23. April 1942: Nazi-Deutschland startet Vergeltungsaktion „Baedeker Blitz“

Nach der Zerstörung Lübecks durch einen Luftangriff der Royal Air Force im März startet die deutsche Luftwaffe am 23.April 1942 mit der Bombardierung von Exeter den so genannten Baedeker Blitz. Was damit gemeint ist, lesen Sie hier im Blog

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Hansestadt Lübeck am 28. März 1942 von alliierten Luftangriffen getroffen. Die Angriffe waren Teil der britischen Operationen, bei der historische Städte in Deutschland als Ziel ausgewählt wurden, um die moralische Unterstützung der Bevölkerung zu untergraben. In Lübeck gingen diese verheerenden Angriffe unter den Namen „Palmarum 1942“ in die Geschichte ein.

Lübeck. Photo by Niklas Jeromin on Pexels.com

Die Luftangriffe auf Lübeck dauerten etwa eine Stunde und zwanzig Minuten und wurden von 234 Flugzeugen der Royal Air Force durchgeführt. Dabei wurden etwa 1.200 Tonnen Bomben abgeworfen, die zu schweren Zerstörungen in der Altstadt von Lübeck führten.

Etwa 300 Menschen starben und 10.000 obdachlos. Auch viele historische Gebäude wurden zerstört, darunter die Marienkirche, das Heiligen-Geist-Hospital und der Lübecker Dom.

Die Zerstörung von Lübeck war ein schwerer Verlust für die Kultur- und Architekturgeschichte Deutschlands und zeigte die Brutalität des Krieges und die Schrecken der Bombardierung von Zivilisten und historischen Städten.

Heute ist Lübeck jedoch wieder aufgebaut und zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Vergeltungsaktion „Baedeker Blitz“

Broadgate im Stadtzentrum von Coventry nach dem Coventry Blitz vom 14./15. November 1940. Der ausgebrannte Rohbau des Kaufhauses Owen Owen (das erst 1937 eröffnet worden war) überblickt das Bild der Verwüstung.

Nach der Zerstörung Lübecks durch einen Luftangriff der Royal Air Force startete die deutsche Luftwaffe am 23. April 1942 mit der Bombardierung von Exeter den so genannten Baedeker Blitz.

Die Bezeichnung Baedeker-Angriffe geht auf die am 24. April 1942 getätigte Aussage des Propagandaleiters Baron Gustav Braun von Stumm zurück, nach der Orte mit drei Sternen aus dem Reisehandbuch des Karl-Baedeker-Verlags als Ziele ausgewählt wurden.

Dies ist jedoch in Zweifel zu ziehen und kann so schon deshalb nicht stimmen, da die Vergabe von drei Sternen bei Baedeker unüblich war, so auch bei der 1937 erschienenen letzten Auflage des Reisehandbuchs für Großbritannien vor 1945.

Sehenswürdigkeiten erhielten in der Regel einen Stern. Zwei Sterne wurden nur in wenigen Ausnahmefällen vergeben; Exeter, Bath und Norwich gehörten jedoch ebenso wenig dazu wie Bury St Edmunds, Great Yarmouth und Ipswich.

Bomber’s Baedeker

In Anlehnung an diese Anekdote veröffentlichte das British Ministry of Economic Warfare 1943 den sogenannten Bomber’s Baedeker (1).

Darin werden eine große Anzahl der Städte des Deutschen Reiches nach ihrer wirtschaftlichen Wichtigkeit sortiert. Es flossen aber auch infrastrukturelle, bevölkerungs- und verkehrspolitische und stadtgeographische Gesichtspunkte mit ein.

Letztlich entstand eine Liste von 518 Orten, welche in den letzten beiden Kriegsjahren von derRoyal Air Force systematisch „abgearbeitet“ wurde.

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Die wissenschaftliche Analyse des „Bomber’s Baedeker“ ist unter dem Titel „The Bomber’s Baedeker- Target Book for Strategic Bombing in the Economic Warfare against German Towns 1943-45“ 1994 erscheinen und hier hinterlegt.

Bomber’s Baedeker – vom Text zum Bild zur Datenquelle (Quelle)

Beitragsbild: Bombenschäden in Norwich, der Mann in der Bildmitte schaut in einen behelfsmäßigen Bunker Erstellt: zwischen 1939 und 1945 date 

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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