Wiedenborstel (Kreis Steinburg) ist die zweitkleinste Gemeinde Deutschlands

Schon mal was von Wiedenborstel gehört? Dieses ist eine Gemeindein Schleswig-Holstein und sie ist mit elf Einwohnern nach Dierfeld (Rheinland-Pfalz) die zweitkleinste Gemeinde Deutschlands. Wiedenborstel selbst ist nicht mehr als ein Gutshof (1), der inmitten großer Waldungen liegt. Bis zum Jahre 1910 hatte Wiedenborstel übrigens noch 119 Einwohner – ein typischen Beispiel für Landflucht. Aber nicht nur die Statistik ist interessant, auch die Geschichte des Ortes liest sich spannend.

Wo liegt eigentlich Wiedenborstel? Der Ort findet sich etwa zwölf Kilometer nördlich von Kellinghusen und zehn Kilometer westlich von Neumünster im Naturpark Aukrug. Die Wegebek und die Reetbek (Nebenflüsse der Stör) fließen durch die Gemeinde.

Ebenso liegt die Itzespitze, die höchste Erhebung im Kreis Steinburg, im Gemeindegebiet. Nördlich verläuft die Bundesstraße 430 von Neumünster nach Itzehoe. Nächstgelegener Bahnhof ist Aukrug an der Strecke Neumünster–Heide.

Verwaltungstechnisch ist Wiedenborstel selbst nicht mehr als ein Gut, das zur Gemeinde erklärt wurde. Und weil sich in Schleswig-Holstein viele kleine Gemeinden bislang gegen eine Eingemeindung gewehrt haben, existiert der Mini-Ort noch immer – und hält den Spitzenplatz als zweitkleinste Gemeinde Deutschlands.

(1) Über die Geschichte des Guts ist folgendes bekannt: Bis Anfang des 20. Jahrhunderts teilten sich vier Bauern das Gebiet unter sich auf. 1906 soll ein Hamburger Makler Ebert das gesamte Gemeindeland zwischen Hennstedt und dem heutigen Aukrug gekauft haben und legte es zu einem Gut zusammen. Er hätte die alten Katen abgerissen und Wiedenborstel zu einem schmucken Gut mit einem herrschaftlichen Wohnhaus ausgebaut haben.

1914 erwarb Heinrich Thams (Inhaber der Firma Thams & Garfs und anderen Kaffee-Firmen, Präsident des Deutschen Kaffee-Verbund, geb. 08.11.1898. gest. 20.09.1982 Hamburg) das Anwesen. Nach dessen Tod übernahm es sein Sohn Hans-Heinrich.

Die zweite Ehefrau des Gutsherrn Tham lebt bis heute in Wiedenborstel, während der Rest des Gutes 1983 an den Landwirt Karl-Heinrich Lemmerbrock aus Melle bei Osnabrück verkauft wurde. (Quelle). Seit den 1980er Jahren steht das Gebäude leer (Stand: 06.05.2013, Quelle: NDR) .  

Gemeindeversammlung = Bürgerbeteiligung = direkte Demokratie

Da in der Gemeinde Wiedenborstel weniger als 70 Einwohner leben, hat sie anstelle einer Gemeindevertretung eine Gemeindeversammlung, der alle Bürger der Gemeinde angehören. Falls etwas zu besprechen ist, kommen die Bürger bei solchen Kleinstgemeinden zu einer Vollversammlung zusammen. 

Gröde bis 2020 kleinste Gemeinde Deutschlands

Zurück zur Statistik: Eine Person mehr als in Wiedenborstel leben in der Gemeinde Gröde auf der gleichnamigen Hallig im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Ende 2020 war es noch anders – da war Gröde mit 11 Einwohnerinnen und Einwohnern noch die kleinste Gemeinde Deutschlands.

Die kleinste Gemeinde Deutschlands

war übrigens zum Jahresende 2021 das rheinland-pfälzische Dierfeld im Landkreis Bernkastel-Wittlich in der Vulkaneifel. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hatte die Gemeinde insgesamt 9 Einwohnerinnen und Einwohner – 7 Männer und 2 Frauen. Bei einer Fläche von 1,55 Quadratkilometern betrug die Bevölkerungsdichte von Dierfeld somit weniger als 6 Personen je Quadratkilometer.

Quelle: Statistisches Bundesamt; Stand: 27.09.2022; Beitragsbild (gemeinfrei): Abfahrt von der Landesstraße 121 nach Wiedenborstel

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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