Geheimnisvolle Orte in Schleswig-Holstein: Der Langenberger Forst

Wie wäre es, nicht immer nur auf Altbekanntes zu treffen, sondern auch mal nach abgelegenen, geheimen Orten Ausschau zu halten? Solche Plätze gibt es in Schleswig-Holstein reichlich. Um den Langenberger Forst in Nordfriesland, nahe der dänischen Grenze, ranken sich einige Geheimnisse – es wird spannend!

Der Langenberger Forst ist mit etwa 1000 Hektar der größte Wald im Kreis Nordfriesland. Er liegt am südlichen Rand vom Naturraum Lecker Geest im Nordwesten der Region Schleswigsche Geest zwischen den Orten Leck und Stadum im Norden, sowie Enge und Sande im Süden. Im Langenberger Forst gibt es drei Erhebungen: Die Rantzauhöhe und den Langenberg mit Ranselsberg und Werkshug. Der Name Rantzauhöhe hat verschiedene Bedeutungen:

Im Deutschen wird sie auch „Ranzelberg“ und „Warkshöhe“ genannt. Im Dänischen „Randselbjerg“ oder „Ranselbjerg„, auch „Værkshøj“ (1).Im Nordfriesischen auch Wiarkshuuch (2). „Ranzel“ geht auf dän. ransel für Rucksack zurück. Der Name wurde im Deutschen später zu Rantzau- umgedeutet (3).

Dem Langenberg mit der Rantzauhöhe kommt auch eine kulturhistorische Funktion zu, indem er früher das dänische und nordfriesische Besiedlungsgebiet im Westen Südschleswigs trennte (4).

Auf der Warkshöhe als höchstem Punkt des Langenberges soll es früher einen Grabhügel gegeben haben (5). Auf einer weiteren nahen Erhebung des Langenberges soll früher ein Stein mit einer Inschrift gefunden worden sein, bei der es sich um Runen handeln könnte. (6)

Geographisch ist die Rantzauhöhe mit 45 Metern die dritthöchste Erhebung im Kreis Nordfriesland. Kommen wir nun zur

Sage von der Entstehung des Langenbergs

Diese wurde erstmals 1933 in dem Buch „Nordfriesische Sagen“ von Pastor Dr. Rudolf Muuß, Stedesand, veröffentlicht. Rudolf Muuß, auch Muuss, vollständiger Name: Rudolf August Edgar Muuß (1892 – 1972), war ein deutscher lutherischer Geistlicher, Heimatforscher, Politiker (CDU) und Autor. 1919 war er Chefredakteur des neugegründeten Flensburger Tageblattes. Weitere Informationen bei Wikipedia sowie im Pastorenverzeichnis.

Über die Sage von der Entstehung des Langenbergs hießt es im Buch „Nordfriesische Sagen“ auf Seite 34 : „Einmal ist ein Riese von Dithmarschen über die Eider nordwärts gekommen, weil er in Ripen beim Kirchenbau helfen sollte. Als er durch den Sand der Goesharde (7) wanderte, bekam er die Holzschuhe voll Sand.

Da setzte er sich nördlich der Soholmer Au hin und schüttete den Sand aus. Davon entstanden die beiden höchsten Höhen des Langenberges: Ranselsberg und Werkshug. # Ende #

Weitere Erzählungen vom Langenberger Forst und der Rantzauhöhe

In dem Erzählband des Flensburger Autors Erk Petersen „Deer driif en heef foont sööden jurt. En ütwool foon toochte, tääle än dächte / Es trieb ein Meer vom Süden her“ (2017 in den Sprachen Friesisch „mooring“ und Deutsch veröffentlicht) geht es in mehreren Erzählungen auch um den Langenberger Forst und die Rantzauhöhe.

In der Geschichte „Güüsche von Galmsbüll – eine Schweine- und Wundergeschichte“ (S. 83 – 93) geht es um das Schwein Güüsche, dass sich vor dem Schlachten im Langenberger Forst gerettet haben soll. Im Langenberger Forst soll es, wie der Autor Erk Petersen erzählt, ein sagenhaftes Schweinetal gegeben haben. Und dort inmitten der Wildnis ereignet sich eine Art Sangria-La. Tiere hätten selbstbestimmt gemeinsam mit Menschen gelebt. Schweine hätten ohne Gefahr für Leib und Leben ein hohes Alter erreicht und würden weise werden. 

Die Rantzauhöhe („Warkshuug“) soll, wie Erk Petersen in seiner Geschichte „Verschwünen“ („Verschwunden“; S. 77 – 81) erzählt, anziehend wirken. Lebewesen hätten unsichtbare Leitstrahlen ausgesendet haben. Eine Gruppe Menschen solle plötzlich ihr sesshaftes Leben aufgegeben haben. Sie seien „seltsam entrückt“ gewesen und „wie von einem inneren Feuer beseelt“ sich auf dem Weg gemacht haben, um sich möglicherweise in jene „Scharen glücklicher Eunuchen“ einzureihen, die angeblich durch die Wälder ziehen. Der Zivilisation, der Bodenständigkeit, der Sexualität entsagend, „um eine abgeschiedene, unwirkliche, ja unheimliche Parallelexistenz zu führen“.

Erk Petersen nennt seine Erzählweise „rekonstruierte Folklore“. Mehr dazu sowie über Erk Petersens Buch „Deer driif en heef foont sööden jurt. En ütwool foon toochte, tääle än dächte / Es trieb ein Meer vom Süden her„, hier im Blog.

Sie sehen also liebes Lesepublikum, es loht sich also, dem Langenberger Forst einen Besuch abzustatten, ist er doch auch geologisch und historisch spannend:

Die Fischteiche, der Ochsenweg und die Rantzauhöhe sind nur einige der lohnenswerten Ziele. Durch den Langenberger Forst verläuft das längste erhaltene Teilstück des historischen Heer- und Ochsenweges. Vom 15. bis zum 19. Jahrhundert wurden auf diesem Weg jährlich bis zu 30.000 Ochsen von Dänemark nach Süden zu den Viehmärkten getrieben. Steinzeitliche Grabhügel sind Zeugnis einer noch ferneren Vergangenheit.

Anfahrt: Das Gebiet des Langenberger Forstes liegt nahe der Ortschaft Leck an der Bundesstraße B199 (Kappeln-Flensburg-Leck-Niebüll). Das Gebiet kann sowohl mit dem PKW erreicht werden als auch mit dem BUS (Haltestelle direkt am Forst). Es gibt zudem Radwege, mehr siehe Google-Maps. Für Radfahrer hier eine Info mit Karte als pdf. NahSH gibt genaue Auskunft über ÖPNV.

Weitere Informationen finden sich auch unter dieser Website.

Quellen / Einzelnachweise

(1) Gustav Rosendal: Sønderjylland, 1918

(2) Nordfriisk Instituut: Nordfriesland Karte, Bräist/Bredstedt 2011

(3) Anders Bjerrum: Sydslesvigs stednavne, Bd. 4, København 1979–1984. S. 78.

(4) H. V. Clausen: Sønderjylland – en rejsehåndbog, København 1920, S. 106

(5) W. Lesser: Topographie des Herzogthums Schleswig, 1853, S. 261.

(6) M. Mørk Hansen: Kirkelig Statistik over Slesvig Stift: Med historiske og topografiske bemærkninger, 1. Bd., Kjøbenhavn 1863, S. 231.

(7) Die Goesharde (seltenere Schreibweise: Goosharde; dänisch: Gøs Herred, friesisch: Gooshiird) ist eine Landschaft an der Westküste Schleswig-Holsteins. Sie teilt sich in die Nordergoesharde um Bredstedt und die Südergoesharde um Husum. Natürliche Grenze zwischen beiden Goesharden bildet die Arlau. Im Süden grenzt die Goesharde an Stapelholm und die Treene, im Norden an die Bökingharde.

Beitragsbild: Foto: Von R2D3LA – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=108383963

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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