Historischer Bericht von Flensburg 1767

In einen historischen Bericht von O. H. Möller aus dem Jahre 1767 lesen wir Erstaunliches über die Stadt Flensburg: Sie war seinerzeit die (hier im Originaltext und der damaligen Schreibweise) „größte Stadt des Herzogthums Schleswig, an einem Meerbusen der Ostsee (Flensburger Hafen); Sitz des Appellationsgerichts für Schleswig u. des Amts F.; 4 Kirchen, öffentliche Schule, zugleich Gelehrte u. Realschule; F. hat den besten Hafen und den bedeutendsten Handel in Schleswig (130 Schiffe)

Branntweinbrennereien, Brauereien, Tabak- u. Tuchfabriken, Zuckersiedereien; 14,000 Ew. In der Nähe von F. die Ruinen des Schlosses Duburg, wo die Königin Margarethe starb.

F. wurde im Kriege zwischen Erich dem Heiligen u. seinem Bruder Abel im 13. Jahrh. von Ersterem erobert u. verbrannt; in dem Kriege des Grafen Niklas von Holstein gegen seinen Bruder Heinrich befestigt;

nach der Mitte des 13. Jahrh. von dem Grafen Heinrich an Erich VII. als Unterpfand gegeben u. nach geleisteter Zahlung nicht verlassen, bis die Dänen bei Eggebeck geschlagen waren. 

Dann nahmen es die Dänen wieder; 1427 wurde es von Heinrich von Schleswig erobert; 1431 von den Holsteinern wieder erobert; 1627 u. 1628 von den Kaiserlichen genommen; seit 1643 öfter von den Schweden erobert;

im März 1848 wurde die Stadt von preußisch-hannöverschen Truppen genommen, 1849 aber geräumt u. von Schweden besetzt, bis 1850 die Dänen wieder davon Besitz nahmen“. + Zitat Ende +

Setzen wird die Geschichte des obigen Textes über die Geschichte der Stadt Flensburg fort: Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg (1864) kam die Stadt zu Preußen, und die hochdeutsche Sprache, die bereits seit der Reformation zunehmend Fuß im Flensburger Bürgertum gefasst hatte, prägte immer stärker das Leben der Stadt. Dennoch zählt sich bis heute eine beachtliche Minderheit der Flensburger zur dänischen Volksgruppe.

Am 1. April 1889 bildete Flensburg einen eigenständigen Stadtkreis (kreisfreie Stadt) innerhalb der Provinz Schleswig-Holstein, blieb aber Sitz des Landkreises Flensburg.

1920 wurde nach Beschluss des Völkerbundes über den Grenzverlauf in Schleswig (Südjütland) abgestimmt.  Das gemeindeweise abstimmende Südschleswig mitsamt Flensburg votierte mit großer Mehrheit für den Verbleib bei Deutschland. Flensburg wurde Grenzstadt.

Nach dem Suizid Adolf Hitlers am 30. April 1945 und der Eroberung von Berlin im selben Jahr war Mürwik im Mai 1945 für einige Wochen Sitz der letzten Reichsregierung.

Heute ist Flensburg nach Kiel und Lübeck mit fast 100.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Bundeslandes, die größte im Landesteil Schleswig und die nördlichste kreisfreie Stadt Deutschlands.

Quelle: O. H. Möller, Historischer Bericht von F., Flensb. 1767. Hier: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 350.

Beitragsbild: Flensburger Hafen um 1783. Quelle: Dr. Karl-Heinz Hochhaus – Eigenes Werk, CC BY 3.0

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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