Straßennamen erzählen Geschichten: Schützenkuhle Flensburg

Straßennamen erzählen vom Leben. Sie sagen etwas darüber, wie die Menschen an einem Ort arbeiten und wohnen, woran sie glauben und worauf sie hoffen. Die Schützenkuhle gibt es nur ein Mal in Deutschland: in Flensburg.

Was haben der Munketoft und die Schützenkuhle in Flensburg gemeinsam? Sie sind einmalig in Deutschland (Quelle lt. ZEIT). Ob dieses auch die Stadt Flensburg dadurch so einmalig macht, müssen andere entscheiden. Die Schützenkuhle hat, wie so viele Straßen in Deutschland, nicht viel zu bieten. Dennoch erzählt sie Geschichte, alleine der Name sagt vieles …

Auf Dänisch heißt die Straße übrigens Skyttegyde. Um die Bedeutung und Geschichte der Straße zu erfassen, müssen wir weit zurück gehen, in das Jahr 1864, wir erinnern, es herrschte der Deutsch-Dänische-Krieg.

In der dortigen Talschlucht und in dem wahrsten Sinne des Wortes Schützengraben fand sich nach 1864 die Schießbahn der St.Nikolai-Schützengilde. Und die St.Nikolai-Schützengilde gibt es schon lange, exakt seit 1583. Man habe sich als damaliges Motto „Friede, Freude und Einigkeit“ gesetzt. Ok, wenn es denn immer „Friede“ bliebe, ist dem nichts entgegenzusetzen. (Quelle)

Die Mitglieder legten  „großen Wert auf die Förderung und den Austausch von Wissen und Erfahrungen“ untereinander.

Schützenkuhle mit Paktplatz von Sicht Rathausplatz Flensburg.

Die Mitglieder sehen sich als Solidargemeinschaft, man lege Wert „auf Tradition und Geselligkeit“. Die Vermittlung von Werten wie „Fairness, Toleranz und Kameradschaft“ liege hoch. Neben Druckluftdisziplinen übte man sich in der Bedienung des Bogenschießens und des Schießens mit Kleinkaliber- und Großkaliber-Pistolen. Na denn.

Aktuell hat die Gilde ihren Sitz im Kluesrieser Weg (Flensburg Nordstadt). Zuvor fand Mensch die Schießbahn beim Kanonenberg (Friesischer Berg). Vom Kanonenberg ließ die St.Nikolai-Schützengilde früher zur Einleitung des Hauptschießens Salutschüsse mit einer Böllerkanone abfeuern. Beim Kanonenberg fand Mensch neben dem Schützenhaus eine ganze Zeit lang auch die Schießbahn, bevor sie zur Schützenkuhle verlegt wurde.

Doch das war wie gesagt in der Zeit vor und kurz nach dem Deutsch-Dänischen Krieg. Jetzt ist da viel Straße und Asphalt, nix grün, trist und kalt. Die Schützenkuhle vervollständigt seit der Mitte des 20. Jahrhunderts den Verlauf der B 199. Das ist die Verbindung zwischen Kappeln (Kreis Schleswig-Flensburg) mit Niebüll in Nordfriesland.

Sonst bietet die Schützenkuhle aktuell nichts außer einen Parkplatz und schräg gegenüber das Hochhaus der Stadtverwaltung Flensburg. Das Rathaus Flensburg gilt als „Symbol für den unsensiblen Umgang mit dem schönen alten Stadtbild“ (Quelle: shz), eine Verschandelung wie die ganze Gegend um die Schützenkuhle herum, mehr dazu im Blog.

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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