9. Dezember 1678: Jürgen Ovens, Maler des Rembrandtkreises stirbt in Friedrichstadt

Der Name des Jürgen Ovens wird fast stets in Verbindung mit dem seines Lehrers Rembrandt genannt. Es hat ihm genützt und geschadet zugleich. Sein Verhältnis zu dem großen Holländer hat auch den Holsteiner vor dem gänzlichen Versinken in die Nacht der Vergessenheit bewahrt. Aber die überragende Bedeutung Rembrandts läßt den Künstler Ovens des ungleichen Maßstabes wegen von vornherein nicht im richtigen Lichte erscheinen. Zitat Dr. Harry Schmidt, 1922

Zu Lebzeiten war Ovens gefeiert und hochgerühmt. Doch nach seinem Tode verblaßte sein Ruhm bald. Sein Name und sein Wirken entschwanden aus dem Gedächtnis der Menschen. Grund genug, uns 344 Jahre nach seinem Tod mit dem Meister näher zu beschäftigen. Wer war eigentlich Jürgen Ovens?

Er stammte aus wohlhabenden Verhältnissen. Er wird 1623 (genaues Geburtsdatum unbekannt) in Tönning als Sohn des Ratsherrn Ove Broders und seiner Frau Agneta geboren. Jürgen hatte zwei Brüder: Broder Ovens, der ebenso Maler und Kunsthändler war und Friedrich Adolf Ovens, seines Zeichens Ratsverwandter und Maler in Tönning.

Jürgen geht 1640 als Schüler Rembrandts in die Niederlande und kehrte 1651 von Amsterdam nach Schleswig-Holstein zurück. Er heiratete die Tochter eines reichen Tönninger Ratsherrn (Maria Martens van Mehring; gest. 1690) und zog mit seiner Familie nach Friedrichstadt. Es sollte eine große Familie werden, die auf bis zu zehn Kinder wuchs.

Beruflich ging es für Ovens voran. Er wird vor allem für seine Gemälde als Hofmaler der Herzöge von Holstein-Gottorf bekannt. Im selben Jahr erhielt er von Herzog Friedrich III. ein Privileg, dass ihn u. a. von städtischen Abgaben befreite. Ovens war jedoch zu keinem Zeitpunkt Hofmaler, dieses Amt hatte seinerzeit Johannes Müller inne. (1) Ovens selbst nannte sich „freier Maler“, er gehörte nicht zum Hofstaat. (2)

Nach erneuten Auslandaufenthalten in Stockholm und Amsterdam kehrte er 1675 dauerhaft wieder nach Friedrichstadt zurück. Er wurde Hofmaler des jungen Herzogs Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf, der sein Privileg erneuerte.

Im selben Jahr verewigte sich Ovens in das Altarbild der St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt, in dem er eine Männergestalt oben links in das Werk hinein malte.

Nach etwa einjähriger Krankheit starb Ovens am 9. Dezember 1678 und wurde am 21. Januar 1679 in der Christophoruskirche in Friedrichstadt beerdigt.

In seiner Geburtsstadt Tönning findet man in der St. Laurentiuskirche ein Epitaph mit seinem Selbstportrait und dem seiner Frau über einem von ihm gemalten Bild der Heiligen Familie. 1703 stifteten seine Kinder der Kirche die vom Hamburger Bildhauer Henrich Roelcke gefertigte Kanzel.

Einschätzung der Person und des Werkes

Kunsthistoriker Dr. Harry Richard Alexander Schmidt (geb. 1883 in Port-au-Prince, Haiti; gest. 27. Juli 1964 in Sankt Peter) berichtet (3): „Der Name des Jürgen Ovens wird fast stets in Verbindung mit dem seines Lehrers Rembrandt genannt. Es hat ihm genützt und geschadet zugleich. Sein Verhältnis zu dem großen Holländer hat auch den Holsteiner vor dem gänzlichen Versinken in die Nacht der Vergessenheit bewahrt.

Aber die überragende Bedeutung Rembrandts läßt den Künstler Ovens des ungleichen Maßstabes wegen von vornherein nicht im richtigen Lichte erscheinen. Zu seinen Lebzeiten war er gefeiert und hochgerühmt. Doch nach seinem Tode verblaßte sein Ruhm bald. Sein Name und sein Wirken entschwanden aus dem Gedächtnis der Menschen.

In einem Schriftchen von 1805, das die damaligen Zustände in Tönning schildert, werden die berühmten Männer genannt, die dort geboren sind oder sich dort aufgehalten haben. Wir erfahren, daß die Stadt als Geburtsort eines Meibom, Tetens, Schinmeier bekannt genug sei. Neben diesen heute völlig vergessenen Größen wird Ovens überhaupt nicht erwähnt.

Auch Feddersen, Beschreibung der Landschaft Eiderstedt, 1853, zählt die berühmten Männer Tönnings auf. Wir hören außer von Meibohm auch von einem Zeitgenossen des Ovens, Grammius, der Professor der Physik und der griechischen Sprache zu Kiel war. Von Ovens selbst aber schweigt auch Feddersen. Der Maler war eben dem Gedächtnis der Menschen völlig entschwunden.

Weiterführende Quellen / Informationen:

(1) Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 56 f.
(2) Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 110 ff.
(3) Harry Schmidt, Jürgen Ovens, Sein Leben und seine Werke. Erschienen im Selbstverlag und gedruckt in der Westholsteinischen Verlagsdruckerei, Heide 1922.

Bild Mitte: Justitia aus Schloss Gottorf, um 1665, Museumsberg Flensburg

Beitragsbild: Selbstbildnis, um 1650, Hamburger Kunsthalle, Jürgen Ovens – https://www.pubhist.com/w4447 Selfportrait of Jürgen Ovens (1623-1678)

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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