3. bis 5. Februar 1825: Die „große Halligflut“ bringt in Nordfriesland Verwüstung und Tod

Wir schreiben den 3. Februar 1825, es ist ein Donnerstag. In den nächsten drei Tagen und Nächten soll die Februarflut an der gesamten deutschen, dänischen und niederländischen Nordseeküste sowie im unteren Weser- und Elbegebiet und deren Nebenflüssen wüten. Die Folgen sind verheerend:

Auf den Inseln

ertrinken etwa 800 Menschen und es entstehen sehr schwere Schäden. An nahezu allen Orten werden die bis dahin beobachteten Rekordwasserstände deutlich übersteigen. Heute wissen wird: die große Halligflut dürfte eine der schwersten Fluten der letzten Jahrhunderte gewesen sein.

Johannes Mejer schrieb: „Westwärts außenvor der heutigen Landschaft Eiderstedt ist eine große Landstrecke untergegangen. Dies bezeugt die Volkssage, die Oertlichkeit dieser Gegend und die alten Seekarten.

Quelle: Clement 1845, 17f.

Am schwersten betroffen waren die Halligen sowie Pellworm, das vollständig überflutet wurde. Hier war es schon bei den Sturmfluten im Herbst 1824 zu schweren Schäden gekommen. Schwere Schäden gab es auch auf Sylt, wo es nicht nur bei Rantum zu schweren Dünenabbrüchen kam, sondern das auch von der Wattseite her vollständig überflutet wurde.

Ein im Jahre 1821 erbauter Seedeich bei Westerland wurde restlos zerstört. Im besonders schwer von der Flut betroffenen Rantum drang das Wasser in 100 Häuser ein, 15 davon wurden zerstört. Die Bevölkerung rettete sich in die angrenzenden Dünen.

Ähnlich schwere Schäden entstanden auf Amrum. Auf Föhr brach der Deich an insgesamt 5 Stellen, was zu einer vollständigen Überflutung der Insel führte. Dabei starben 2 Menschen, es gab sehr hohe Viehverluste und schwere Sachschäden.

Am schwersten betroffen: die Halligen

Auf Grund unzureichend hoher Wurten und des außergewöhnlich hohen Wasserstandes gerieten die Häuser auf den Halligen rasch in den Brandungsbereich. Von insgesamt 339 Häusern auf den Halligen wurden 79 durch Wellenschlag völlig zerstört und 233 unbewohnbar.

Auf Hooge starben 28 Menschen, auf Nordmarsch und Langeneß 30, sowie auf Gröde 10. Auf Südfall wurden alle 5 Häuser zerstört und alle 12 Bewohner getötet. Quelle: Carl Peter Hansen: Chronik der friesischen Uthlande. Altona 1856, S. 245.

Ursachen

Küstenschutz und Deichbau waren zu jener Zeit bereits über Jahrzehnte aufgrund unterschiedlicher wirtschaftlicher Krisen infolge der zurückliegenden französischen Revolution und der von Napoleon am 21. November 1806 verhängten Wirtschaftsblockade (Kontinentalsperre) vor der Februarflut von 1825 besorgniserregend vernachlässigt. Deshalb traf die Sturmflut am Ende einer ganzen Serie von Sturmfluten in der Zeit vom 31. Oktober 1924 bis zum 3. Januar 1825 auf bereits vorgeschädigte und durchweichte Deiche.

Nach der Flut – die große Hilfe

Eine Welle der Hilfsbereitschaft setzt ein, und am 9. Februar befehlt der dänische König Friedrich VI zur Behebung der Schäden eine Haussammlung sowie Kirchenkollekten im Königreich und seinen Herzogtümern.

Im Frühsommer kam er im Rahmen einer Inspektionsreise auf die Hallig Hooge, um die Schäden und Reparaturarbeiten selbst in Augenschein zu nehmen.

Durch die Sturmflut rückten die abgelegenen Halligen erstmals in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. In seiner 1835 erschienenen Novelle „Die Hallig oder die Schiffbrüchigen auf dem Eiland in der Nordsee“ (2) beschrieb der Pastor Johann Christoph Biernatzki das Leben auf den Halligen und die Sturmflutnacht, die ihn zum Verlassen der Hallig Nordstrandischmoor bewegte.

Sturmflutpfahl Husum (Nordfriesland) , Hafenspitze. Die auf dem Metallschildern zu sehenden Ziffern zeigen das Datum der Sturmfluten weiter oben die Höhe des Wasserstandes.

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Die Geschichte Nordfrieslands, Bd. 4., S. 38/39, Verlag Nordfriisk Instituut, Bredstedt 2005 (Link zu frei zugänglichen Schrift)

„Das Schleswig’sche Wattenmeer und die friesischen Inseln„. Von C.P. Hansen, Original-Ausgabe von 1865, hier Link zur frei zugänglichen Schrift

Beitragsbild: Romantische Darstellung von Hallig Hooge bei Sturm auf einer Postkarte von 1907 (Sammlung Martin Rheinheimer) (Quelle)

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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