24./26. Januar 1971: Uraufführung des zweiteiligen Fernsehfilms „Die Deutschstunde“

„Die Deutschstunde“ ist ein nach dem 1968 erschienenen Roman von Siegfried Lenz gedrehter Fernsehfilm. Am 24./26. Januar 1971 lief die Uraufführung des zweiteiligen Fernsehfilms in der ARD. Die Handlung spielt in Nordfriesland

Der Film nach dem 1968 erschienenen Roman von Siegfried Lenz (1926 – 2014) wird in der Region um Niebüll, Neukirchen/Nordfriesland, Galmsbüll und Emmelsbüll-Horsbüll (alle Kreis Nordfriesland) gedreht. Als Vorbild für die Romanfigur dient der Maler Emil Nolde, der eigentlich Hansen hieß. Die Erstausgabe erschien 1968 bei Hoffman und Campe. Es gab Kritik.

Zum Inhalt: Siggi Jepsen, Insasse einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche, muss eine Strafarbeit zum Thema „Die Freuden der Pflicht“ schreiben. Er erinnert sich an seinen Vater, der als Polizist des nördlichsten Polizeiposten Deutschlands 1943 von der Obrigkeit den Auftrag erhielt, dem Maler Max Ludwig Nansen ein Malverbot auszusprechen und dieses Verbot zu überwachen, während er selbst sich auf die Seite des Malers schlug.

Nach Kriegsende kommt sein Vater zu Überzeugung, dass es seine Pflicht sei, Nansens Bilder zu vernichten, kann das Versteck in der alten Mühle, in der sein Sohn einige von Nansens Bildern aufbewahrt hatte, entdecken und in Brand setzen. Siggi glaubt nun, Nansens Bilder vor seinem Vater retten zu müssen und wird zum Kunstdieb, was zu seiner Verhaftung und Einlieferung in die Besserungsanstalt führt.

Kritik

Im Sommer 2014 warf die Frankfurter Allgemeine Zeitung dem 88-jährigen Siegfried Lenz vor, mit seinem Roman Die Deutschstunde die Biografie Noldes schön geschrieben zu haben, indem er den Antisemitismus Noldes und dessen ursprüngliche Verehrung Hitlers unterschlagen und den Maler zu einer integren Hauptfigur seines Romans gemacht hatte.

Laut Jochen Hieber (Frankfurter Allgemeine Zeitung) sei nicht bekannt, wie detailliert Siegfried Lenz zum Zeitpunkt der Entstehung der Deutschstunde über Noldes belastete Biografie Bescheid wusste. (Quelle)

Bei einem Auftritt im Deutschen Literaturarchiv in Marbach 2014 bezeichnete Lenz den Maler als problematischen Menschen, der sich in politischer Hinsicht „ein bisschen katastrophal“ verhalten habe.

Zwar ließe sich darüber nachträglich nicht Gericht halten, aber er werfe Nolde vor, sich für seine Kollaboration mit den Nationalsozialisten auch nach dem Krieg nie entschuldigt zu haben. (Quelle)

Über den Autor Siegfried Lenz

Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, gestorben 2014 in Hamburg, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Seit seinem Debütroman Es waren Habichte in der Luft von 1951 veröffentlichte er alle seine Romane, Erzählungen, Essays und Bühnenwerke im Hoffmann und Campe Verlag.

Mit den masurischen Geschichten So zärtlich war Suleyken hatte er 1955 seinen ersten großen Erfolg, Sein Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit gesellschaftskritischen Problemen (z. B. Der Mann im Strom, 1957, oder Brot und Spiele, 1959) und mit dem Nationalsozialismus bzw. seiner Aufarbeitung.

Zu Lenz’ größtem Erfolg wurde der 1968 erschienene Roman Deutschstunde. Bis heute ist die Geschichte eines Polizisten, der im Nationalsozialismus das Malverbot seines Freundes überwacht, eine bestechende Entlarvung eines pervertierten Pflichtgefühls. Das Buch wurde verfilmt, avancierte zur Pflichtlektüre an Schulen und war international ein großer Erfolg.

Der Deutschstunde folgten viele weitere große Romane (Das Vorbild, 1973, Heimatmuseum, 1978, Der Verlust, 1981, Exerzierplatz, 1985, Die Auflehnung, 1994, Landesbühne, 2009), welche Siegfried Lenz neben Schriftstellern wie Heinrich Böll, Günter Grass oder Martin Walser zu einem der wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren machte.

Sein zweiter Roman Der Überläufer erschien postum im Jahr 2016 und wurde ein großer Erfolg. Für seine Bücher wurde er mit zahlreichen bedeutenden Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, dem Gerhart-Hauptmann-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2009.

Quellen / Weiterführende Informationen

Die Original-Sendungen können bei YouTube an- bzw. nachgeschaut werden:

Teil 1; Teil 2

Beitragsbild (gemeinfrei): Siegfried Lenz „Deutschstunde“ 1968, Umschlag der Erstausgabe, 1968

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

2 Kommentare zu „24./26. Januar 1971: Uraufführung des zweiteiligen Fernsehfilms „Die Deutschstunde““

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