Die Geheimnisse der Schiffsmodelle: Die „Cobra“ in der Hörnumer Kirche St. Thomas

Ob Walfangschiff, Kriegsfregatte oder schnittiger Seebäder-Dampfer – was macht das Modell in der Kirche? Schiffsmodelle hängen nicht ohne Grund in einer Kirche an der Küste. Ob Walfangschiff, Kriegsfregatte oder schnittiger Seebäder-Dampfer – sie sind mehr als Schmuck.

Sie hängen oder stehen dort zum Dank und aus Dankbarkeit, sicher auch zum Repräsentieren von Person, Familie oder Gilde.

Wähnten sich Seefahrer sicherer auf See, wenn sie der Heimatgemeinde ein Schiff spendierten? Sie zeigen Verbundenheit ebenso wie Zusammenhalt. Die Kirche ein sicherer Hafen in schwerer Zeit.

Das Votivschiff-Modell der „Cobra“ in der Kirche St. Thomas, Hörnum

Ein Schlupfwinkel für Seeräuber war der Sylter Süden, ein Piratennest, ein paar Schutzhütten für Schiffbrüchige standen hier in den Dünen. Sagen und Legenden von der See und der Seefahrt ranken sich um das, was heute ein freundlicher Ort ist – Hörnum auf Sylt.

Und wer heute nach Hörnum kommt, wird als erstes vielleicht die Kirche sehen. St. Thomas steht stolz auf einer Düne und der spitz aufragende Chor blickt über Land und Meer. Dies erinnert – mit weiß geschlämmten Mauern – an ein geblähtes Segel.

Auch in dieser architektonisch eigenwilligen Kirche hängt, aller Nüchternheit zum Trotz, ein Schiff. Denn Geschichten von der See und der Seefahrt gehören hier her.

Die Kirche St. Thomas in Hörnum (C) Maike Otto

Brachten einst Handelsfahrer und Walfänger Wohlstand auf die Insel, lag Hörnum selbst um die vorvergangene Jahrhundertwende weitgehend verwaist, als der Fremdenverkehr auf dem Rest der Insel längst schon Fahrt aufgenommen hatte.

Um 1900 änderte sich alles. Der Reeder Albert Ballin begann, Passagiere mit großen Schiffen zu den aufstrebenden Seebädern an der Nordsee zu bringen. Er kaufte ein Schiff bereits 1890 und nannte es Cobra.

Für die HAPAG fuhren dann stolze Dampfer, und sommers auf der Linie Hamburg – Helgoland – Hörnum. So auch die Cobra, und endlich kam Wohlstand in den Sylter Süden.

Die imposanten Seebäderschiffe hatten bis zu 2000 Passagiere an Bord, eine 150 Meter lange Anlegebrücke wurde extra gebaut.

Moderne Zeiten brachen an, Dank dieser schönen Schiffe. Und in der modernen Kirche von Hörnum, gerade 50 Jahre ist sie jung,

hängt eines der modernsten Schiffsmodelle, die in Kirchen an der Küste hängen – der Schnelldampfer Cobra.

Elegant und schnittig, Masten und Schornstein, Schaufelräder seitlich – die Cobra, also ihr Modell, ist von fast ikonischer Schönheit und vermittelt noch immer den Geist von Aufbruch und Stil, von Modernität und Leichtigkeit.

Betrachtet man dieses Modell, so denkt man nicht an Pulverdampf oder Fischtran, nicht an düstere Decks, sondern an die Unbeschwertheit des Reisens.

Und auch an die Sehnsucht nach dem Meer und an das, was hinter dem Horizont liegt. Sei es auch ein schöner Urlaub, der auf einem schönen Schiff begann.

Beitragsfoto: Uwe Barghaan – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5117211

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