Flensburg: Gedenken an den 2. Mai 1933 – 90 Jahre Zerschlagung der Gewerkschaften

Vor 90 Jahren:
Besetzung des Gewerkschaftshauses durch die Nationalsozialisten.
Vor dem Gewerkschaftshaus Flensburg wird am 2. Mai 2023 um 12 Uhr vom DGB ein Banner aufgestellt. Redner wird Joachim Sopha, Vors. des DGB-Stadtverbands sein

Es geschah vor 90 Jahren, am 2. Mai 1933: Mitglieder der SA und der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation besetzen in einer präzise vorbereiteten Aktion Büros und Redaktionshäuser der im ADGB organisierten Freien Gewerkschaften. Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wurden in „Schutzhaft“ genommen und das Gewerkschaftsvermögen beschlagnahmt. Auch in Flensburg besetzte die SA das Gewerkschaftshaus. Hans Nielsen schildert in seinen Erinnerungen: 

„Am Morgen des 2. Mai hörte ich auf der Straße, dass die Nazis das Gewerkschaftshaus besetzt haben sollen. Zuerst glaubte ich an ein leeres Gerücht. Um mich persönlich zu überzeugen, ging ich durch die Burgstraße, und da hörte ich schon von weither `Gesang ́ und Heilrufe.

Also war es nicht nur ein Gerücht. Dann stand ich an der Ecke Burg– und Schloßstraße beim Logenhaus und sah mir das Schauspiel an. Die Fenster standen weit offen und überall hingen die SA–Leute aus den Fenstern und gröhlten `Heil Hitler ́ und sangen das Horst–Wessel– Lied. (…) 

Mich traf die Gleichschaltung der Gewerkschaften und ihre kampflose Kapitulation schwer, ja schwerer noch als die Auflösung und das Verbot der Parteien.(…) Wohin ich auch sah – nichts als Trümmer. Die Fundamente, auf die ich mein Leben aufgebauthatte, erwiesen sich als nicht mehr tragfähig.“

In Flensburg gab es zu jener Zeit eine starke Gewerkschaftsbewegung, insbesondere im Schiffbau und in der Landwirtschaft. Viele Arbeiter und Arbeiterinnen waren Mitglieder der Gewerkschaften und setzten sich für ihre Rechte ein.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Gewerkschaftsbewegung systematisch unterdrückt und zerschlagen. Am 2. Mai 1933 wurden in Flensburg und anderen Städten in Schleswig-Holstein alle Gewerkschaften aufgelöst und ihre Vermögen beschlagnahmt. Die Gewerkschaftsführer wurden verhaftet und inhaftiert.

Die Zerschlagung der Gewerkschaften war ein bedeutender Schritt in der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland und ein schwerwiegender Einschnitt in die demokratischen Rechte und Freiheiten der Arbeiter und Arbeiterinnen.

Viele Gewerkschafter und Mitglieder wurden später in Konzentrationslagern inhaftiert und viele von ihnen verloren ihr Leben im Kampf gegen die Nationalsozialisten.

Und heute?

Heute marschieren wieder Neo-Nazis durch viele Städte. Sie versuchen die Erinnerung an die Verbrechen zu verwischen. Ob in Kappeln, Schleswig, Eckernförde, Rendsburg oder anderswo: Sie wollen das Verhältnis von Tätern und Opfern umdrehen.

Scheinheilig und zynisch reden sie vom Bombenholocaust, veranstalten Gedenkmärsche für Kriegsverbrecher, Mahnwachen und verhöhnen die Opfer des NS–Regimes.

Dem werden wir auch zukünftig nicht tatenlos zusehen, sondern bewahren das Gedenken an die Opfer von Faschismus und Krieg.

Für die Erinnerung an die Opfer der Nazi-Verbrechen!

Gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus!

Beitragsbild: Besetztes Gewerkschaftshaus in der Schloßstraße – Foto: Flensburger Stadtarchiv, Quelle: „Flensburger Illustrierte“ von 1935.

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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