Sagen und Legenden in Schleswig-Holstein: Geisterbanner auf Satrupholm

Über das Land zwischen Nord- und Ostsee ranken sich zahlreiche Sagen und Legenden. Besonders die Halligen, Inseln, Seeleute -und nicht zuletzt das Meer- bieten Stoff für zahlreiche Geschichten, die bis heute jedes Kind in Schleswig-Holstein kennt. Spannend ist auch die Sage vom Geist des bösen Herrn von Zago

Wer zum ersten Mal Satrupholm besucht (1) und sich flüchtig umschaut, wird zunächst enttäuscht sein: Der Ort besteht aktuell aus einen 800 Meter langen Feldweg Satrupholm, an dessen Beginn einige wenige Hofhäuser stehen. Wäre da aber nicht die Sache mit dem verschwundenen Gutshof, den gewalttätigen Herr von Zago und dem Geisterbanner aus Adelbye bei Flensburg.

Fügen wir die Geschichte zusammen und fangen wir vorne an: Satrupholm wurde im 12. Jahrhundert als Ritterburg gebaut. Der Name Satrupholm setzt sich offenbar aus der Ortsbezeichnung „Satrup“ und dem Wort „Holm“, das „Insel“ bedeutet zusammen.

Und das Wort „Insel“ ist wörtlich zu nehmen, schlängeln sich doch um Satrupholm herum mehrere Wasserläufe. Und das Land in der näheren Umgebung bestand insbesondere in der Vergangenheit eher aus Feuchtgebieten. Insbesondere sei hier die steinzeitliche Siedlungskammer im Satrupholmer Moor genannt. Zudem verstärkte der heute noch erhaltene Burggraben (Quelle) diese inselartige Lage.

Zurück zur Geschichte: Um 1450 gelangte der Adelshof Satrupholm in den Besitz der Schleswiger Bischöfe. Spätestens 1528 gehörte das Gut Hinrich von Ahlefeld. Einer seiner Nachfolger ebenfalls mit dem Namen Hinrich von Ahlefeld (Gründer und Erbauer von Gut Dollrott, weiter östlich von Satrupholm) war 1593–1599 Amtmann von Flensburg. Er vergrößerte den Besitz unter anderem um den Hof und mehrere Bauernkaten in Obdrup.

Auch zahlreicher zum Teil weit entfernte Streugüter gehörten zum Gut. Zwei bedeutende Komplexe bildeten die Vogteien Langstedt im Westen und Karlswraa mit Besitzungen v. a. in der Gemeinde Bülderup.

Hinrich von Ahlefeld war Nach seinem Tod fiel Gut Satrupholm 1631 an Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf. 1664 erwarb Johann Adolph Kielmann von Kielmannsegg das Gut.

Nachdem er 1676 im dänischen Gefängnis starb, fiel das Gut wieder an den Herzog Christian Albrecht. 1720 verloren die Gottorfer jedoch im Frieden von Frederiksborg ihre Anteile an den dänischen König.

Satrupholm wurde dänische Staatsdomäne und von Kopenhagen aus verwaltet. 1770/71 ließ König Christian VII. das Gut parzellieren und das Land an selbstständige Bauern verkaufen, womit der heutige Ort entstand (2). Kommen wir nun zur

Sage vom Geist des bösen Herrn von Zago und dem Geisterbanner auf Satrupholm

Der Herr von Zago auf Satrupholm war ein grausamer Unhold, gegen seine Dienstboten und Gutsuntergehörigen wie auch seine Frau, die böse Frau von Zago. Gleich nach seinem Tode ging ein Rumoren und Poltern im Schlosse an; sein unseliger Geist tobte umher, schlug und quälte die Schlafenden und drang endlich ins Schlafzimmer der Frau.

Da ward ein damals besonders berühmter Prediger aus Adelbye bei Flensburg, dem früher schon mehrere Male es geglückt war Geister zu bannen, herbeigerufen. Er versprach mit Zuversicht auch hier Ruhe zu schaffen.

Gegen zwölf Uhr ging er mit der Bibel unter dem Arm in das Zimmer, wo sich der Spuk immer zuerst zeigte. Als die Uhr geschlagen, ließ sich sogleich ein schallendes Gelächter vernehmen und der Geist trat ein.

Der Prediger öffnete die Bibel und las die Stellen laut her, die sonst von Erfolg gewesen waren. Aber der Geist kam auf ihn zu und schlug ihm das Buch aus der Hand und der Geistliche konnte froh sein noch mit heiler Haut davon zu kommen. Der Spuk im Schlosse ward darnach noch doppelt so arg; man war nahe daran das Schloß ganz zu verlassen, als noch eben zur rechten Zeit Hilfe kam.

An einem Abend kam ein von der Universität relegierter Student der Theologie im Wirtshause in Satrup an und bat um Nachtquartier. Nach langem Weigern gewährte der Wirt es ihm. Unter den übrigen Gästen kam bald die Rede auf den Spuk und einer erzählte alles genau; der Student hatte aufmerksam zugehört und er erbot sich nun sogleich, den Spuk zu bannen.

Er ward in dasselbe Zimmer geführt, wo der Prediger seinen Besuch gemacht hatte. Bald kam der Geist. Der Student hielt ihm erst eine lange Strafpredigt und stellte ihm alle seine Schandtaten vor. Darauf erwiderte der Geist, wer sich zum Strafprediger aufwerfe, müsse erst selbst rein sein; er, der Student, habe einmal beim Bäcker Semmeln gekauft, sei aber ohne bezahlt zu haben davon gegangen.

Der Student griff sogleich in die Tasche und warf dem Geist den schuldigen Schilling zu; darauf mußte dieser schweigen. Nun hielt der Student ihm das heilige Buch hin und forderte ihn auf, es ihm aus der Hand zu schlagen; aber der Geist konnte es nicht und mußte sich für überwunden erklären; nur eine Bitte hatte er noch, daß er unter der Zugbrücke seinen Platz nehmen dürfe.

Allein die Bitte fand kein Gehör; der Geist hätte da sicherlich die Vorübergehenden nicht in Ruhe gelassen, und schon war eine große hohle Buche, nördlich vom Schlosse, als Verbannungsort ausersehen. Der Kutscher war schon bereit, Geist und Geisterbanner dahin zu fahren, als dieser ihm erst befahl, das Hinterrad abzuziehn und in den Wagen zu werfen.

In vollem Galopp ging’s nun zum hohlen Baum und der unglückliche Geist mußte bis dahin die Achse tragen; dann mahnte ihn der Student schnell hinein. Seit der Zeit war Ruhe im Schloß.

Viele Jahre später wollte ein neuer Besitzer, alles Widerratens ungeachtet, den gefährlichen Baum fällen lassen. Aber die Knechte kamen bald wieder zurück und meldeten, daß keine ihrer Äxte gegen den steinharten Baum hielte. Da erbot sich der Schmied in Ausacker, der was von der Kunst verstand, die Beile zu schärfen.

Es gelang nun den Baum zu fällen; aber kaum stürzte er, als eine ungeheure Schar von Uhus und Eulen herbeigezogen kam und mit entsetzlichem Geheul lange die Luft erfüllte.

Der Herr Organist Schmidt in Fahrentoft in Angeln erzählt ähnlich, daß einmal ein Herr die unterirdischen Gänge bei Puttlos, habe öffnen lassen, dabei der Kutscher vor Schreck sogleich starb, der Schmied und Vogt bald nachher. Als man eine große eiserne Tür gesprengt, sei ein großer Schuhu (Bemerkung Verfasser: Uhu) herausgeflogen und habe sich aufs Herrenhaus gesetzt.

Man habe einen katholischen Priester aus Wien holen müssen, der erst, aus einem kleinen Katechismus lesend, den Vogel wieder habe zur Ruhe bringen können. – Auch als man in Nübel in Sundewitt einen dicken Eichenstamm auf dem Hofe eines Bohlmanns her ausnahm, ward Hofraum, Scheune und Haus voll von Krähen und Raben. Erst als man den Pfahl, unter den ein Gespenst gebannt war, wieder einsteckte, wurden sie ruhig.

In einem weiteren Bericht der Gesellschaft für Altertümer heißt es: „In dem Schlosse Nütschau im östlichen Holstein hängt ein großes Schloß an starken Ketten im Schornstein. Herunternehmen darf man es nicht; sonst entsteht ein furchtbares Gerappel und Gepolter in allen Zimmern, daß man nirgends aushalten kann.

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Satrupholm ist ein Ortsteil der Gemeinde Mittelangeln im Kreis Schleswig-Flensburg, liegt nahe Satrup und 15 Km südwestlich von Flensburg.

(2) Hans Nicolai Andreas Jensen: Angeln, Geschichtlich und topographisch beschrieben, Kiel 1991, S. 671.

Beitragsfoto: Symbol

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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