraße 10 mit 123 Sitzplätzen. Zahlreiche weitere Kinoeröffnungen folgten, darunter die des „Palast-Theaters mit 230 Plätzen im Holm 35 und des „Lichtspielhauses Opera“, des ersten Kino-Neubaus, das später als „Germania“ und „Central-Tonfilmtheater“ von 1911 bis 1969 fast 60 Jahre lang bestand.

Nach dem Ersten Weltkrieg eröffneten „das Edens“ (später „Corso“) im Holm 19/21, das „Colosseum“ in der Großen Straße 12 (mit rund 1000 Plätzen das größte Kino der Stadt), das „Gloria“ (später „Kammerlichtspiele“ beziehungsweise „Roxy“, Abriss 2008) und 1929 das „Schauenburg“ (später „Capitol“) in der Neustadt 50.

Erster Tonfilm in Flensburg

Am 4. März 1930 präsentierte der „Gloria-Palast“ mit „Atlantis“ von E. A. Duponts erstmals einen Tonfilm in Flensburg. In den Hauptrollen spielen Fritz Kortner, Elsa Wagner, Heinrich Schroth, Julia Serda, Elfriede Borodin, Lucie Mannheim, Franz Lederer und Willi Forst.

Inhalt: Anlehnend an den Schiffsuntergang der „Titanic“ im April 1912 wird in diesem Film die Geschichte eines Passagierkreuzfahrtschiffes namens „Atlantic“ nacherzählt. Der Luxusliner befindet sich auf der Jungfernfahrt von Europa nach Amerika. An Bord herrscht ausgelassene Stimmung, sowohl unter den Reichen auf dem Oberdeck als auch bei den Passagieren der unteren Klassen. Die „Atlantic“ gilt als unsinkbar…

Zur Zeit des Nationalsozialismus bestimmten überwiegend Unterhaltungsfilme das Programm, die vor allem im Colosseum aufgeführt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gaben viele Kinobetreiber auf. Die, die sich gegenüber dem Fernsehen behaupten konnten, waren folgende:

  • „Colosseum“ (bis 1984),
  • „Mürwiker Park-Lichtspiele“ (später „Pali“, welches bis 1980 im Hotel Seewarte in der Mürwiker Straße untergebracht war),
  • Palast-Theater am Adelbyer Kirchenweg zur Bismarckstraße hin, welches als neugebautes Kino von 1955 bis 2003 bestand,
  • Odeon, welches bis 1986 als Programmkino ein Quartier im Flensburger Bahnhof fand, und
  • City in der Toosbüystraße 21, das sich von 1984 bis 2001 hielt.

Kinogegenwart

In Flensburg gibt es zwei Kinos. Das im Dezember 1996 eröffnete Programmkino 51 Stufen im alten Musiksaal des Deutschen Haus zeigt Filme abseits der Massenware, hat 120 Sitzplätze und ist zugleich Spielstätte der Flensburger Kurzfilmtage. Der Name des Filmtheaters bezieht sich auf den „mühsamen“ Treppenaufstieg hinauf ins 2. Obergeschoss und ist eine Anspielung an den frühen Alfred-Hitchcock-Klassiker Die 39 Stufen von 1935.

Seit 2000 gibt es ein Multiplex-Kino am ZOB für das Massenpublikum. Das Kino ist mit knapp 2000 Sitzplätzen in acht Sälen das größte der Stadt. Widmen wir uns nun den Film- und TV-Produktionen zu, die in und um Flensburg entstanden sind. Es waren viele, hier eine Auswahl:

Flensburg als Filmkulisse: Filmserien

„Kalles Polizeirevier“ im Haus der Flensborg Avis am Schiffbrückplatz (2011)

Der Flensburger Hafen diente der 1986–2012 produzierten ZDF-Serie Der Landarzt als Kulisse für Außen- und Stadtaufnahmen. Die ebenfalls für das ZDF produzierte Vorabendserie-Serie Da kommt Kalle (ab 2006) wurde dagegen sogar überwiegend in Flensburg gedreht. Häufig fungierte hier der Hafen, vielfach aber auch andere Bereiche der Stadt als Drehorte.Comicfilme

Einige Realfilm-Sequenzen der Comicverfilmung Werner – Beinhart! von 1990 spielen in Flensburg. Im Film Werner – Volles Rooäää!!! aus dem Jahr 1997 wird die Stadt „Knöllerup“ genannt. Der Name setzt sich zusammen aus dem Wort Knöllchen und der ortsüblichen Endung „-rup“ für ein „Dorf“. Der Film handelt von Abrissplänen am alten Flensburger Hafen.

„Der Flensburg Krimi“

Bildschirmaufnahme ARD/NDR „Der Flensburg Krimi“

In den letzten zwei Jahren wurde in Flensburg die ARD/NDR-Krimireihe „Der Flensburg Krimi“ gedreht. Inhalt: An der Flensburger Förde wird die Leiche des aus Dänemark stammenden Christian Rommedahl angespült. Ins Visier des neuen Ermittlerduos Svenja Rasmussen und Antoine Haller gerät zunächst der Freund und Arbeitskollege des Opfers, Lasse Jørgensen. Eine weitere Spur führt die Kommissarin und den Kommissar zum Flensburger Spirituosenhändler Philipp Schaaf. Zwischen ihm und dem Toten scheint es ebenfalls eine Verbindung zu geben, denn auf Rommedahls Handy werden Fotos von Schaafs Tochter Lisa gefunden. Und auch Lasse scheint involviert zu sein.

Die Folge „Der Tote am Strand“ kann aktuell noch in der ARD-Mediathek angeschaut werden (Video verfügbar:bis 01.04.2025).

„Unter anderen Umständen“

Sehr erfolgreich lief und läuft im ZDF die Krimi-Reihe . Kriminalkommissarin Jana Winter (Natalia Wörner) ermittelt mit psychologischem Spürsinn in Schleswig-Holstein. Dabei muss sie sich immer wieder gegen männliche Kollegen durchsetzen. Hier in der ZDF-Mediathek die Teile nachgucken.

Neue Folgen„Unter anderen Umständen – Durchgebrannt“ (bis Ende April 2023)

In Hamburg und Schleswig-Holstein entsteht derzeit der 22. Film der ZDF-Krimireihe „Unter anderen Umständen“ mit dem Arbeitstitel „Durchgebrannt“. Inhalt: Nahe des Flensburger Hafens wird ein Zettel mit einem Hilferuf gefunden. Er stammt von Dominik Wiesner (Levi Kirchhoff), der vor drei Monaten spurlos verschwand.

Offenbar hat der 15-Jährige es geschafft, die Notiz aus einem Keller zu schmuggeln, in dem er – eingesperrt – auf Hilfe wartet. Für Jana Winter (Natalia Wörner) und ihr Team (Ralph Herforth, Lisa Werlinder) entwickelt sich dieser geheimnisvolle Fall zu einem nervenaufreibenden Drama. In weiteren Rollen spielen Jacob-Lee Seeliger, Richard Ulfsäter, Katrin Wichmann, Jean-Luc Bubert, Emilia Djalili und andere. 

Mordsschwestern

Museumshafen Flensburg. Aufnahme vom 29.05.2022, Flensburg, Hafen (West)

Seit Herbst 2022 zeigt das ZDF die neue KrimiserieMordsschwestern“. Darum geht´s: Um Schwestern: So lieb man sie hat, so sehr gehen sie einem auch auf die Nerven. Das müssen auch Viktoria und Feli Lorentzen feststellen, als Feli zurück nach Flensburg zieht und die beiden bei der Kripo Kolleginnen werden.

Einer der verschiednen Drehorte in Flensburg war direkt an der Förde, an der Schiffbrücke, am Hafen gelegen. Hier wurden u.a. am Anleger die Szenen mit dem Verkaufsstand „Robins Fischkutter“ gedreht. Ein Besuch lohnt sich. Auch das Nachgucken der Serien, hier in der ZDF-Mediathek.

Aktuell: In Flensburg, Hamburg und Umgebung entstehen sechs weitere Folgen für die Freitagskrimi-Reihe „Mordsschwestern – Verbrechen ist Familiensache“. Mehr dazu in unserer Facebook-Präsenz.

Spielfilme

Zum Ende des Ersten Weltkrieges wurde vom Deutschen Militär in Flensburg-Mürwik, mit Hein Petersen, „vom Schiffsjungen zum Matrosen„, eine Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm, für propagandistische Zwecke produziert. Hier via YouTube gucken:

Vor dem Zweiten Weltkrieg war Flensburg Filmkulisse für den 1937 erschienenen Film Ein Volksfeind, den ein Jahr später erschienenen Propagandafilm Kameraden auf See und den 1939 herausgebrachten Film Brand im Ozean von Günther Rittau mit Hans Söhnker und Winnie Markus.

Schloss Glücksburg – Krimi und Klatsch

Nicht in Flensburg aber in Glücksburg war das Wasserschloss eine begehrte Location. Die erfolgreiche ZDF-Serie „Der Fürst und das Mädchen“ hat dem Wasserschloss zu noch größerer Bekanntheit verholfen. Die Kulisse scheint perfekt für dramatischen Filmstoff: Schon 1960 diente Schloss Glücksburg als Drehort für die Edgar-Wallace-Verfilmung „Die Bande des Schreckens“.

Am Museumshafen der Filmset des Kinodramas Der Schatten (Ende 2011)

2004 drehte der in Flensburg geborene Regisseur Till Franzen seinen ersten abendfüllenden Spielfilm Die blaue Grenze (Deutschland 2004/2005) in der Fördestadt und in der angrenzenden Region Syddanmark.

Blick von Bord des Schiffes auf den Flensburger Museumshafen. Aufnahme vom 23.04.2022, Flensburger Förde, Ostsee, Grenzgebiet Deutschland-Dänemark

Ungefähr im gleichen Zeitraum übernahmen für die Dokufiktion Flensburg, Minnesota Franzen die Regie und der ebenfalls gebürtige Flensburger Christian Theede die Kamera. Filmkulisse ist die gleichnamige Stadt Flensburg in Minnesota.

In der ZDF-Krimikomödie „Das geheime Leben meiner Freundin“ (Deutschland 2004/2005 spielten Mariele Millowitsch und Jürgen Vogel die Hauptrollen.

Für diese Literaturverfilmung des Krimis Die Sonnenuhr oder das geheime Leben meiner Freundin Roos von Maarten ’t Hart wählten die Filmemacher den Kurstrand in Glücksburg, die Flensburger Altstadt und die Marineschule Mürwik als Location aus.

Auch Teile des Films Nimmermeer (2006) wurden in Flensburg gedreht. Des Weiteren wurde der Fernsehfilm „Ich heirate meine Frau“ (2007), mit Elmar Wepper und Gila von Weitershausen in den Hauptrollen, in Flensburg gedreht.

Flensburger Hafen, Blick von der Hafenspitze in Richtung Nord-Osten, vorne links Blumeninseln, hinten Industriehafen. Aufnahme vom 10.05.2022, Flensburg,

Ende 2011 wählte Peter Heinz die Stadt als Kulisse für sein Kinodebüt „Der Schatten“. Der „durch familiäre Bande mit der Förde verwurzelte“ Regisseur drehte unter anderem in der Fußgängerzone, in der Kapelle des Friedhofs Friedenshügel, beim Museumshafen Flensburg, bei der Baustelle des Büro- und Wohnhauses Klarschiff am Ostufer und in der Szenekneipe Porticus 1740 sowie in Handewitt im Einkaufszentrum Scandinavian Park und auf den dänischen Ochseninseln. Eine Uraufführung des Films im Kino oder im Fernsehen ist nicht bekannt.

Musikfilm Flensburg Beats

Ein Spiegelbild der hiesigen Musik- und Kunstszene zeigt der Kinofilm Flensburg Beats aus dem Jahr 2014. Es handelt sich um einen Dokumentarfilm in dem Flensburger Musikgrößen, wie unter anderem Andreas Fahnert von Santiano oder der Sänger der ehemaligen Flensburger Band Echt, Kim Frank, interviewt werden. ebenfalls porträtiert werden weitere Flensburger Kulturschaffende, wie zum Beispiel der Comic-Zeichner Kim Schmidt. Die Uraufführung fand am 26. Dezember 2014 im ausverkauften Großen Saal des Deutschen Hauses statt.

Soweit unser Blick auf Flensburg als Filmkulisse. Der Inhalt erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Der Beitrag darf gerne kommentiert werden (Kommentarfeld siehe unten).

Verwiesen sei im Blog auf folgende Beiträge zum gleichen Thema: Schleswig-Holstein als Filmkulisse: Teil 1 und Teil 2.

Beitragsbild: Flensburg, Schiffbrücke

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

Ein Gedanke zu „Flensburg als Filmkulisse“

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