19. Dezember 1932: Der „Fliegende Hamburger“ unternimmt Jungfernfahrt und stellt Weltrekord auf

Von Rekordfahrten bis zur Verschrottung: Die faszinierende Geschichte des „Fliegenden Hamburgers“. Erfahren Sie, wie der erste Schnelltriebwagen der Deutschen Reichsbahn die Welt beeindruckte und welches Schicksal ihn letztendlich ereilte. Eine spannende Reise durch die Zeit der Zugrekorde und des technischen Fortschritts.

Er war bekannt als der „Fliegende Hamburger„: Der Schnellverbrennungstriebwagen war der erste Schnelltriebwagen der Deutschen Reichsbahn (DR) und zugleich der erste Stromlinienzug in planmäßigem Einsatz. Mit ihm wurde ab 1933 zwischen Berlin und Hamburg die damals weltweit schnellste Zugverbindung hergestellt, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 160 km/h.

Die Entstehung und Rekordfahrt des Schnelltriebwagens (1932-1933)

Der aus zwei kurzgekuppelten Wagen bestehende Triebzug mit der damaligen Betriebsnummer 877a/b wurde im Februar 1932 von der DR bei der Waggon- und Maschinenbau AG Görlitz bestellt. Ausgeliefert wurde er Ende 1932 und abgenommen im Februar 1933.

Eine Probefahrt am 19. Dezember 1932 zwischen dem Lehrter Bahnhof und dem Hamburger Hauptbahnhof legte der Schnelltriebwagen mit einem Geschwindigkeitsrekord zurück. In 142 Minuten hatte der Zug die Strecke von 286 km bewältigt.

Mit einer Leistung von 2 × 410 PS (2 × 302 kW) wurde bei Versuchsfahrten eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h erreicht; für den planmäßigen Einsatz wurde die Höchstgeschwindigkeit auf 160 km/h festgelegt.

Rekordfahrt und Langzeitleistung auf der Strecke (1933-2023)

Ab 15. Mai 1933 verkehrte der Triebzug planmäßig zwischen Berlin Lehrter Bahnhof und Hamburg Hauptbahnhof. Für die 286 km lange Strecke benötigte er 138 Minuten, eine Zeit, die erst 64 Jahre später im Juni 1997 von einem ICE-Zug der Deutschen Bahn AG mit 132 Minuten unterboten wurde. Aktuell (2023) bewältigen die schnellsten Züge die Strecke in 111 Minuten.

Kriegsunterbrechung und Nachkriegsverwendung (1940-1957)

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Triebwagen abgestellt. Ab 1945 wurde er von der französischen Besatzungsmacht als Reisezug eingesetzt und 1949 an die Deutsche Bundesbahn zurückgegeben, die ihn 1951 modernisierte, mit einem Anstrich in Purpurrot versah.

Der Triebwagen war 1955/1956 in Hamburg stationiert und wurde dort gelegentlich als Verstärkungstriebwagen des Kopenhagen-Express zwischen Hamburg und Großenbrode Kai (1) eingesetzt. Er wurde 1957 abgestellt.

Vom Einsatz zum Ausstellungsstück: Das Schicksal des Triebwagens (1957-1961)

Nach seiner Abstellung wurde das Fahrzeug dem Verkehrsmuseum Nürnberg übergeben, dort wurde der Triebwagen getrennt. Die vordere Triebwagenhälfte a wurde wegen Platzmangels nochmals in der Mitte zerschnitten, der Torso mit Führerstand ist heute im Verkehrsmuseum Nürnberg ausgestellt.

Die Sektion b wurde 1961 im Ausbesserungswerk Nürnberg mangels Interessenten ebenso verschrottet wie die restliche Hälfte der Sektion a.

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Der Bahnhof Großenbrode Kai diente von 1953 bis 1963 dem Trajektverkehr (= Eisenbahnfährverbindung) zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Dänemark. 1963 wurde der Bahnhof Großenbrode Kai nach der Eröffnung der Vogelfluglinie (2) aufgegeben. Auf dem Gelände befinden sich heute Hotels und ein Yachthafen mit dazugehöriger Infrastruktur.

(2) lies hier im Blog: Was ist eigentlich … die Vogelfluglinie?

Beitragsbild: Der Fliegende Hamburger auf einer deutschen Briefmarke 2006

Autor: Willi Schewski

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