Vom Eiersammeln längst vergangener Tage – Teil 2

Von Vogeleiern, Eierdelikatessen und Eierkönige
In diesem Beitrag geht es um das Eiersammeln vergangener Tage auf den Inseln Föhr, Amrum und Sylt. Zu Beginn der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts war dies für manche Küstenbewohner ein wichtiges Zubrot. Gab es doch Eier zur Brutzeit fast überall. Heute ist das Eiersammeln auf den Inseln verboten.

 „Eiersammeln war früher für manche Küstenbewohner ein wichtiges Zubrot“, berichtet Rainer Schulz von der Schutzstation Wattenmeer, „… um 1900 nahm es allerdings solche Ausmaße an, dass die Bestände vieler Möwen oder Seeschwalben gefährdet waren. Daher wurde das Sammeln immer weiter eingeschränkt. Seit 1990 ist es auch wegen hoher Schadstoffgehalte der Eier ganz verboten.

Viele See- und Küstenvögel brüten am Boden, die Gelege sind somit vielen Gefahren ausgesetzt: Zum Beispiel Überschwemmung und ahnungslose Spaziergänger, die drauftreten. Es gibt auch Tiere, die gern Eier fressen: Füchse und Ratten, Krähen oder Möwen und viele mehr.

Deshalb sind Vogeleier perfekt getarnt, um sie vor Feinden zu schützen. Und der Spaziergänger sieht sie deshalb erst recht nicht“, sagt Schulz, „die Eier unterscheiden sich natürlich in der Größe nach der jeweiligen Art, aber auch in Farbe und Musterung, um sie in ihrer jeweiligen Umgebung optisch verschwinden zu lassen.

Meist sind sie braun, oder heller, beige wie der Sand am Strand, in den sie gelegt werden oder gesprenkelt, damit sie im Gras der Dünen oder Salzwiesen schwer zu erkennen sind. Manche Enten und Gänse decken ihre Eier mit Daunen zu; andere Eier sind grünlich oder bläulich, gefleckt oder gemustert.

Vogeleier an der Nordseeküste gibt es in Größen von der eines Fingernagels (wie bei der Feldlerche) bis hin zu großen und schweren, doppeltes Hühnerei, wie denen der Gänse. Auch Storcheneier haben eine veritable Größe, ebenso die von Eiderente, Löffler, Kormoran oder Mittelsäger.

Generell kann man feststellen, dass Eier von Nestflüchtern im Verhältnis zum Elterntier größer sind“, erklärt Rainer Schulz, „die Vögel sind zum Zeitpunkt des Schlupfes schon weit entwickelt, sie beginnen quasi sofort mit dem eigenen Leben.“ Er berichtet vom Seeregenpfeifer-Weibchen, das drei Eier in vier Tagen legt, jedes mit einem Gewicht von rund zehn Gramm.

Der Elternvogel wiegt dabei nur 45 Gramm. „Singvögel, wie die Feldlerche, sind Nesthocker – und die Eier vergleichsweise klein. Die Küken sind beim Schlupf kaum lebensfähig und verlassen das Nest erst nach etwa zwei Wochen. Dafür ist das Nest dieser Vögel besonders gut versteckt; es ist aus Gräsern kunstvoll geflochten und wird auch in den oberen Bereichen der Salzwiesen angelegt.“       

Vogeleier bereicherten indes nicht nur den Speiseplan der Insel- und Küstenbevölkerung, sie waren auch ein wirtschaftlicher Faktor. Die Gelege von Möwen und Brandgänsen auf dem Sylter Listland brachten einen jährlichen Ertrag von bis zu 70.000 Eier, die überwiegend auf das Festland verkauft wurden.

Der Sylter „Eierkönig“

Das waren richtige Werte, die Vogelkolonien wurden vom Besitzer oder Landesherrn verpachtet, Wächter wurden bestellt“, berichtet Rainer Schulz. Das Ei einer Großmöwe kostete mitunter mehr als das Doppelte eines Hühnereis, es lockte auch Diebe an.

So wählten die Sylter einen „Eierkönig“, der nicht nur das Sammeln und Abrechnen verantwortete, sondern vor allem hatte sich der „Eierkönig“ um den Schutz und notfalls die Verteidigung dieser wertvollen Bestände zu kümmern.

Das Bild von CP Hansen Neue Residenz des Eierkönigs in den Listerdünen (C) Sylt Museum. Dieses Bild ist im Sylt Muesum ausgestellt.

Ein Bild des Malers C.P. Hansen zeigt eine kleine Hütte mit tiefgezogenem Reetdach inmitten der kargen Dünenlandschaft auf dem Sylter Ellenbogen – dort wohnte der „Eierkönig“ und bewachte die Gegend. „Zu große Nachfrage etwa aus Hamburg führte aber dazu, dass zu viele Eier gesammelt wurden und die Vogelbestände stark zurückgingen. Erst mit Vogelschutzgebieten konnten sich die Arten wieder erholen“, sagt Rainer Schulz.        

Interessantes und Wissenswertes, so Rainer Schulz, erfahre der Gast auf den vogelkundlichen Exkursionen im Frühjahr und zeitigen Sommer. Eier gibt es zur Brutzeit an der Küste fast überall – so legen beispielsweise Austernfischer, Seeschwalben oder Regenpfeifer ihre Eier einfach in eine Kuhle im Sand, Rotschenkel oder Feldlerche zum Beispiel hingegen verstecken sie im hohen Gras.

Unterwegs mit den jungen Leuten aus dem Freiwilligen-Dienst lernt man auch über Schutz und Bedrohung der Bodenbrüter. Und wie man sich richtig verhält

– zum Beispiel Hunde immer anleinen (es gibt am Strand und in den Salzwiesen kaum einen Bereich, wo im Frühjahr nicht gebrütet oder aufgezogen wird) und vermeintlich verlassene Gelege nicht anfassen (liegt nur ein Ei drin, kann das erst der Anfang des Brutgeschäfts sein).

Graugänse beginnen in der Regel ihre Brut schon Mitte März, im April kommen etwa Rotschenkel und Lachmöwen hinzu, im Mai legen auch Seeschwalben ihre Eier.

Quellen / Weiterführende Informationen

Erlebnistipps:

Zu den Ostertagen dreht sich auch an der Nordsee Schleswig-Holstein natürlich alles um die Eier.

Osterveranstaltungen: www.nordseetourismus.de/ostern-an-der-nordsee

Die Schutzstation Wattenmeer bietet an vielen Orten, beispielsweise in St. Peter-Ording, am Beltringharder Koog oder in Hörnum auf Sylt vogelkundliche Führungen an:

Termine:

www.nordseetourismus.de/naturveranstaltungen

www.schutzstation-wattenmeer.de/unsere-stationen

Bestimmungshilfe für Eier im Flutsaum:

https://www.beachexplorer.org/bestimmungsgang/eier

Termine für vogelkundliche Exkursionen unter www.jordsand.de

Die Nationalpark Verwaltung Schleswig-Holstein bietet zum Beispiel vogelkundliche Exkursionen mit einem Ranger an. Zum Beispiel „Vom großen Eierlegen“ am Ostersonntag auf der Hamburger Hallig siehe:

Nationalpark-Führungen

Weitere Erlebnistipps rund um Vögel:

Anbieter von Vogelbeobachtungtouren, Ringelganstage sowie Westküsten-Vogelkiek:

Vogelbeobachtung

Besuch der Vogelkoje auf Amrum:

Einen kleinen Spaziergang wert ist auch die Vogelkoje Meeram. Sie diente bis in die 1930er Jahre als Entenfanganlage und ist heute ein Naturparadies für Gänse, Enten, Damwild und viele Wildkaninchen. Um die Koje führt ein Naturlehrpfad vorbei am Kojenteich, durch Moorlandschaft und entlang der Dünen.

https://www.amrum.de/freizeitangebote/nebel/a-vogelkoje-meeram

Ein beliebtes Ausflugsziel auf Sylt ist Vogelkoje in Kampen mit einem Naturerlebnispfad:

https://www.insel-sylt.de/address/vogelkoje-kampen/

Erlebnismuseen:

Die Sylter Museen für Heimatkunde und Kultur:

https://soelring-museen.de/syltmuseum/

Das Dr. Carl Häberlin Friesen-Museum auf Föhr:

Urlaubstipps und Informationsquellen:

Weitere Tipps und Ideen für unterhaltsame Urlaubserlebnisse finden sich auf der Seite www.nordseetourismus.de sowie im nordsee Urlaubsplaner, der über diese Seite kostenlos angefordert werden kann.

Ideen und Hinweise zu einem umweltbewussten Urlaub am UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer finden sich auf https://www.nordseetourismus.de/nachhal

Beitragsbild: CP Hansen Eierkönig Wohnung (C) Sylt Museum

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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