Flensburg: Das Europäische Zentrum für Minderheitenfragen (ECMI) – Seit 1997 Sitz im Kompagnietor

Das Kompagnietor ist eine der Sehenswürdigkeiten Flensburgs an dessen Hafen. Das Tor aus dem 17. Jahrhundert hatte einen mittelalterlichen Vorgängerbau, mit dem gleichen Namen. Seit 1997 ist das Kompagnietor Sitz des Europäischen Zentrums für Minderheitenfragen (European Centre for Minority Issues, Abk. ECMI)

Der erste Grenzlandbeauftragte der Landesregierung, Kurt Hamer, hatte 1991 den Anstoß für die Einrichtung des Instituts in Flensburg gegeben. Offiziell eröffnet wird das European Centre for Minority Issues (ECMI) am 4. Dezember 1996. Zwei Jahre zuvor, noch vor der offiziellen Gründung, wurde im Saal der ECMI Zeitgeschichte geschrieben (dazu weiter unten mehr).

Es lohnt sich also, sich näher mit der Geschichte des Gebäudes im Kompagnietor zu beschäftigen:

1603 wurde der Bau des heutigen Kompagnietores (hier Originalfoto, 2022) fertig gestellt. Ursprünglich diente das Gebäude als Versammlungshaus der Flensburger See- und Kaufmannsgemeinschaft. Diese beaufsichtigte zusammen mit dem städtischen Waage- und Brückenmeister die Stadtwaage und war verantwortlich für das Wiegen und die Verzollung von Handelswaren sowie für die Einziehung der Schiffsliegegebühren.

Das Kompagnietor hatte damals die Funktion einer Art Handelsbörse. Von 1878 bis 1985 war es ebenfalls Sitz des Seegerichtes.

Sehenswert ist der mit holländischen Kacheln geschmückte Kachelsaal. Am Vorderhaus sind Hochwassermarken früherer Überschwemmungen zu sehen (siehe Foto).

Im Giebel ist das Flensburger Wappenund die Inschrift Gerecht und Metich alltidt sin Mit Gades hülp bringt grodt Gewin (Gerecht und mäßig allzeit sein mit Gottes Hilfe bringt großen Gewinn) und das Wappen von König Christian IV. von Dänemark und Norwegen und seiner Ehefrau der Königin Anna Katharina von Brandenburg zu sehen.

Offizielle Eröffnung am 4. Dezember 1997

Seit 1997 ist das Flensburger Kompagnietor Sitz des ECMI, welches von Dänemark, Deutschland und Schleswig-Holstein gegründet wurde. Um die Achtung von Diversität (1) durch ein stärkeres Bewusstsein für Minderheitenrechte gesellschaftlich zu stärken, betreibt das internationale Forscherteam des Zentrums unabhängige, interdisziplinäre und policyrelevante Spitzenforschung und setzt sich für die Verbesserung der Situation der nationalen Minderheiten in Europa ein.

Ziel der Arbeit des ECMI ist es, den Akteuren neues Wissen und neue Instrumentarien zur Verfügung zu stellen, die sie dazu befähigen Differenzen zu mildern und sich durch einen konstruktiven Dialog darüber auszutauschen, wie ein friedliches und vielfältiges Europa aufgebaut werden kann.

Das Zentrum unterhält aktive Beziehungen zu anderen akademischen Institutionen und NGOs, die sich mit Konfliktlösung und interethnischen Beziehungen befassen, und engagiert sich in Kooperationsprojekten.

Zeitgeschichte 1994 im ECMI

Im Saal der ECFMI, im Kompagnietor fanden 1994 erste Gespräche zwischen dem im Balkan-Krieg (1991 bis 2001) verfeindeten Ländern Serbien und Kroatien statt. Quelle: Henrik Vestergaard, deutsch-dänischer Stadtführer

(1) Diversität bezeichnet ein Konzept der Soziologie und Sozialpsychologie zur Unterscheidung und Anerkennung von Gruppen- und individuellen Merkmalen. Häufig wird auch die Bezeichnung Vielfalt benutzt.

Beitragsbild: ECMI im Kompagnietor, Kompagniestraße / Schiffbrücke, 24939 Flensburg.

Nachtrag: Text am 4.12.2022 aktualisiert und erweitert

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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