Circa 10.500 Jahre: Ältestes Grab Norddeutschlands im Duvenseer Moor entdeckt

Die Duvenseer Wohnplätze sind archäologische Fundstellen der frühen Mittelsteinzeit (Mesolithikum) im Duvenseer Moor in Schleswig-Holstein. Das Duvenseer Moor gehört zu den ältesten und besterforschten Fundstellen des frühen Holozäns in Mitteleuropa. Duvensee ist bekannt für seine Funde aus sonst nur selten erhaltenen organischen Materialien. Für das Verständnis der Überlebensstrategien der Jäger und Sammler der frühen Nacheiszeit haben die Lagerplätze große Bedeutung. Neue Untersuchungen zur Ernährung, Ökonomie und Landschaftsnutzung der Duvensee-Gruppe geben Aufschluss zur Entwicklung unserer heutigen Lebens- und Ernährungsweise.

Das Duvenseer Moor liegt am Rande der Gemeinde Duvensee im Kreis Herzogtum Lauenburg im südlichen Schleswig-Holstein. Das Moor ist nach Angaben des Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein eine Schlüsselregion in der Erforschung der Mittelsteinzeit, da sich dort viele Jäger und Sammler niedergelassen hatten. Oktober 2022 entdeckten Archäologen die bisher älteste Grabstätte Norddeutschlands – es ist ein Sensationsfund.

Es handelt sich um eine Brandbestattung, die von mittelsteinzeitlichen Jäger-, Fischer- und Sammlerinnen und Sammlern vor circa 10.500 Jahren am Rande des Duvenseer Moors angelegt wurde. Der Fund deute darauf hin, dass die Brandbestattung das vorherrschende Bestattungsritual zur damaligen Zeit war.

Ausgrabungsleiter Harald Lübke präsentierte am 12.10.2022 den zahlreich erschienenen Journalistinnen und Journalisten von Presse, Funk und Fernsehen den Fund.

In Schleswig-Holstein ist es die erste mittelsteinzeitliche Bestattung, die bisher entdeckt wurde. Aus Südskandinavien und Mecklenburg-Vorpommern bekannte Gräber steinzeitlicher Jäger- und Sammlerinnen und Sammler sind dagegen sehr viel jünger und gehören bereits in das Spätmesolithikum nach 8.000 vor heutiger Zeit.

Lediglich bei Hammelev in Jütland, Dänemark, gibt es einen ähnlich alten Fund einer Grabstätte. Auch hierbei handelt es sich um einen Leichenbrandfund. Das lässt vermuten, dass eine Brandbestattung die vorherrschende Bestattungssitte der Menschen in der mittleren Steinzeit sein könnte, so die Kieler Forschenden.

Nachdem das Grab entdeckt worden war, wurden die Schichten abgetragen und das Grab in einem Block gehoben. In den Werkstätten des Museums für Archäologie in Schleswig sollen nun weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Geschichte um Ausgrabungen im Duvenseer Moor

Beim Bau von Entwässerungsgräben auf dem Duvenseer Moor wurde 1923 durch Zufall ein Paddel gefunden, dass lange Zeit als das älteste der Welt galt. Das Fundstück ist nach dem Paddel von Star Carr das zweitälteste Paddel weltweit und gilt als einer der frühesten Nachweise zur Nutzung von Wasserfahrzeugen in der Mittelsteinzeit. Der Fund wird in der archäologischen Dauerausstellung des Archäologischen Museums Hamburg in Hamburg-Harburg gezeigt.

Davon ermutigt, wurde weiter gegraben und untersucht. Es wurden Reste menschlicher Ansiedlungen gefunden, darunter Feuersteine, Tierknochen, Haselnussschalen, Holzkohle, Feuerstellen und ein Anlegeplatz. Der Torfboden des ehemaligen, inzwischen verlandeten Sees führt dazu, dass Materialien lange erhalten bleiben.

Funde und Ausgrabungen von K. Gripp, G. Schwantes und K. Bokelmann auf dem Moor geben einen Einblick, wie die damaligen Menschen gelebt haben. Aufgrund der sensationellen Funde erregten die Funde schnell großes Aufsehen und führten zur Bezeichnung einer eigenen Kulturgruppe, der „Duvensee-Kultur“.

Es wurden Rast und Wohnplätze freigelegt, die mit Birkenrinden als Schlafmatten ausgelegt waren. Mengen von gerösteten Haselnüssen und verschiedene Werkzeuge aus Feuerstein und Tierknochen fanden sich auf dem Boden einer damaligen Insel im See. Die Grabungen von Dr. Bokelmann gingen von 1966 bis 2001. 

Im Oktober 2017 wurden die Grabungen wieder aufgenommen unter der Leitung von Dr. Daniel Groß und fortgesetzt.

Aktuell: Am 26.10.2022 waren Harald Lesch (Astrophysiker, Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist, Fernsehmoderator und Hörbuchsprecher) und Gisela Graichen (Autorin, Fernsehjournalistin und Regisseurin.) zu Gast in der Sendung DAS! des NDR. Es ging auch um die Ausgrabungen am Duvenseer Moor, wo, wie oben beschrieben, Knochen des ältesten Norddeutschen gefunden wurden.

Hier geht’s zum Feature „Archäologischer Sensationsfund im Duvenseer Moor.„ oder hier die ganze Sendung in der ARD Mediathek.

Beitragsbild: © ALSH. Die Archäologinnen und Archäologen bergen das Grab in einem Block.

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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