Die Geheimnisse der Schiffsmodelle: Die Alexander in der Föhrer St. Laurentii Kirche

Ob Walfangschiff, Kriegsfregatte oder schnittiger Seebäder-Dampfer – was macht das Modell in der Kirche? Schiffsmodelle hängen nicht ohne Grund in einer Kirche an der Küste. Ob Walfangschiff, Kriegsfregatte oder schnittiger Seebäder-Dampfer – sie sind mehr als Schmuck. 

Sie hängen oder stehen dort zum Dank und aus Dankbarkeit, sicher auch zum Repräsentieren von Person, Familie oder Gilde. 

Wähnten sich Seefahrer sicherer auf See, wenn sie der Heimatgemeinde ein Schiff spendierten? Sie zeigen Verbundenheit ebenso wie Zusammenhalt. Die Kirche ein sicherer Hafen in schwerer Zeit.

Die Fregatte Alexander in der St. Laurentii Kirche, Süderende auf Föhr

Viele Schiffe, die in Kirchen hängen, tun dies seit langer Zeit. Das Schiff in der St. Laurentii Kirche von Süderende auf Föhr gelangte erst im Jahre 2003 dorthin. „Es wurde von dem niederländischen Verleger Dr. Walter Wybrands Marcussen der Kirchengemeinde gespendet und im Erntedankgottesdienst desselben Jahres erstmals feierlich präsentiert“, erklärt der Kirchenführer Joachim Taege.

Das Schiffsmodell hängt gegenüber der Kanzel in der Mitte eines Gewölbebogens. Es zeigt die Fregatte Alexander, einen Dreimaster: 90 Zentimeter lang, gut zwanzig breit, Höhe über Masten einen Meter, mit niederländischer Beflaggung.

Es ist ein originalgetreuer Nachbau, gefertigt vom niederländischen Modellbauer Hendrik Nikolaas Kamer. „Schiffsmodelle dieser Art wurden in früherer Zeit als Schmuck und Zierde in evangelischen Kirchen aufgehängt“, berichtet der Mitarbeiter der Ferring Stiftung in Alkersum/Föhr, Joachim Taege,

diese wurden meist von Seefahrern gespendet – sie drücken damit ihren festen Glauben und ihre Dankbarkeit aus, nicht in Seenot geraten beziehungsweise daraus gerettet worden zu sein.“

Und sie dienen auch zur Erinnerung an den Stifter, denn die Familie des Verlegers Marcussen stammt ursprünglich von der Insel Föhr: Seit 1712, berichtet Taege, gingen aus dieser Familie mehrere erfolgreiche Schiffsführer hervor. Sie waren Kapitäne von Handels- oder Commandeure von Walfangschiffen, die unter holländischer Flagge bis nach Grönland oder Ostindien fuhren.

Viele Seefahrer, vom Schiffsjungen bis zum Schiffsführer, stammten aus Nordfriesland und besonders von Föhr. „Einer von ihnen war Jacob Marcussen aus Süderende. Er befuhr mit der Fregatte Alexander die Weltmeere“, berichtet Taege.

Auf dem Friedhof in Süderende stehen sogenannte „Sprechende Grabsteine“; also solche, in deren Inschriften die Lebensgeschichten der Bestatteten eingraviert sind. Auch die der Familie Marcussen.

Joachim Taege hat ein Buch geschrieben („Die historischen Grabsteine von St. Laurentii„), in dem diese faszinierenden Inschriften wiedergegeben sind. So fuhr zum Beispiel bereits genannter Jacob Marcussen, Sohn des Seefahrers Marcus Jacobs bis nach Batavia im heutigen Indonesien, niederländische Fregatten führte er bis nach Georgetown in Südafrika.

Er kehrte mit seiner Frau nach 56 Jahren Seefahrt wohlbehalten auf seine Heimatinsel Föhr zurück. Sein Nachfahre Walter Wybrands Marcussen bringt mit diesem schönen Schiff seine weiterhin bestehende Verbundenheit mit der Kirchengemeinde seines Vorfahrens, St. Laurentii, zum Ausdruck.

Fotoquellen: 1. Die St. Laurentii Kirche auf Föhr (Copyright: Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Laurentii auf Föhr)

2. Beitragsfoto: Das Schiff in der St. Laurentii Kirchengemeinde auf Föhr (Copyright: Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Laurentii auf Föhr)

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