18. Dezember 1944: Schlachtschiff „SMS Schleswig-Holstein“ sinkt

Das veraltete deutsche Schlachtschiff „Schleswig-Holstein“ spielte beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eine wichtige Rolle. Nachdem es unter einem Vorwand im Hafen von Danzig angelegt hatte, begann es in den frühen Morgenstunden des 1. September 1939, die polnischen Verteidigungsstellungen auf der Halbinsel Westerplatte zu beschießen. Damit waren die ersten Schüsse im Zweiten Weltkrieg gefallen.

Des Linien- bzw. Schlachtschiff SMS Schleswig-Holstein schreibt an gleich drei Daten eine Rolle: Am 17. Dezember 1906 läuft es auf der Germaniawerft in Kiel vom Stapel. Am 1. September 1939 soll es böse Geschichte schreiben, indem es in den frühen Morgenstunden jenes Tages die polnischen Verteidigungsstellungen auf der Halbinsel Westerplatte beschießt und somit den Beginn des Zweiten Weltkrieges einläutet. Am 18. Dezember 1944 ist dann Schluß mit Krieg spielen: Das Schiff sinkt im Niedrigwasser bei Gdynia (damals Gotenhafen). Wir zeichnen die Geschichte hier nach:

Wir schreiben den 25. August 1939: Die SMS „Schleswig-Holstein“, die zuletzt zur Ausbildung von Marinekadetten genutzt wurde, läuft zu einem angeblichen Höflichkeitsbesuch in den Hafen von Danzig ein. Es ankert unmittelbar gegenüber der Westerplatte, die zur Freien Stadt Danzig gehörte. Unter Deck verstecken sich 225 Soldaten und halten sich für den Krieg bereit.

Einen Tag zuvor, am 24. August 1939 gibt der Kommandanten der „Schleswig-Holstein“, Kapitän zur See Gustav Kleikamp, bekannt, wie der Auftrag des kommenden Tages lautete. „Kameraden, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich Ihnen die Aufgabe, die unser Schiff bekommen hat, berichten darf.“ Die komplette Mannschaft hörte gespannt zu und erfuhr: An Stelle des Leichten Kreuzers „Königsberg“ sollte das alte Linienschiff zu einem offiziellen Besuch in Danzig einlaufen. (1)

Gustav Kleikamp führt fort: „Doch während das äußere Bild unseres Schiffes den Anschein eines Besuches erweckt, werden unsere Geschütze geladen sein, bereit zur Verteidigung deutscher Rechte. Vielleicht werden wir das Teuerste, das wir besitzen, das Leben einsetzen müssen.“ (1)

Eine Woche später, wir schreiben den 1. September 1939, sollte sich das Geschehen vor Ort und auf der ganzen Welt dramatisch verändern:

Wojciech Najsarek – Der erste polnische Gefallene im Zweiten Weltkrieg

Um 04:47 Uhr, jenes welt-historischen Tages am 1. September 1939 eröffnet die „Schleswig-Holstein“,  das Feuer auf die polnische Stellung auf der Westerplatte. Mit diesen Schüssen (Adolf Hitler: „Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!“) und dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen beginnt der Zweite Weltkrieg in Europa.

Außerdem wird ein Marinestoßtrupp von 225 Mann durch die Schleswig-Holstein angelandet, um die Wachbesatzung des Munitionsdepots auf der Halbinsel niederzukämpfen, was aber nicht gelang. Erst am 7. September gelingt es den Angreifern, die Stellungen zum Aufgeben zu zwingen, nachdem durch weiteren Beschuss und Stuka-Angriffe deren Wasserversorgung zerstört worden war.

Zurück zum 1. September: Nachdem das erste Artilleriefeuer von der „Schleswig-Holstein“ eingestellt worden war, versucht der Bahnhofsvorsteher von Danzig-Westerplatte, Wojciech Najsarek, zusammen mit einem Wehrfreiwilligen zu den polnischen Stellungen zu laufen.

Er wird aber von den Soldaten eines Stoßtrupps der deutschen Marineinfanterie entdeckt und erschossen. Najsarek war der erste im Zweiten Weltkrieg gefallene polnische Soldat. (2)

18. Dezember 1944: Das Ende der „SMS Schleswig-Holstein“

Das Schiff wird am 18. Dezember 1944 vor Gotenhafen durch drei Fliegerbomben schwer beschädigt und sinkt auf ebenem Kiel in 12 m Wassertiefe. Durch die drei Bomben sterben 28 Mann, 53 werden verwundet.

Drei Pumpendampfer sollten anschließend das Schiff lenzen, was aber nicht gelingt. Das Leck, verursacht durch eine Bombe, die das gesamte Schiff durchschlug und anschließend unter dem Kiel explodierte, war zu groß.

Am 20. Dezember bricht ein Brand aus, der zwölf Stunden lang wütet und die Aufbauten nahezu vollständig zerstört.

Am 25. Januar 1945 werden Flagge und Wimpel zum letzten Mal niedergeholt. Der Großteil der Besatzung wird anschließend zur Verteidigung der Marienburg eingesetzt.

Am 21. März 1945 wird die „Schleswig-Holstein“ bei der endgültigen Aufgabe von Gotenhafen gesprengt.

Nach dem Untergang: Weiter als „Zielschiff“

Nach der Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 fordert die Sowjetunion das alte Schiff als Kriegsbeute. 1946 beginnen die Abdichtungsarbeiten, und es gelingt, das Schiff schwimmfähig zu machen. Es wird nach Tallinn geschleppt, in „Borodino“ umbenannt und kurzfristig bis 1948 als Schulschiff vorgesehen.

Jedoch baute man es dort zum Zielschiff um und verankert es vor der Insel Osmussaar (Odensholm) als Übungsobjekt. Bis 1966 wird es als Ziel angelaufen und beschossen.

Heute liegen die Überreste noch immer im ehemaligen Übungsgebiet der sowjetischen Marine bei der estnischen Insel auf Grund.

Etwas ist vom Schiff übrig geblieben: Die Schiffsglocke der „Schleswig-Holstein“  ist heute im Besitz des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden.

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Svea Hammerle / Hans-Christian Jasch / Stephan Lehnstaedt (Hrsg.): „80 Jahre danach. Bilder und Tagebücher deutscher Soldaten vom Überfall auf Polen 1939“. (Metropol, Berlin. 208 S., 19 Euro)

(2) Das deutsche Schlachtschiff „Schleswig-Holstein“ / Der Angriff auf die Westerplatte (Link)

Beitragsbild (gemeinfrei): Die Schleswig-Holstein beschießt am 1. September 1939 die Westerplatte

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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