9. Januar 1823: Dr. Johann Friedrich August von Esmarch – der Erfinder des Eisbeutels wird geboren

„In diesem Hause wurde der ruhmgekrönte Gelehrte und Chirurge Sr. Exzellenz Wirklicher Geheimer Rath Dr. Johannes Friedrich August von Esmarch, Professor etc., am 9. Januar 1823 geboren“ Inschrift über dem Eingang des Hauses Neustadt 39 in Tönning

Johann Friedrich August von Esmarch wird in Tönning (damals Herzogtum Schleswig und zu Dänemark gehörend; heute Kreis Nordfriesland) geboren und stammte aus einer alten Pastoren- und Juristenfamilie.Johann Friedrich August wird als nur „sehr mittelmäßiger Schüler“ bezeichnet. Dennoch schuf er Großes. Wie sein Vater wählte Johann Friedrich August von Esmarch den Arztberuf und machte Karriere. Er stieg auf zum späteren Direktor des Chirurgischen Klinikums in Kiel und nahm als Chirurg an den deutsch-dänischen Kriegen teil. 1870 errang er den Titel des Generalarztes und beratender Chirurg der preußischen Armee. Dr. Johann Friedrich August Von Esmarch zählte zu den bedeutendsten Unfallchirurgen seiner Zeit – und die Erfindung des Eisbeutels sollte nur eine seiner großartigen Leistungen sein.

Dr. Esmarchs berufliche Schwerpunkte bildeten die Kriegschirurgie und Erste Hilfe. In der Schleswig-Holsteinischen Erhebung und in den drei deutschen Einigungskriegen konnte er vielfältige Erfahrungen sammeln. Die Erste Hilfe propagiert er in seiner vielfach aufgelegten Schrift „Der erste Verband auf dem Schlachtfelde“ von 1869.

Einer der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts

Dr. Von Esmarch entwickelte sich in der Folgezeit zu einem der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts. So führte er das Verbandpäckchen und das Dreiecktuch 1879 ein, ebenso die Beinschienen und den Verbandtornister.

Und er entwickelte zwei wichtige Verfahren, die bis heute angewandt werden und seinen Namen tragen, den „Esmarch-Handgriff“ und die 1873 publizierte „Esmarchsche Blutleere“. Und der berühmte Eisbeutel. Fiete Isbüdel nannten ihn die Tönninger aufgrund seiner Erfindung.

Begründer des Samariterwesens

Doch die Erfindungen sollten nicht die einzigen Leistungen in seinem beruflichen Leben sein. Er darf sich auch als der Begründer des Samariterwesens nennen. Und da kam so: 1881 nahm Dr. Friedrich Von Esmarch am Internationalen Hygiene-Kongress in London teil und besuchte dabei die Einrichtungen der dortigen „St. John Ambulance Association“.

Diese Rettungsorganisation war bereits 1877 gegründet worden und hatte überall in England Sanitätsschulen eingerichtet und freiwillige Helfer für den Rettungs- und Sanitätsdienst ausgebildet.

Feuer und Flamme begann Dr. Friedrich Von Esmarch sofort nach seiner Heimkehr Anfang 1882 mit den Vorbereitungen zu einem ersten deutschen Samariterkurs in Kiel.

In diesem Zusammenhang entstand 1898 auch sein Werk Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen – Ein Leitfaden für Samariter-Schulen, das zu den bekanntesten Erste-Hilfe-Leitfäden gehörte. Es wurde in den folgenden Jahrzehnten in fast 30 Sprachen übersetzt und erlebte im Jahre 1931 seine 50. Auflage.

Am 5. Mai 1882 kam es zur Gründung des Deutschen Samariter-Vereins in Kiel. Auf Anregung von Dr. Friedrich von Esmarchs und nach dem Vorbild des Samariter-Vereines in Kiel gründeten in verschiedenen deutschen Städten in den folgenden Jahren ebenfalls Samaritervereine und hielt Samariterkurse ab. September 1896 kam es schließlich zur offiziellen Gründung des Deutschen Samariter-Bundes, der ab 1908 den Namen „Deutsche Gesellschaft für Samariter- und Rettungswesen“ trug.

Im selben Jahr, am 23. Februar 1908, starb Dr. Johann Friedrich August von Esmarch mit 86 Jahren in Kiel.

Was er nicht miterleben musste: Am 19. März 1934 lösten die Nazis die Samariter im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung auf und schlossen diese samt Vermögen dem Deutschen Roten Kreuz an.

Autor: Willi Schewski

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