Vom Kindheitshaus zum Meisterwerk: Das Barlachsche Elternhaus in Ratzeburg als Museum gewürdigt

Auf den Spuren bekannter Söhne und Töchter Schleswig-Holsteins: Der 1870 geborene Bildhauer Ernst Barlach verbrachte seine Kindheit in Ratzeburg. Seine Familie lebte in der Seestraße in einem Haus direkt neben der Kirche St. Petri – heute ist das Barlachsche Elternhaus Museum.

Er galt unter den Nationalsozialisten als „entarteter“ Künstler. Dennoch entscheidet er sich nicht offen gegen den Nationalsozialismus und wird dennoch von den Nazis verachtet und verfolgt: Ernst Barlach. Er wird am 2. Januar 1870 in Wedel bei Hamburg geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Ratzeburg (1). Seine Familie lebte in der Seestraße, und ihr Haus lag direkt neben der Kirche St. Petri – heute ist das Barlachsche Elternhaus Museum.

Kindheit, Jugend, Ausbildung

Ernst Barlachs Vater, Dr. Georg Barlach, war ein Landarzt, während seine Mutter, Johanna Luise Barlach, aus einer angesehenen Pastorenfamilie stammte. Bereits in seiner Jugend zeigte Barlach Interesse und Talent für die Kunst. Nachdem er das Abitur abgeschlossen hatte, studierte er zunächst von 1888 bis 1891 an der Gewerbeschule in Hamburg, wo er eine Ausbildung in Holzschnitt und Kupferstich erhielt.

Der junge Ernst Barlach

Später, im Jahr 1891, setzte Barlach sein Studium an der Kunstakademie in Dresden fort, wo er in der Bildhauerei unter anderem bei Robert Diez ausgebildet wurde. Seine künstlerischen Fähigkeiten entwickelten sich weiter, und er begann sich zunehmend für die expressionistische Kunstbewegung zu interessieren.

In den folgenden Jahren schuf Ernst Barlach bedeutende Werke, die oft von spirituellen, menschlichen und sozialen Themen geprägt waren. Er experimentierte mit verschiedenen Materialien und schuf Skulpturen, Reliefs und Holzschnitte. Als bedeutender Vertreter des deutschen Expressionismus hinterließ er einen bleibenden Einfluss auf die moderne Kunst.

Das Elternhaus von Ernst Barlach in Ratzeburg, in dem er seine Kindheit verbracht hatte, wurde später in ein Museum umgewandelt, um das Leben und Werk des Künstlers zu würdigen.

Es beherbergt heute eine bedeutende Sammlung von Werken und Erinnerungsstücken, die den Besuchern Einblicke in das Leben und Schaffen von Barlach gewähren. Weitere Infos siehe dazu auf der Website des Museums.

Künstler unter Stress: Maßnahmen des NS-Staates gegen Ernst Barlach während der dunklen Zeiten des Nationalsozialismus

The Writing Prophet (1919) by Ernst by National Gallery of Art is licensed under CC-CC0 1.0

Während der Zeit des Nationalsozialismus (1933 – 1945) geriet der Künstler Ernst Barlach aufgrund seiner Kunstwerke und politischen Ansichten unter Stress des NS-Regimes. Die Nationalsozialisten betrachteten seine Werke als „entartet“ und nicht im Einklang mit der nationalsozialistischen Ideologie.

Im Jahr 1933 wurden zahlreiche von Barlachs Skulpturen und Werken aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt und in der berüchtigten Aktion „Entartete Kunst“ ausgestellt, die als Versuch der NS-Regierung diente, modernistische und nicht-konforme Kunst zu diffamieren und zu diskreditieren. Viele seiner Skulpturen wurden zerstört oder verkauft, und seine künstlerische Tätigkeit wurde stark eingeschränkt.

Barlach selbst äußerte sich kritisch gegenüber dem NS-Regime und war politisch nicht im Einklang mit den herrschenden Ideologien. Er wurde als Gegner des Nationalsozialismus betrachtet und geriet dadurch in die Zielscheibe der Überwachung und Verfolgung.

Zwiespältige Loyalität und Standhaftigkeit: Ernst Barlach – Ein zerrissener Künstler im Bann des NS-Regimes

Wandering Death (1923) by Ernst by National Gallery of Art is licensed under CC-CC0 1.0

Barlach war ein zerrissener Mensch und Künstler: Einerseits entscheidet er sich nicht offen gegen den Nationalsozialismus: Er gehört zu den 37 Unterzeichnern des Aufrufs der Kulturschaffenden vom 19. August 1934, in dem er bekannte, in „Vertrauen und Treue zu ihm (Adolf Hitler) zu stehen.

Andererseits fühlt sich so zunehmend in das Böse verstrickt. 1937 wurde Barlach aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen, was einen erheblichen Einschnitt in seine künstlerische Karriere darstellte. Er wurde zudem unter Stress gesetzt, seine Werke an das NS-Regime zu verkaufen oder zu zerstören.

Trotz der Repressionen blieb Ernst Barlach standhaft in seinen Überzeugungen und setzte seine künstlerische Arbeit inoffiziell fort. Viele seiner Werke wurden heimlich in privaten Sammlungen oder außerhalb des Landes aufbewahrt, um sie vor der Zerstörung zu schützen.

Barlach erlag am 24. Oktober 1938 in der Rostocker St.-Georg-Klinik einem Herzinfarkt. Er wurde in der Grabstätte der Familie Barlach auf dem „Vorstadtfriedhof“ (Friedhof an der Seedorfer Straße) in Ratzeburg begraben. Auf der Grabstätte befindet sich die Skulptur „Der singende Klosterschüler“ (1931).

Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Sturz des NS-Regimes konnte Barlachs Werk wieder anerkannt und gewürdigt werden. Heute gilt er als einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer des 20. Jahrhunderts, und seine

Werke werden weltweit in renommierten Museen und Sammlungen ausgestellt. Sein Mut, sich dem Druck des NS-Staates zu widersetzen, bleibt ein wichtiges Zeugnis für die Bedeutung von Kunst und Meinungsfreiheit in Zeiten der Unterdrückung.

Weiterführende Informationen / Quellen

(1) Ratzeburg ist eine Kleinstadt in Schleswig-Holstein, nahe der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Ratzeburg ist die Kreisstadt des Kreises Herzogtum Lauenburg

Beitragsbild: Ernst Barlach, Selbstporträt, 1928 

Autor: Willi Schewski

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