Flensburg – 23. Mai 1945: Die Regierung Dönitz wird von den Alliierten für abgesetzt erklärt

Am 23. Mai 1945 wurde die Regierung Dönitz, auch bekannt als Kabinett Schwerin von Krosigk, von den Alliierten für abgesetzt erklärt und verhaftet. Diese Regierung war von Reichspräsident Karl Dönitz eingesetzt worden und hatte ihren provisorischen Sitz im Sonderbereich Mürwik, nahe Flensburg in Schleswig-Holstein

Nach dem Tod von Adolf Hitler am 30. April 1945 übernahm Karl Dönitz das Amt des Reichspräsidenten und bildete die geschäftsführende Reichsregierung unter der Leitung von Lutz Graf Schwerin von Krosigk. Diese Regierung agierte im sogenannten Sonderbereich Mürwik (ein ungefähr 14 Quadratkilometer großes Gebiet bei Flensburg-Mürwik). Sie hatte jedoch faktisch keine reale Macht mehr und existierte nur noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs (vom 3. bis 23. Mai 1945), als Deutschland bereits vor der bedingungslosen Kapitulation stand.

Die Alliierten, insbesondere die Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion, betrachteten die Regierung Dönitz als illegitim und erklärten sie am 23. Mai 1945 für abgesetzt. Die Mitglieder der Regierung wurden verhaftet und der Kabinettssitz im Sonderbereich Mürwik aufgelöst.

Diese Maßnahme der Alliierten markierte das Ende der nationalsozialistischen Regierung in Deutschland und legte den Grundstein für den demokratischen Neuaufbau des Landes. In den folgenden Jahren wurde eine neue Verfassung erarbeitet, die zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland führte.

Noch am selben Tag wurden Dönitz, Jodl und Speer vom Flugplatz Flensburg-Schäferhaus ins Gefangenenlager Camp Ashcan in Mondorf in Luxemburg gebracht. Von Friedeburg nahm sich vorher das Leben.

Foto: Marineschule Mürwik (Mürwiker Burg) um 1910, Flensburg.

Bildbeschreibung, Marineschule Mürwik: Nach dem 3. Mai 1945 war die Schule kurzzeitig Teil des Sonderbereichs Mürwik. Die angrenzende Marinesportschule diente am Ende des Weltkrieges und des Dritten Reichs der geschäftsführenden Reichsregierung unter Großadmiral Karl Dönitz als Regierungssitz.

Am 14. Mai 1945 kam es zu einem Zwischenfall, bei dem der Kommandeur der Schule Kapitän zur See Wolfgang Lüth von einem Wachsoldaten erschossen wurde. Am 18. Mai 1945 wurde die Schule von alliierten Soldaten nach SS-Angehörigen durchsucht. Am 23. Mai 1945 besetzten die Alliierten den Sonderbereich Mürwik und verhafteten die Regierung Dönitz.

Heinrich Himmler in Flensburg

Auch Heinrich Himmler, er war einer der einflussreichsten Nazi-Führer während des Zweiten Weltkriegs, hatte in Flensburg eine kurze Verbindung. Nach dem Tod von Adolf Hitler und der Auflösung der Regierung Dönitz, setzte sich Himmler mit seinem persönlichen RFSS-Stab (Reichsführer SS), der aus 150 Personen bestand, über die sogenannte Rattenlinie Nord nach Flensburg ab.

Sein Versuch sich an der Regierung Dönitz im Sonderbereich Mürwik zu beteiligen scheiterte. Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht der Krieg in Europa. Himmler floh vermutlich ab dem 11. Mai 1945 mit einigen Begleitern zunächst in Fahrzeugen, südlich der Elbe dann zu Fuß zurück nach Süden.

Himmler gelang es, seine Identität zu verschleiern, indem er sich einen falschen Namen und eine falsche Dienstgradbezeichnung gab. Er tarnte sich als Sergeant Heinrich Hitzinger, indem er sich einen Bart wachsen ließ und seine SS-Ränge und Insignien ablegte.

Am 21. Mai 1945 wurde Himmler in der Nähe von Lüneburg von britischen Soldaten festgenommen. Er wurde daraufhin nach Lüneburg gebracht und verhört. Als seine wahre Identität entdeckt wurde, beging er am 23. Mai 1945 Suizid durch das Einnahmen einer Zyankalikapsel (siehe Foto oben).

Die Leiche Himmlers am Tag seines Suizids, dem 23. Mai 1945, im Verhörzimmer des Hauptquartiers der 2. Britischen Armee in Lüneburg.

Beitragsbild: Dieses Foto schrieb Weltgeschichte: Es entstand nach der Verhaftung der Regierung Dönitz am 23. Mai 1945 beim Pressetermin im Hinterhof des Flensburger Polizeipräsidiums. Bildmitte: Karl Dönitz, dahinter Alfred Jodl und Albert Speer.

Über die Personen:

Karl Dönitz war ein Admiral der deutschen Kriegsmarine und wurde nach dem Tod von Adolf Hitler zum Reichspräsidenten ernannt. Er war der letzte Führer des nationalsozialistischen Deutschland und übernahm die Regierungsgeschäfte in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.

Dönitz war einer der 24 Angeklagten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Er wurde wegen Führens von Angriffskriegen und Kriegsverbrechen schuldig gesprochen und am 1. Oktober 1946 zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er bis zum 1. Oktober 1956 vollständig verbüßte. 

Alfred Jodl war ein deutscher Generaloberst und einer der führenden Militärs des nationalsozialistischen Regimes. Er bekleidete verschiedene Positionen im Oberkommando der Wehrmacht und war maßgeblich an der Planung und Durchführung militärischer Operationen beteiligt.

Alfred Jodl gehörte zu den 24 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagten Personen. Er wurde am 1. Oktober 1946 in allen vier Anklagepunkten schuldig gesprochen, zum Tod durch den Strang verurteilt und mit neun weiteren Verurteilten am 16. Oktober 1946 in Nürnberg hingerichtet.

Albert Speer war ein Architekt und Politiker und diente als Rüstungsminister im nationalsozialistischen Deutschland. Er war einer der engsten Vertrauten von Adolf Hitler und spielte eine wichtige Rolle bei der Organisation der deutschen Kriegswirtschaft.

Albert Speer 1946 wurde wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Diese saß er vollständig im Kriegsverbrechergefängnis Spandau ab.

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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