19. Dezember 1888: Gustav Gundelach wird in Kiel geboren

Gustav Gundelach (19. Dezember 1888 – 8. Juli 1962) in Hamburg) war ein deutscher Politiker der KPD und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Am 19. Dezember 1888 wird Gustav Gundelach in Kiel geboren. Sein Vater war Maler, die Mutter Näherin. Gundelach schließt die Volksschule in Kiel ab und absolviert eine Lehre als Dreher. Ab 1908 arbeitet er bei Blohm & Voß in Hamburg. In dieser Zeit beginnt seine politische Arbeit. Hervor stechen seine Mitwirkung in der Gruppe Ulbricht (1) sowie die Mitgliedschaften in der Hamburgischen Bürgerschaft und der ersten Legislaturperiode des Deutschen Bundestages. Seine Teilnehme 1923 am Hamburger Aufstand wirf einen Schatten auf die politische Person Gundelach.

Gundelachs politische Karriere beginnt früh und ist wechselhaft: Seit 1909 Mitglied der SPD, tritt er 1917 zur USPD über, wo er zum linken Flügel gehört. Diese schloss sich 1920 mit der KPD zusammen.

1923 wird er Teilnehmer am Hamburger Aufstand (2). 1924 wird er hauptamtlicher Parteifunktionär und in die Bezirksleitung Wasserkante gewählt, daneben übernimmt er die Leitung der Roten Hilfe in Hamburg.

1924 bis 1933 wird er Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und 1927/28 deren Vizepräsident.

Nach der Machtergreifung der NSDAP 1933 geht Gundelach in den Untergrund und wird in der illegalen Widerstandsarbeit der KPD aktiv. 1934 wird Gundelach im Auftrag des Westeuropäischen Büros der Internationalen Roten Hilfe in Österreich, Norwegen und Dänemark tätig, 1935 in Rumänien und in der Schweiz.

Von Januar 1937 bis Juni 1938 geht er als Interbrigadist nach Spanien, wo er das Rote Kreuz der Interbrigaden leitet. 1940 geht er nach Moskau; dort besuchte er 1941/42 die Internationale Lenin-Schule und wird ab Dezember 1942 für das Nationalkomitee Freies Deutschland tätig.

Er wird bis März 1945 Sprecher und Redakteur am Deutschen Volkssender und ab August 1943 auch Mitarbeiter beim Sender „Freies Deutschland“. Im April 1945 kehrt er als Mitglied der Gruppe Ulbricht (1) nach Deutschland zurück und wird bis 1946 Präsident der Zentralverwaltung für Arbeit und Sozialfürsorge der SBZ.

Ein Jahr später wird er nach Hamburg entsandt, um dort die KPD-Leitung zu übernehmen. Er tritt für die KPD am 13.10.1946 für die erste Wahl der Hamburgischen Bürgerschaft nach dem 2. Weltkrieg an und wird gewählt.

Im Juni 1947 scheidet Gundelach als Parlamentarier aus der Bürgerschaft wieder aus und wird 1947/48 Mitglied des Zonenbeirates (3). Dann kandidierte er für die KPD für den Ersten Deutschen Bundestag und wird gewählt.

Zwischen 1949 und 1953 gehört Gundelach dem Deutschen Bundestag in der ersten Legislaturperiode an und wird Mitglied des Parteivorstandes der KPD. Nach deren Verbot 1956 arbeitete er illegal für die Partei und versuchte 1961 vergeblich als unabhängiger Einzelkandidat zum Bundestag zu kandidieren.

In der DDR wird ihm 1960 die Medaille „Kämpfer gegen den Faschismus“ verliehen. Am 8. Juli 1962 stirbt Gundelach in Hamburg.

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Die Gruppe Ulbricht war eine von der Sowjetunion gesteuerte Gruppe von deutschen Politikern, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ins besetzte Deutschland eingeflogen wurde. Sie bestand aus Funktionären der KPD und zehn „antifaschistischen Kriegsgefangenen“, die am 30. April 1945 aus der Sowjetunion nach Deutschland zurückkehrten.

Sie sollte die Politische Hauptverwaltung der 1. Belorussischen Front bei der Neuorganisation des öffentlichen Lebens und der Verwaltung Berlins unterstützen und die Gründung von Parteien, Gewerkschaften und Organisationen vorbereiten.

Die Gruppe wurde nach ihrem Leiter Walter Ulbricht benannt. Parallel dazu existierten zwei weitere Regionalgruppen. Die Gruppe Ackermann kam vor allem in Sachsen zum Einsatz und die Gruppe Sobottka wurde in Mecklenburg eingesetzt.

Einordnung: Die „Gruppe Ulbricht“ legte 1945 den Grundstein für eine autoritäre Herrschaftsform – mit Funktionären, denen die „richtige Linie“ mehr bedeutete als eigenständiges Handeln; mit Mitgliedern, vollgestopft mit „Kaderwelsch“, die serviles Anpassertum mit Disziplin verwechselten. Das Ergebnis war eine „negative Kaderauswahl“. Und diese Hypothek der „Gruppe Ulbricht“ legte zugleich den Keim für den Anfang vom Ende der DDR. Quelle

(2) Der Hamburger Aufstand (auch Barmbeker Aufstand) von 1923 war eine von Teilen der KPD in Hamburg am 23. Oktober 1923 begonnene Revolte. Ziel war der bewaffnete Umsturz in Deutschland nach dem Vorbild der russischen Oktoberrevolution 1917. Nach den Vorstellungen des Deutschen Oktobers sollte die Erhebung das Aufbruchssignal für eine Revolution in ganz Mitteleuropa sein und die kommunistische Weltrevolution einleiten.

(3) Der Zonenbeirat (engl. Zonal Advisory Council, ZAC) war eine auf Anordnung der britischen Militärregierung gebildete beratende deutsche Körperschaft auf dem Gebiet der britischen Besatzungszone. Er wurde am 15. Februar 1946 gegründet und bestand formell bis zur Konstituierung von Bundestag und Bundesrat im Herbst 1949. Obwohl ohne eigene legislative oder exekutive Kompetenzen ausgestattet, erarbeitete der Zonenbeirat zahlreiche Empfehlungen zu verschiedenen Politikfeldern und war neben dem Länderrat des amerikanischen Besatzungsgebietes und dem 1947 gebildeten Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes ein wichtiger Meilenstein beim Wiederaufbau parlamentarischer Strukturen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.

Beitragsbild: Gustav Gundelach (Bildmitte, zweite Reihe, vierter von rechts) 1946 im Podium auf der Berliner Kreiskonferenz der SPD und KPD zur Vereinigung. Quelle: Von Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6547329

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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