21. Dezember 1225: Waldemar II. und Sohn aus Gefangenschaft entlassen

Der 21. Dezember 1225 war ein historischer Tag. Der Dänische König Waldemar II. wird zusammen mit seinem Sohn Waldemar von Schleswig in die Gefangenschaft des Grafen Heinrich I. von Schwerin freigelassen. Das hat Folgen: Er plante freien Fußes sofortige Gegenmaßnahmen, blutige

Er hieß – beschönigend – „der Sieger“, war Herzog von Schleswig (1182–1202) und König von Dänemark (1202–1241). Die Rede ist von Waldemar II. (1170 – 1241). Am 21. Dezember 1225 schreibt Waldemar II. zusammen mit seinem Sohn Geschichte – und wie so oft blutig. Ok, sortieren wir die Vorgänge von damals:

Wer war Waldemar II. , wo kommt er her? Waldemar II. stammte aus dem Haus Estridsson. Das Haus Estridsson selbst ist die Familie der Könige von Dänemark von 1047 bis 1412. Sei Vater war König Waldemar I. der Große von Dänemark (1131 – 1182), der war übrigens Sohn von Knud Lavard.

Waldemars Mutter war Sophia von Minsk (1141 – 1198), sie selbst die Tochter des Fürsten Wladimir III. von Minsk und Hrodna und der Rikissa von Polen. Sophia von Minsk brachte zwei Söhne zur Welt, der bereits erwähnte Zweitgeborene Waldemar II. (28. Juni 1170) und der ältere: Knut VI. von Dänemark  (1162/1163 – 1202).

Beide Kinder sollten in der ihrigen Zeit eine bedeutende Rolle spielen.

Waldemar II auf seinem Siegel

Wir machen einen Sprung in das Jahr 1182: Waldemar wird Herzog von Schleswig (1). Sein älterer Bruder Knut VI. von Dänemark stellte bereits die Regierung. In der Regierungszeit von König Knut VI. (1170 bis 1202) gab es wiederholt Auseinandersetzungen zwischen den Herrschern in Dänemark und den Grafen von Schauenburg und Holstein.

So gab es nach der Rückkehr Graf Adolf III. vom Kreuzzug Heinrichs VI. in den Jahren 1197 und 1198 Auseinandersetzungen um Rügen und im Jahr 1200 um die Reinoldsburg und Dithmarschen.

Im Jahr 1201 fand die entscheidende Schlacht bei Stellau (heute ein Ortsteil von Wrist im Amt Kellinghusen) statt, in der Graf Adolf III. unterlag.

Er zog sich nach der Schlacht über Stade nach Hamburg zurück. Dort wurde er von Waldemar II. belagert und schließlich gefangen genommen. Waldemar II. erhielt aufgrund dieses Sieges den Beinamen Sejr, *„der Sieger“.

König Knut VI. sollte nach der Schlacht bei Stellau nicht mehr lange leben, er starb 1202, Bruder Waldemar II. wurde sein Nachfolger und setzte Knuts Politik fort.

Seine Gier, Länder zu überfallen wuchs: Er eroberte Mecklenburg, Pommern und Pommerellen. Lübeck und Hamburg erkannten seine Schutzhoheit an.

Zur Jahreswende 1214/15 überließ der deutsche König und spätere römische Kaiser Friedrich II. ihm seine Eroberungen im Reich formal als Lehen.

1218 krönte er seinen 9-jährigen Sohn Valdemar den Unge (der Jüngere) zum Mitkönig. Der starb allerdings bereits 1231 bei einem Schiffsunfall.

1219 gründete Waldemar das Bistum Reval und begann mit der Eroberung von Estland. Zudem griff er mehrfach in norwegische und schwedische Thronstreitigkeiten ein.

1223: Entführung und Gefangenennahme

In der Nacht vom 6. zum 7. Mai 1223 wurden Waldemar und sein Sohn durch Heinrich Graf von Schwerin von der dänischen Insel Lyø entführt, wo diese sich unbewacht von der Jagd ausgeruht hatten.

Per Schiff wurden die Gefangenen an die deutsche Küste gebracht. Da Schwerin von den Dänen besetzt war, wurden Waldemar und sein Sohn zuerst

in Lenzen in der Mark Brandenburg und bald darauf im Waldemarturm der Burg Dannenberg versteckt. Nach der Rückeroberung der Grafschaft Schwerin 1225 wurden die beiden in der Schweriner Burg festgehalten.

21. Dezember 1225: Freilassung Waldemar II.

Für die Freilassung Waldemars stellte Heinrich von Schwerin hohe Forderungen, von denen er sich weder durch Drohungen Dänemarks noch des Papstes Honorius III. abbringen ließ.

Er fand Unterstützung beim mecklenburgischen Herrscher Heinrich Borwin II., dem Grafen Adolf IV. von Schauenburg und Holstein und dem Bischof Gebhard II. zur Lippe des Bistums Bremen.

Da Waldemar nicht auf Heinrichs Forderungen einging, spitzte sich die Lage zu und es kam im Januar 1225 zur Schlacht bei Mölln, bei der die Dänen geschlagen wurden.

Waldemar willigte schließlich in die Forderungen Heinrichs ein, zu denen auch noch die seiner Bundesgenossen kamen. Im November 1225 wurde im Vertrag von Bardowick folgendes vereinbart:

  • die Freilassung Waldemars und seines Sohnes gegen die Zahlung von 45.000 Mark Silber,
  • die Abtretung von Schwerin und Holstein,
  • Verzicht auf alle deutschen Lehensgebiete außer dem Fürstentum Rügen und Gewährung völliger Handelsfreiheit für die deutschen Städte vereinbart.
  • Außerdem musste Waldemar auf Rache verzichten und drei seiner Söhne** als Geiseln stellen.

Durch die Gefangenschaft Waldemars war die dänische Großmachtstellung im Ostseeraum schwer erschüttert. Waldemar schwer gedemütigt. Der Preis für seine Freilassung, das empfanden selbst Zeitzeugen so, war sehr hoch – für König Waldemar II. zu hoch.

Kaum in seinem Königreich wieder angekommen (Weihnachten 1225), bereitete er die Rückeroberung der verlorenen Gebiete und die Wiederherstellung seiner Vormachtstellung im Norden vor. Nachdem auch sein Sohn zu Ostern 1226 freigelassen worden war, konnte er seine Pläne in die Tat umsetzen:

22. Juli 1227: Schlacht von Bornhöved und Niederlage von Waldemar II.

Als erstes musste er sich vom Eid der Urfehde, den er 1225 geleistet hatte, lösen. Waldemar II. wandte sich dafür an Papst Honorius III. In einem Brief vom 26. Juni 1226 aus dem Lateran versicherte ihm dieser, „[…] daß er einem Ungetreuen ein Treueversprechen, das erpreßt worden sei, nicht zu halten brauche.“ Die Urfehde war damit für hinfällig erklärt worden, wodurch Waldemar II. im Stande war, legal gegen die aktuelle Situation vorzugehen.

Der Dänenkönig zögerte nicht lange und startete noch im selben Jahr, im Herbst 1226, den Rückeroberungsfeldzug. Es kam am am Morgen des 22. Juli 1227 zur Entscheidungsschlacht zwischen Waldemar II. (Dänemark und deutsche Verbündete) und Graf Adolf IV (Norddeutsche Fürstenkoalition). Es kam zu einem fürchterlichen Gemetzel, über 10.000 Soldaten starben.

Wie bei nahezu allen hochmittelalterlichen Ereignissen stellt sich auch im Fall der Schlacht von Bornhöved die Quellenlage als äußerst dürftig dar. Fest steht im Prinzip nur, dass das dänische Heer das Gefecht verloren hat. Waldemar II. wurde durch das Koalitionsheer geschlagen. Der auf der dänischen Seite kämpfende Herzog Otto I.von Braunschweig geriet in Gefangenschaft des Grafen von Schwerin.

Ergebnisse und Auswirkungen der Schlacht von Bornhöved

Waldemar war gezwungen, den Vertrag von Bardowick (siehe weiter oben) zu erneuern. Die dänische Niederlage war ein Wendepunkt in der Geschichte Nordeuropas. Waldemar II. hatte seinen Einflußbereich entlang der Ostsee bis nach Estland hin ausgedehnt und Dänemark zu einer Großmacht gemacht. Mit der Schlacht von Bornhöved brach dieses Ostseeimperium zusammen. Damit konnte die deutsche Herrschaft nördlich der Elbe bis zur Eider wieder hergestellt werden. Bis 1864 waren damit die Machtbereiche Dänemarks und des Deutschen Reiches festgelegt.

Waldemar II. starb am 28. März 1241 und ist in der Marienkirche in Ringsted, jetzt St. Bendt, begraben.

*Ehen und Nachkommen

Waldemar II. war ab 1205 in erster Ehe mit Margarete Dagmar († 24. Mai 1212), einer Tochter Ottokars I. von Böhmen und Adelheids von Meißen, verheiratet. Aus dieser Ehe stammten folgende Kinder:

  • Waldemar von Schleswig (* 1209; † 1231), Mitregent seit 1215, Krönung im Schleswiger Dom 1218, ⚭ 1229 Eleonore von Portugal (* 1211; † 1231)
  • Sohn, Totgeburt († 1212)

In zweiter Ehe war er seit 1214 mit Berengaria von Portugal (* um 1195; † 27. März 1221) verheiratet, einer Tochter Sanchos I. von Portugal und Dulces. Mit ihr hatte er die Kinder:

  • Erik IV. (* 1216; † 1250), König von Dänemark (1241–1250)
  • Sophia (* 1217; † 1247) ⚭ 1235 (Verlobung 1230) Johann I. Markgraf von Brandenburg
  • Abel von Schleswig (* 1218; † 1252), König von Dänemark (1250–1252)
  • Christoph I. (* 1219; † 1259), König von Dänemark (1252–1259)

Außerdem hatte er zwei namentlich bekannte uneheliche Söhne:

  • Niels, Graf von Halland-Schwerin († 1218/19)
  • Knut, Herzog von Lolland, Blekinge und Estland († 1260)

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Das Herzogtum Schleswig (dänisch Hertugdømmet Slesvig) entwickelte sich ab etwa 1200 und existierte bis 1864. Es umfasste im Wesentlichen das heutige Nordschleswig (Dänemark) und Südschleswig (der Norden des deutschen Landes Schleswig-Holstein). Hauptort war die Stadt Schleswig, bedeutendste Siedlung Flensburg. Vorläufer des Herzogtums war im frühen Mittelalter das Jarltum Süderjütland (Sønderjylland). Die Herrschaft über das Herzogtum war im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder umstritten und umkämpft.

Beitragsfoto: Symbol

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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