In den verschlungenen Landschaften Schleswig-Holsteins verbergen sich geheimnisvolle Vertiefungen namens Kolke, die nicht nur die Spuren fließender Gewässer tragen, sondern auch faszinierende Geschichten der geologischen Vergangenheit erzählen.
Ein Kolk, auch bekannt als Kulk oder Tumpf, bezeichnet kleine wassergefüllte Vertiefungen. Diese können einerseits Strudellöcher am Grund von aktiven oder ehemaligen fließenden Gewässern sein oder andererseits Seen in Mooren.
Der Begriff wird vorwiegend im niederdeutschen Sprachraum verwendet und ist ähnlich wie „Gumpe“, das eher im süddeutschen Raum üblich ist und sich auf Aushöhlungen am Fuß von Wasserfällen bezieht.
Unter Fließgewässern: Entstehung durch Erosion und Fluvialdynamik
Im Flussbett entstehen Kolke durch Erosion, bedingt durch Unregelmäßigkeiten im Untergrund oder Hindernisse wie Baumwurzeln. Sowohl in Sand- und Schotterbetten als auch in Festgestein führt die Fluvialdynamik (1) des Wassers zur Bildung von trichter- oder kesselförmigen Vertiefungen. Im Brandungsbereich an Kliffküsten (lies hier im Blog: Was ist eigentlich … ein Kliff?) können ebenfalls Kolke auftreten.
Inmitten der Moore: Mooraugen und Hochmoorkolke
In Mooren (lies hier im Blog alles über Moore) bezieht sich der Begriff auf Wasseransammlungen, auch Moorauge genannt, die inmitten von Regen- oder Kesselmoores liegen. Hochmoorkolke entstehen oft sekundär durch die versauernde Wirkung des Torfmooses. Sie unterscheiden sich in ihrer Ufervegetation von anderen Moorstrukturen.
An Deichen und unter Wasser: Kolke als Folge von Naturgewalten
Deichbruchstellen können ebenfalls Kolke verursachen, die auch als Bracks oder Wehlen (lies hier im Blog: Was ist eigentlich … eine Wehle?) bezeichnet werden. Auch an Unterwassergründungen von Brückenbauwerken oder Offshore-Bauwerken wie Windkraftanlagen bilden sich Kolke, besonders in flachen tidebeeinflussten Küstengewässern.
Gestrandete Schiffe können in kürzester Zeit Kolke entwickeln, was zum Zerbrechen und Totalverlust führen kann, wie beim Verlust der Fides in der Elbmündung 1962.
Der Larrelter Kolk bei Emden: Ein Zeuge vergangener Naturkatastrophen
Ein Beispiel ist der Larrelter Kolk bei Emden (siehe Beitragsbild), der bei der Weihnachtsflut 1717 (lies hier im Blog: 24./25. Dezember 1717: Die Weihnachtsflut verwüstet den Norden) entstand. Trotz der Wiederherstellung des gebrochenen Deichs kam es 1721 erneut zu einem Deichbruch, der weitere Kolke von 15 bis 18 Meter Tiefe hinterließ.
1825 entstand bei der Februarflut (lies hier im Blog: 3. bis 5. Februar 1825: Die „große Halligflut“ bringt in Nordfriesland Verwüstung und Tod) nahe Emden ein Kolk von 31 Meter Tiefe, der Erdreich bis zu fünf Kilometer weit ins Landesinnere schwemmte.
Quellen / Weiterführende Informationen
(1) Fluviale Prozesse und Formen umfassen geomorphologische Phänomene, die durch Fließgewässer hervorgerufen werden. Sie bilden eine Gruppe von Wasserläufen, die ständig oder zeitweise fließendes Wasser führen. Dafür werden auch die Begriffe Fluss, Strom oder Bach verwendet.
Beitragsbild: Kolk durch einen historischen Deichbruch des Norderalten-Deiches bei Minsen (Landkreis Friesland in Niedersachsen)