Literaturtipp: „Das Mahnmal – 75 Jahre gegen das Vergessen. Vom Umgang mit dem Nationalsozialismus in Itzehoe“

Michael Legband hat mit „Das Mahnmal – 75 Jahre gegen das Vergessen“ ein ebenso repräsentatives und persönliches Buch vorgelegt.
Mein ganz persönliches Stück Itzehoe – irgendwie ein Lebensthema“, überschreibt er das Geleitwort

Im schleswig- holsteinischen Itzehoe steht das erste Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Nordeuropa. Initiiert hat es der später legendäre Film- und Fernsehproduzent Prof. Gyula Trebitsch (u.a. „Des Teufels General“, Begründer Studio Hamburg). Entworfen hat es der einstige Großarchitekt Johann Friedrich „Fritz“ Höger (u.a. Weltkulturerbe Chilehaus, Hamburg). Journalist und Autor Michael Legband hat darüber ein Buch geschrieben: „Das Mahnmal – 75 Jahre gegen das Vergessen. Vom Umgang mit dem Nationalsozialismus in Itzehoe„.

Das Buch gewährt tiefe Einblicke in den Leidensweg des ungarischen Juden Trebitsch in deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslagern. Es beschreibt dessen Wirken nach der Befreiung von der NS-Tyrannei in der Störstadt Itzehoe (Kreis Steinburg) und seine Bedeutung für die europäische Film- und Fernsehlandschaft. 

Ebenso setzt sich Michael Legband detailliert mit dem in den Nationalsozialismus verstrickten Mahnmal-Architekten Fritz Höger auseinander. Sowohl für Trebitsch wie für Höger ist Legband tief in die Archive eingedrungen. Darüber hinaus hat der Autor mehr als hundert Gedenkveranstaltungen, die seit 1946 an dem Mahnmal stattfanden analysiert.

Lückenlos weist er allein mehr als fünfzig Veranstaltung des DGB an dem Bauwerk nach, dokumentiert Rednerinnen und Redner sowie teilweise deren Redeinhalte. Die Rednerliste ist beeindruckend und reicht von DGB-Größen bis zu Schriftstellern wie Günter Kuhnert.

Michael Legband hat ebenso – zusammen mit einer beeindruckenden Riege von Mit-Autoren – die Zeit vor und nach 1945 rund um das Mahnmal beleuchtet. So beschreibt der Historiker Björn Marnau beispielsweise über Bücherverbrennungen im Jahre 1957 in Itzehoe.

An diesem Beispiel wird das gesellschaftliche Klima in den 1950er Jahren erhellt. In diesem Jahr lies die Stadt Itzehoe das Mahnmal für die NS-Opfer abreißen und von der Innenstadt in einen abseitsgelegenen Park versetzen. Hier wurde es gegen gewerkschaftlichen Protest unter Bäumen versteckt. Dies kam erst 1989 ans Tageslicht, als Initiator Trebitsch nach Jahrzehnten an „sein“ Mahnmal kam, um hier eine Gedenkrede zu halten.

Das Buch kann in jeder gut sortierten Buchhandlung erworben werden, oder hier bei Amazon.

Pressestimmen: „Eine unglaublich beeindruckende und bewegende Dokumentation! Mehr als ein Buch – ein historisch-literarisches Denkmal und ein politischer Weckruf zugleich. Respekt!“ Björn Engholm, Ministerpräsident a.D. „Ein Mahnmal für sich! Und das in dieser Zeit, wo uns das Vergessen auf so schreckliche Weise einholt! – Ich ziehe meinen Hut.“ Gerd Walter, Minister für Europa und Justiz a.D.

Über den Autor: Michael Legband (* 28. April 1952 in Itzehoe) ist ein deutscher Journalist. Er arbeitete als Redakteur für Zeitungen und verschiedene Fernsehsender und als Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer zu Kiel und der IHK Schleswig-Holstein.

Immer wieder befasst sich Michael Legband ehrenamtlich mit dem ersten öffentlichen Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Itzehoe. Zusammen mit dem einstigen Mit-Initiator des Bauwerkes, dem Film- und Fernsehproduzenten Gyula Trebitsch, kämpfte Legband dafür, dass das Bauwerk 1995 wieder zurück an seinen alten Standort gesetzt wurde.

In der Zeit der Restauration und der so genannten Wirtschaftswunderjahre war die Gedenkanlage abgerissen worden und in einem Stadtpark unter einer Baumgruppe versteckt worden. Unterstützung erfuhren Trebitsch und Legband hierbei durch Ministerpräsidentin Heide Simonis und Kultusministerin Marianne Tidick sowie den Landtagspräsidenten Heinz-Werner Arens und Ute Erdsiek-Rave.

Für den NDR realisierte Michael Legband zusammen mit dem Produzenten Peter K. Hertling den auch international ausgezeichneten Film „Das Mahnmal – erbaut, verdrängt, wiederentdeckt“ nach dem gleichnamigen Buch Legbands.

Auf Initiative von Michael Legband hat die Stadt Itzehoe im Spätsommer 2017 das von Fritz Höger entworfene Bauwerk erneut baulich überholt. Für den 8. September 2021 organisierte Legband die Feierstunde „75 Jahre Mahnmal“. An dem Festakt nahmen unter anderem die Kinder von Gyula Trebitsch, Katharina und Markus Trebitsch teil.

Foto: Von Nightflyer – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=803075

Entstehungsgeschichte Mahnmal:

Das Mahnmal für die Opfer des Naziregimes in Itzehoe ist ein am 8. September 1946 eingeweihtes Denkmal. Initiiert wurde es von dem Holocaust-Überlebenden und späteren Filmproduzenten Gyula Trebitsch. Für die Gestaltung war der renommierte Architekt Fritz Höger verantwortlich.

Der verfolgte ungarische Jude Gyula Trebitsch wurde nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Wöbbelin und einem Klinikaufenthalt in Ludwigslust in das Krankenhaus in Itzehoe verlegt. Hier gründete er die jüdische Gemeinschaft Itzehoe, wurde ihr Vorsitzender und gehörte dem Komitee für politische Gefangene an.

Schon früh kam Trebitsch der Gedankte, mit einem Mahnmal in Itzehoe an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Nachdem Trebitsch in Hamburg das Chilehaus gesehen hatte, bat er dessen unweit von Itzehoe in Bekenreihe wohnenden Architekten Höger um die Gestaltung. Dieser legte einen Entwurf vor, der zusammen mit den anderen Verfolgten in Itzehoe diskutiert und für gut befunden wurde.

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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