Neues aus der Welt der Kunst in Schleswig-Holstein

Mit rund 240 Museen im Land gibt es in Schleswig-Holstein immer etwas zu sehen und zu erleben – egal bei welchem Wetter. Ob Fotografie, Malerei, Handwerkskunst oder Historie, neu in Szene gesetzt: Der echte Norden hat für Kunst- und Kulturbegeisterte diverse neue Ausstellungen zu bieten. Im Blog einige Tipps an Nord- und Ostsee sowie in den Regionen zwischen den Küsten. Wir beginnen an der Nordsee, auf Eiderstedt, dort trifft digitale Kunst auf historische Kirche.

Die älteste Kirche der Halbinsel Eiderstedt beherbergt noch bis Ende Oktober 2022 Kunstwerke von sechs renommierten Digital-Kunstschaffenden. Im Jahre 1103 wurde die St. Magnus Kirche im beschaulichen Tating, zunächst als hölzerne Kapelle, gebaut. Heute ist die historische evangelische Kirche auf der Halbinsel Eiderstedt ein Ort der Besinnung und gleichzeitig beliebtes Ausflugsziel für Gäste, die sich für die Architektur des faszinierenden Gebäudes begeistern.

Seit 2020 wird diese Kirche jeweils im Sommer künstlerisch umgestaltet und begeistert damit auch kunstinteressierte Gäste und Einheimische. Kunst spielte in der Kirchengeschichte immer eine wichtige Rolle, schließlich wurden Kunstschaffende mit der Gestaltung, mit Veränderung oder mit dem Hinzufügen von Werken beauftragt.

Diese mittlerweile verschwundene, jahrhundertealte Tradition wird von der Kirchengemeinde St. Peter-Ording und Tating neu belebt. Jedes Mal finden Werke einen dauerhaften Platz in der Kirche. Nach Malerei und Skulptur steht die Umgestaltung 2022 im Zeichen des Digitalen. Ziel ist es, ein Holyverse St. Magnus entstehen zu lassen. Dies gelingt mit Werken der Künstler Jonas Pfeiffer, Nikita Panin, Dodo Voelkel, Kasia Kohl, Lucile Haute und Andreas Gaschka. https://holyverse-st-magnus.de

Nordstrander „Inselmuseum“ mit neuem Namen

Die Rungholtforschung feierte kürzlich ihr 101-jähriges Jubiläum – coronabedingt ein Jahr später. Um den Begründer der Rungholt-Forschung, Andreas Busch, zu würdigen, wurde das „Inselmuseum“ auf Nordstrand nun in „Andreas-Busch-Inselmuseum“ umbenannt.

1921 hatte der Nordstrander Landwirt und Heimatforscher nahe der Hallig Südfall Überreste einer Schleuse gefunden, die er dem 1362 bei der 1. groten Mandränke untergegangenen Ort Rungholt zuordnete. Für seine Forschung erhielt Andreas Busch 1963 die Universitätsmedaille der Universität Kiel. Das sehenswerte Museum präsentiert die Ergebnisse von Buschs Engagement.  Mehr über den Forscher, hier im Blog sowie www.nordstrander-heimatverein.de/8.html

Kunstwerke auf Föhr

Das Museum Kunst der Westküste (MKDW) in Alkersum beherbergt aktuell drei Ausstellungen. Beispielsweise die „Inseljugend“, in der Fotograf Andreas Jorns im Jahr 2020 fotografisch festhielt, wie es sich als junger Mensch auf der nordfriesischen Insel in Zeiten von Corona oder in den kalten und ruhigen Wintermonaten lebt. Seine Fotografien sind noch bis Ende November zu sehen. 

Mit seiner Ausstellung „Unendlich jetzt“ erzeugt der 85-Jährige Sylter Künstler Günter Zachariasen mediativ wirkende Farbräume, in denen Licht eine zentrale Rolle spielt. Seine abstrakte Kunst entsteht durch einen aufwendigen minutiösen Farbauftrag, ein sanft abgestimmtes Kolorit und wird dabei von fein nuancierten Übergängen getragen. Die monumentalen Werke spenden Ruhe und sind gelöst vom Gegenständlichen. Die Ausstellung ist noch bis zum 15.01.2023 zu sehen.

Die dritte Ausstellung „Provenienzgeschichten – Max Liebermann im Fokus“ ermöglicht Einblicke in die langen Wege, die Kunstwerke teils zurücklegen, und die Erforschung der Herkunftsgeschichte umstrittener Arbeiten. Die Ausstellung gewährt spannende Einblicke in die mehrjährige, komplexe Provenienzrecherche, die nun lückenlos die Herkunftsgeschichte der Bleiche nachzeichnet und den anfänglichen Verdacht ausräumen kann. Das MKdW nimmt diesen Fall zum Anlass, einen Blick hinter die Kulissen der Museumsarbeit zu gewähren.

Wie sieht die Rückseite dieses Werkes aus, welche Informationen tauchen bei der Überprüfung eines Bildes auf und welche Quellen stehen Forscher-/ innen zur Klärung einer Herkunftsgeschichte zur Verfügung? Diese und weitere Fragen werden an einigen Werken der Sammlung diskutiert – das Spektrum reicht von Johan Christian Clausen Dahl bis Peder Severin Krøyer. Im Fokus steht Max Liebermann. Die Ausstellung geht noch bis zum 19. März 2023. https://www.mkdw.de/

Zusatz: In der ARD läuft am 10.10.2022 der Film „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“. Wer den Film verpasst hat, kann diesen in der ARD-Mediathek nachgucken – bis 10.01.2023 (Link).

Eine weitere Ausstellung findet sich im Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum in Wyk auf Föhr. Bis Ende Oktober gibt es hier die Malerei von Frauke Gloyer und Keramik von Kirsten Holm in der Ausstellung „Begegnung und Dialog“ zu bewundern. Bilder und Keramiken treten miteinander in Dialog und kommunizieren ganz ohne Worte und über Grenzen hinweg. Weitere Infos:  www.friesen-museum.de/aktuell/

Kunst auf der kleinen Nordseeinsel Amrum

Noch bis Ende Oktober präsentieren sich neun Künstlerinnen und Künstler direkt am Amrumer Strand vor Meerkulisse. Heimat des ausstellenden Amrumer Kunstvereins ist das Café Knülle, ein Sommersonnenstrandkorb-Kiosk vor dem Inseldorf Nebel. Strandkorbverleiher Kalle Wruk hat den Verein 2014 gemeinsam mit dem Amrumer Künstler Philipp Ricklefs gegründet.

Seitdem säumen jedes Jahr variantenreichst gestaltete Flaggen den Strandbohlenweg. Kurator Matthias Droste hat 2022 sieben Kunstmenschen zusammengebracht, die ihre Vorstellungen und Utopien auf Flaggenstoff bannen: vom Ansteigen des Meeresspiegels bis zur Idee einer neuen politisch-ästhetischen Staatsform.

Künstlerin Inga Tausendfreund bedruckt dazu herkömmliche Papiertragetaschen mit strahlend-bunten Linolschnitten. Zudem stehen kreativ gestaltete Porzellanbecher zum Verkauf. Die Idee hinter den saisonalen Ausstellungen: Ein Stück aktuellen Kunstkosmos an einen Ort zu bringen, der im Sommer jeden anzieht.  www.kunstverein-amrum.de

Menschliche Vielfalt und Verortung in Husum

Im letzten Jahr hat am Husumer Außenhafen das „Haus der Fotografie“ eröffnet, das unter anderem regelmäßig Foto-Ausstellungen zeigt. Aktuell sind dort Lars Krügers Fotografien zur menschlichen Vielfalt zu sehen.  https://photofactory.international/

Zeitgenössische Kunst unter dickem Reet und altem Gebälk präsentiert die Kunsthalle Witzwort. Die Ausstellung „Verortung“ vereint fotografische Arbeiten von Torsten Richter und Malerei von Achim Schmacks. Während Torsten Richter sich bei seinen Arbeiten der analogen Pinhole-Fotografie bedient und auf diese Weise ungewöhnliche Bilder von Natur und Landschaften entstehen, überträgt Schmacks seine Landschaften auf Papier, schafft Oberflächenstruktur und zeichnet ein Gesellschaftsbild in der Pandemie, das sich durch den Krieg in Europa neu definiert. https://kunsthalle-witzwort.business.site/;  www.husum-tourismus.de/Media/Veranstaltungen#/eventDate/55871e64-1082-4354-8c79-ca541e0ef6ae.

OSTSEE

Neue Ausstellungen an der Flensburger Förde 

Seit Anfang Juli zeigt das Yachting Heritage Center in Flensburg eine Ausstellung zur 150-jährigen bewegten Geschichte der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft. Noch bis Mitte September präsentiert die Ausstellung mithilfe des Internationalen Maritimen Museums aus Hamburg, des Flensburger Schifffahrtsmuseums und der Flensburger Schiffbau–Gesellschaft spektakuläre Exponate aus 150 Jahren, von denen viele öffentlich noch nie zu besichtigen waren.  https://classic-yachts.com/fsg-ausstellung/

Und auch auf dem Museumsberg in Flensburg gibt es neue Ausstellungen: Die Pinneberger Künstlerin gagel setzt das tägliche Leben und Erleben in Kunst um, etwa in Form von Fotografie, Installation und Konzeptkunst. Zur Ausstellung im Heinrich-Sauermann-Haus auf dem Museumsberg Flensburg sind mehrere Dialog-Führungen mit gagel und dem Museumsdirektor geplant.

Die Ausstellung „Photo no Shooting“ präsentiert noch bis Ende Oktober Fotografien zweier Künstler mit Wurzeln in der Ukraine, Russland und Belarus. Mit ihren Bildern setzen sie sich zum einen mit den Problemen in ihrer Heimat auseinander, zudem wollen die Künstler ein Zeichen gegen den Krieg setzen (siehe Bericht im Blog).

Eutin

Den meisten ist er bekannt als Maler und Bildhauer, doch Pablo Picassos künstlerisches Arbeitsfeld umfasste auch die Keramikkunst. Das Ostholstein-Museum zeigt aus einer Privatsammlung eine repräsentative Auswahl dieser keramischen Objekte von der Hand Pablo Picassos, die viele seiner Künstlerkollegen in ihren Werken inspirierten. Die Sammlung ist noch bis zum 13. November zu besichtigen. Mehr Informationen unter  https://museum.kreis-oh.de/Ausstellungen/

Beitragsbild (gemeinfrei): Die Gattin des Künstlers (1898), gemalt von Max Liebermann

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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