Geheimnisvolle Orte in Schleswig-Holstein: Zwei Superlative am Beltringharder Koog

Das nördlichste Bundesland Deutschlands hat jede Menge unbekannte und geheimnisvolle Orte fernab des Trubels zu bieten. Und mehr als nur zwei Superlative

Auf geht es an den See! Wie, an den See? Ja. Sowas gibt es an der Nordfriesischen Westküste, genau genommen am 1987 fertiggestellten Vordeich Beltringharder Koog. Und, Superlative 1: Das ist dass größte schleswig-holsteinische Naturschutzgebiet auf dem Festland.

Er liegt nördlich von Husum im Bereich der Nordstrander Bucht und verbindet die ehemalige Insel Nordstrand faktisch an das Festland. Der Vordeich ist somit Teil der Halbinsel.

Im Zuge der Eindeichung (1982 – 1987) entstanden dort auch einige der größten Seen Schleswig-Holsteins. Die Landschaft und Natur am Beltringharder Koog zu erkunden ist ein lohnenswertes Ziel!

Zunächst ein wenig Geschichte: Beltring – wie? Der Name (dänisch: Beltring Herred) ist dem historischen Verwaltungsbezirk Beltringharde entlehnt, dessen Territorium jedoch weiter nordwestlich lag.

Diese BeltringHarde war eine der sogenannten Uthlande (= die dem Festland vorgelagerten Außenlande wie Inseln, Halligen und Marschen im heutigen Kreis Nordfriesland) und umfasste den Nordteil der Insel Strand.

In der Zweiten Marcellusflut von 1362 überschwemmte der „Blanke Hans“ (bildhafte Bezeichnung für die tobende Nordsee bei Sturmfluten) die Harde, sie verlor mehrere Kirchspiele und noch viel mehr Menschen ihr Leben.

Heute sind lediglich die Hallig Nordstrandischmoor und die Hamburger Hallig, sowie Reste des ehemaligen Amsinckkoogs Überbleibsel dieser Harde.

Eindeichung der Nordstrander Bucht

Machen wir einen Sprung: Nach der schweren Sturmflut 1962 wurde deutlich, dass die Küstenschutzmaßnahmen auch an der schleswig-holsteinischen Westküste intensiviert werden mussten.

Der Generalplan Küstenschutz wurde  am 20. Dezember 1963 geboren, womit u.a. auch die Vordeichung der Nordstrander Bucht mit aufgenommen wurde.

Küstenschutz vs. Naturschutz

Die Vordeichung war während seiner Entstehung nicht nur eines der größten Projekte (sie reicht von der Nordspitze der Insel Nordstrand beim Elisabeth-Sophien-Koog bis zur Südspitze des Sönke-Nissen-Koogs),

sondern auch eine der umstrittensten Deichbaumaßnahmen in der deutschen Geschichte. Und sie beschäftigte die Gerichte: Acht Klagen führten die Gegner zwischen April 1983 und Sommer 1985 – und alle wiesen die Gerichte rechtskräftig ab.

Es musste abgewogen werden zwischen den Belangen des Küstenschutzes sowie des Naturschutzes. Alle Betroffenen stimmten letztendlich 1991 darin überein,

dass der Naturschutz in diesem Gebiet absoluten Vorrang haben sollte: Der gesamte Koog wurde zum Naturschutzgebiet erklärt.

Holmer Siel

In der Folge der Eindeichung entstanden einige der größten Seen Schleswig-Holsteins, die drei seien genannt:

Der siebentgrößte See Schleswig-Holsteins und  größte Nordfrieslands ist die „SalzwasserLagune Beltringharder Koog„.

Sie misst eine Fläche von 5,554 km² und einen Umfang von 21,36 km. Eine Lagune ist eine flache Meeresbucht, die durch einen Landstreifen unvollständig vom Meer getrennt ist und deshalb nur einen verringerten Wasseraustausch hat.

Über das Holmer Siel (siehe Foto) und das Lüttmoorsiel strömt das Wasser mit deutlich verringertem Tidenhub täglich zweimal ein und aus.

Foto: Lüttmoorsee (i.B. li.)

Der zwanziggrößte ist der „Lüttmoorsee“ (siehe Bild). Die Seefläche beträgt hier 2,75 km², das Einzugsgebiet hat eine Größe von 3,65 km². Der See ist nicht besonders tief, im Schnitt etwa 1,5 Meter.

Der zweiundzwanziggrößte See in Schleswig-Holstein ist der Holmer See (Koordinaten), er misst eine Fläche von 2,584 km² und einen Umfang von 10,8 km.

Schließlich sei genannt noch das 540 ha große (davon ca. 200 ha Dauerwasserfläche) Arlau-Speicherbecken. Es liegt im Zentrum des Kooges, westlich des Holmer Sees und südlich der Salzwasser-Lagune Beltringharder Koog.

Hier hat sich eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt entfaltet: Viele Süßwasserfische wie Aal, Barsch und Weißfische, aber auch Meerforellen kommen im Speicherbecken in größerer Zahl vor.

Im Spätsommer fischen hier mehrere hundert Kormorane gemeinsam. Als besonders seltene Art findet man hier den Europäischen Flusskrebs. Im Herbst und Frühjahr suchen im Uferbereich große Schwärme von Enten und Gänsen Nahrung und es raten hier viele Wattenmeervögel.

Übrigens, wer es noch nicht wusste: Genannte Seen sind nicht zum Baden geeignet, selbst das Betreten ist strengstens verboten, zur Erinnerung, es ist Naturschutzgebiet. Wer baden will, kann das, an den Badestellen Holmer Siel oder Lüttmoorsiel (siehe Info weiter unten)

Tourismus

Für Fremdenverkehrsgäste (und Einheimische) ist eine Anreise an den Außendeich über einen Verbindungsdamm vom Cecilienkoog aus möglich. An dessen Ende, in Nähe des Lüttmoorsiels liegt der landseitige Endpunkt der Halligbahn Lüttmoorsiel–Nordstrandischmoor. Hier findet sich im Außendeichbereich die Badestelle Lüttmoorsiel.

Als kleine gastronomische Einrichtung bietet sich am Rande des großzügigen Parkplatzes eine saisonal betriebene gastronomische Einrichtung an. Hier sind auch sanitäre Anlagen für die Badegäste untergebracht.

Integrierte Station Beltringharder Koog

In direkter Nachbarschaft von der Badestelle wird die Integrierte Station Beltringharder Koog gebaut. Sie soll, nach voraussichtlicher Eröffnung im Juni 2022, zukünftig der zentrale Informationsstandort rund um das Naturschutzgebiet und vom Nationalpark werden.

Das innovative Gebäude mit Büros und Funktionsräumen für Mitarbeitende der Nationalparkverwaltung, weiterer Landesbehörden sowie von Naturschutzverbänden, ist als Anlaufstelle im mittleren Nordfriesland für das angrenzende Naturschutzgebiet und den Nationalpark konzipiert. Zudem wird dort eine umfassende Ausstellung zum Naturschutz in der Region zu sehen sein; wenn alles nach Plan geht, wird diese im Juni eröffnet.

Ok, wie komme ich da hin? Ganz einfach, Google Maps zeigt uns den Weg, per Auto, Fuß oder Fahrrad. Per Anreise Bahn wird mensch hier informiert.

Weitere Tipps und Ideen für unterhaltsame Urlaubserlebnisse im Beltringharder Koog finden sich auf der Seite Husum Tourismus sowie im „Nordsee“ Urlaubsplaner, der über die Seite www.nordseetourismus.de kostenlos angefordert werden kann.

Quelle: Eigene Recherchen / Wikipedia

Fotoquellen: Lüttmoorsee v. Walter Rademacher / Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19810613; alle weiteren Fotos inkl. Beitragsfoto: (c) Schewski Media

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

3 Kommentare zu „Geheimnisvolle Orte in Schleswig-Holstein: Zwei Superlative am Beltringharder Koog“

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