Zu Husum sollte einst ein Winterfest gefeiert werden auf dem Eise, denn das Eis war fest. Zelte wurden aufgeschlagen auf der herrlichen blanken Fläche zwischen dem Ufer und der Insel Nordstrand, Schlittschuh lief, was laufen konnte, Stuhlschlitten flogen dahin, Musik und Tanz, Lied und Becherklang verherrlichte den schönen Tag und die nahe lichthelle Mondnacht, die den Jubel noch vermehren sollte, denn schon ging der Mond auf.
Alles und alles war hinaus aufs Eis und machte sich lustig, nur ein steinaltes Mütterlein war zurückgeblieben, hatte die Weltlust hinter sich, und wenn sie ja wollte, konnte sie hinaus und hinab aufs Eis sehen, denn ihr Häuslein stand auf dem Damme.
Und sie tat’s, sie sah gegen Abend hinaus und sah im Westen ein Wölkchen über die Kimmung heraufziehen, da befiel sie große Angst, denn sie war eines Schiffers Witwe und kannte die See und die Zeichen von Wetter und Wind.
Sie rief, sie winkte – niemand vernahm sie, niemand blickte nach ihr – aber das Wölkchen wuchs zusehends und war ein Bote der Flut und schnell umspringenden Windes von Nord nach West. Und wenn die auf dem Eise nur noch eine halbe – eine Viertelstunde zögerten, so war es um sie getan, so stand Husum menschenleer.
Wie die Wolke wuchs, zusehend, riesengroß, schwarz – wie sie schon den lauen Windhauch spürte, wuchs auch der Alten unsagliche Angst – und sie war allein, krank, halb gelähmt, machtlos.
Dennoch ermannt sie sich, kriecht auf Händen und Füßen zum Ofen, nimmt einen Brand, zündet das Stroh ihres eignen Bettes an und kriecht zur Türe des Häuschens hinaus. Bald schlägt die Flamme aus dem Fenster, hinauf zum Dach, des Sturmes Odem facht hellodernde Glut an, und:
Feuer! Feuer! schreit es auf dem Eise, und die Zelte werden verlassen, die Schlittschuhläufer fliegen dem Strande zu, die Schlitten lenken sich heimwärts.
Und da faucht schon der Wind über die Eisfläche, da pocht’s schon drunten und poltert, und wie Kanonendonner kracht das Eis in der Ferne. Die schwarze Wolke überzog den Mond und den ganzen Himmel, wie ein Leuchtturm flammt das Haus der Witwe und zeigt den Heimwärtseilenden die sichere Bahn.
Wie die letzten am Strande sind, rollt die Flut ihre Wogen über das Eis und reißt Zelte und Tonnen, Wagen und Zechgeräte in ihre rauschenden Wirbel. Die arme Alte hatte ihr Häuschen geopfert, die Bewohner ihrer Stadt zu retten. Es wird ihr ja wohl nicht unvergolten geblieben sein.
Was ist die Botschaft der Geschichte?
Die Botschaft der Geschichte „Die getreue Alte“ ist, dass selbst die kleinsten Taten von Nächstenliebe und Selbstlosigkeit einen großen Unterschied machen können. Die alte Frau in der Geschichte ist eine einfache Frau, die in Armut lebt.
Sie ist nicht stark oder gesund, aber sie hat einen großen Herzensgüte. Als sie sieht, dass eine Flutkatastrophe die Menschen in ihrer Stadt bedrohen könnte, opfert sie ihr eigenes Haus, um sie zu warnen.
Die Geschichte zeigt, dass selbst die kleinsten Taten von Mitgefühl und Hilfsbereitschaft einen großen Unterschied machen können. Die alte Frau in der Geschichte hat ihr eigenes Leben riskiert, um die Menschen in ihrer Stadt zu retten. Ihre Tat hat ihnen das Leben gerettet und ihnen gezeigt, dass es immer Menschen gibt, die sich um sie kümmern.
Die Geschichte kann auch als eine Warnung vor den Gefahren der Natur verstanden werden. Die Flutkatastrophe in der Geschichte ist eine Erinnerung daran, dass wir die Natur respektieren und mit ihr vorsichtig umgehen sollten.
Hier sind einige konkrete Beispiele dafür, wie die Geschichte diese Botschaften vermittelt:
- Die alte Frau ist eine einfache Frau, aber sie hat ein großes Herz. Sie ist bereit, ihr eigenes Leben zu riskieren, um die Menschen in ihrer Stadt zu retten.
- Die Flutkatastrophe ist eine reale Bedrohung, die die Menschen in Husum gefährden könnte. Die alte Frau ist die einzige, die die Gefahr erkennt und warnt.
- Die Tat der alten Frau hat einen großen Unterschied gemacht. Sie hat die Menschen in Husum gerettet und ihnen gezeigt, dass es immer Menschen gibt, die sich um sie kümmern.
Die Geschichte „Die getreue Alte“ ist eine zeitlose Geschichte, die uns daran erinnert, dass Mitgefühl und Hilfsbereitschaft wichtig sind.
Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
Beitragsbild: Symbol
Ludwig Bechstein ist viel herumgekommen und alles aufgeschrieben, was er so erzählt bekam.
Ich besitze auch ein Buch von ihm.
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