14. April 1763: Als die ersten Kartoffeln nach Schleswig-Holstein kamen 

Der 14. April 1763 gehört zu den großen Tagen in der Geschichte Schleswig-Holsteins, obgleich wir dieses Datum in keinem Geschichtsbuch finden. Und: Es betrifft uns alle, bis heute.

Wir alle kennen sie und haben sie vermutlich alle schon mal gegessen: die Kartoffel. Doch wie kam diese nach Schleswig-Holstein? Dazu gibt es eine Legende. Die besagt, dass am 14. April 1763 der Gutsbesitzer Friedrich von Rumohr in Meggerdorf bei Rendsburg in Schleswig-Holstein erstmals Kartoffeln angepflanzt haben soll.

Er soll die Kartoffelsaat aus Preußen erhalten haben und auf seinem Gut in Meggerdorf angebaut haben. Die Ernte war so erfolgreich, dass er bald andere Bauern dazu ermutigte, ebenfalls Kartoffeln anzupflanzen. So verbreitete sich der Kartoffelanbau schnell in Schleswig-Holstein und wurde bald zu einem wichtigen Nahrungsmittel. Rumor hat ein Buch geschrieben, vom „Geist der Kochkunst“ heißt es.

1822 erschienen, eroberte Carl Friedrich von Rumohrs „Geist der Kochkunst“ schnell Köpfe und Küchen – er hatte ein Werk geschaffen, mit dem das Nachdenken über Ernährung, Küche und Esskultur begann. Und anhält: Rumohrs Überlegungen wirken auch in der Zeit von Slow Food modern, etwa wenn er für die Verwendung heimischer Produkte oder schonende, puristische Zubereitungsweisen plädiert. Er war kein einfacher Zeitgenosse: Seine Begabungen und Interessen waren vielfältig – er selbst nannte sich „Universaldilettant“ –, sein Anspruch an die Umwelt hoch, seine spitze Feder von Zeitgenossen gefürchtet wie verehrt. Nicht zuletzt dadurch ist der „Geist der Kochkunst“ auch heute eine amüsante und anregende Lektüre.

Quelle

Bekannt ist, dass die Kartoffel ursprünglich aus Südamerika stammt. Im 16. Jahrhundert brachten spanische Eroberern sie nach Europa. Über die genauen Umstände, wie die Kartoffel nach Schleswig-Holstein kam, gibt es verschiedene Theorien und Geschichten. Ein davon ist die Rumorst-Legende.

Eine Theorie besagt, dass der dänische König Christian VII. im 18. Jahrhundert den Kartoffelanbau in Schleswig-Holstein förderte, indem er die Landwirte des Landes anwies, die Pflanzen anzubauen. Das gilt heute eher als „Märchen“.

Andere Quellen berichten, dass die Kartoffel im 17. Jahrhundert durch niederländische und französische Händler nach Schleswig-Holstein gebracht wurde.

Glaser, Ertzinger, Lüders – drei für die Kartoffel

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Belegt ist sind jedoch zwei Namen, die im Kontext mit der Kartoffel-Kolonisierung nach Schleswig-Holstein eine Rolle spielten: Friedrich Glaser (1746 – 1819) und Christian Ertzinger. Beide stammten aus Süddeutschland.

Glaser war Kolonist in Friedrichsanbau (heute Gemeinde Klein Bennebek) und Ertzinger in Westscheide (heute Gemeinde Klappholz). Sie waren 1761 im Rahmen der Kolonisierung der Schleswigschen Geest in den Norden gekommen.

Aus ihrer süddeutschen Heimat kannten Glaser und Ertzinger den Anbau der Kartoffel, die im Norden bis dahin weitgehend unbekannt war. Lediglich im Pfarrgarten von Glücksburg hatte der Propst Philipp Ernst Lüders und in Langenhorn einer seiner Schüler Experimente mit Kartoffeln gemacht.

Von der Vorteilhaftigkeit dieser Frucht als Waffe gegen den Hunger konnten sie die Menschen im Lande jedoch zunächst nicht überzeugen. Das sollte sich nun ändern:

Die ersten Kartoffeln kommen nach Schleswig-Holstein 

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Nun schreibt Meggerdorf Geschichte. Die ersten Pflanzkartoffeln wurden per Schiff aus den Niederlanden importiert. An der Sandschleuse der Gemeinde Meggerdorf im damaligen Hafen an der Sorge brachte man sie an Land. Die Lieferung bestand aus 236 Holztonnen voller Kartoffeln, eine Tonne fasste 163 Liter.

Kartoffel als Waffe gegen den Hunger

Und nun kommt der oben erwähnte Name Philipp Ernst Lüders wieder mit ins Spiel. Diesem wird zugeschrieben, dass die Kartoffel im schleswigschen Raum aus den Ziergärten der Fürsten auf die Felder der Bauern kam und damit zum Grundnahrungsmittel aufstieg. Das trug Lüders den Ökelnamen „Kartoffelprobst“ ein. 

Die Kartoffel wurde zur Waffe gegen die bis dahin immer wieder aufgetretenen Hungersnöte. Es war eine Zeit, in der die moderne Düngung noch nicht erfunden war und deshalb eine besondere Eigenschaft der Kartoffel diese so wertvoll machte. Im Unterschied zu den übrigen Ackerfrüchten bringt sie bei geringer Bodenqualität und fehlender moderner Düngung ein Vielfaches an verdaulicher Energie.

Unabhängig davon, wie die Kartoffel genau nach Schleswig-Holstein kam, wurde sie schnell zu einem wichtigen Bestandteil der regionalen Küche und des Anbaus. Die Kartoffel wurde in Schleswig-Holstein zum wichtigen Nahrungsmittel und half den Menschen, schwere Hungersnöte zu überwinden.

Heute ist die Kartoffel ein wichtiger Bestandteil der norddeutschen Küche und wird in vielen traditionellen Gerichten wie Grünkohl und Labskaus verwendet.

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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