Es war der 5. August 1845: Der Flensburger Rechtsanwalt Jürgen Bremer (1804-1874) gehört einer Abordnung der deutsch gesinnten Schleswig-Holsteiner auf dem ersten Würzburg Sängerfest (1) an. Dort hält er eine historische Rede.
Hier ein Auszug aus der Rede:
… Viele Meilen weit ist unsere Schar hergekommen, und ich kann mich nicht enthalten, einmal vor ganz Deutschland zu reden, ein Zeugnis abzulegen von dem Geiste, der an der nördlichen Grenze des gemeinsamen Vaterlandes herrscht, dem Geist der Eintracht, des Hingezogenseins zum Ganzen, darum bin ich, sind wir alle hergekommen.
Oder wären wir bloß hergekommen, um die Harmonie der Töne zu feiern? Oh nein! Wohl lieben wir auch sie, …, aber es gibt noch eine höhere Harmonie, die Harmonie des Herzens, die uns das Bewusstsein gibt, dass wir alle Brüder sind, alle einem großen Volk angehören, dem Volk der Deutschen! …
Die Zuhörer applaudierten Jürgen Bremers Rede lang und laut. Sie waren von seinen Worten tief bewegt. Sie erkannten, dass Jürgen Bremer ein wahrer Patriot war und dass er für seine Heimat Schleswig-Holstein und für Deutschland kämpfte.
Wer war Jürgen Bremer?
Jürgen Bremer (25. Mai 1804 in Adelby bei Flensburg – 20. November 1874 in Flensburg) war ein deutscher Rechtsanwalt und Politiker. Er war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und des Preußischen Abgeordnetenhauses.
Bremer wurde 1804 in Adelby bei Flensburg geboren. Er studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Kiel und Göttingen. Nach seinem Studium arbeitete er als Rechtsanwalt in Flensburg.
Im August 1845 gehört er, wie erwähnt, einer Abordnung der deutsch gesinnten Schleswig-Holsteiner auf dem ersten Würzburg Sängerfest an.
1848 wurde Bremer in die Frankfurter Nationalversammlung (2) gewählt. In der Nationalversammlung war er Mitglied des rechten Zentrums. Er gehörte zu den Anhängern der großdeutschen Lösung und sprach sich für die Einigung Deutschlands unter Führung Preußens aus.
Während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (24. März 1848 – 8. Mai 1852) spielte Bremer eine bedeutende Rolle: Er wurde 1848 als Repräsentant Nordschleswigs zum Justizminister in der provisorischen Regierung Schleswig-Holsteins ernannt.
Die Provisorische Regierung von Schleswig-Holstein war vom 24. März 1848 bis zum 22. Oktober 1848 während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung die Exekutive in Schleswig-Holstein. Letztlich scheiterte die Provisorische Regierung von Schleswig-Holstein, vor allem aufgrund der militärischen Überlegenheit Dänemarks.
Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 wurde Bremer 1852 des Landes verwiesen.
1864 kehrte Bremer nach Flensburg zurück und wurde dort Erster Bürgermeister. Bereits nach sechs Monaten trat er wieder zurück.
Bremer starb 1874 in Flensburg. Er ist auf dem Friedhof von Adelby begraben. Ihm zu Ehern wird in Flensburg ein Straßenname „Bremerplatz“ genannt. In Kiel heißt diese „Bremerstraße“.
Quellen / Weiterführende Informationen
Mehr über Jürgen Bremer und seine Bedeutung für Politik und Gesellschaft seiner Zeit, hier in einen ausführlichen Bericht im Blog: Gesichter zur Geschichte: Jürgen Bremer – 1848 Mitglied der provisorischen Regierung
(1) Das erste deutsche Sängerfest fand vom 4. bis 6. August 1845 in Würzburg statt. Es war eine Veranstaltung des Allgemeinen Deutschen Sängerbundes, der 1841 gegründet worden war. Das Ziel des Sängerfestes war, die deutsche Musik zu fördern und die deutsche Einheit zu stärken.
Am Sängerfest nahmen über 4.000 Sänger aus ganz Deutschland teil. Sie sangen Lieder aus verschiedenen Regionen Deutschlands und aus verschiedenen Epochen. Das Sängerfest war ein großer Erfolg und wurde von der Öffentlichkeit begeistert aufgenommen. Es trug dazu bei, die deutsche Musik zu fördern und die deutsche Einheit zu stärken.
Das Sängerfest hatte auch eine politische Bedeutung. Es fand in einer Zeit statt, in der die deutsche Einheit ein wichtiges Thema war. Das Sängerfest war ein Zeichen für die deutsche Einheit und für den Wunsch der Deutschen, ein vereintes Land zu sein.
Das Sängerfest zu Würzburg war ein wichtiges Ereignis in der deutschen Geschichte. Es trug dazu bei, die deutsche Musik zu fördern und die deutsche Einheit zu stärken. Das Sängerfest ist ein Beispiel dafür, wie Musik zur Stärkung der nationalen Identität eingesetzt werden kann.
(2) Die Frankfurter Nationalversammlung war von Mai 1848 bis Mai 1849 das verfassungsgebende Gremium der Deutschen Revolution sowie das vorläufige Parlament des entstehenden Deutschen Reiches.
Beitragsbild: Jürgen Bremer. Autor/-in unbekannt – Martin Rackwitz: Märzrevolution in Kiel, 2011, ISBN 978-3-8042-1342-5, S. 198
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