Der „Konventgarten“ in Flensburg ist keine Straße im eigentlichen Sinne sondern eine Sticht und Anliegerstraße bzw. Zufahrtsweg und liegt im Stadtteil Sandberg. Die Geschichte des Konventgartens ist interessant, das Wohn-Umfeld noch mehr und der Name übrigens einzigartig in Deutschland (lt. ZEIT, siehe Quelle). Grund genug, sich mit dem Konventgarten und das Gebiet drumherum zu beschäftigen, fangen wir an:
Zunächst sei die Frage geklärt, woher stammt der Straßenname? Das Fremdwort „Konvent“ stammt aus dem Lateinischen und hat die Bedeutung „Zusammenkunft“ (Quelle), beziehungsweise „Versammlung“.
Zur Geschichte: Der Konventgarten ist eine Stichstraße und geht ab von dem Einmündungsbereich Sandberg (wie gleichnamiger Stadtteil) und Heinrichstraße. Dort „oben“, der Sandberg liegt hügelig und bietet einen netten Blick auf einen Teil von Flensburg, lag früher eine Gastwirtschaft mit Namen „Conventgartent, die 1866 eröffnete. Die Betreiber konnten zu Recht mit der „schönsten Aussicht über Stadt und Umgebung“ werben.
Nach dem Ende der Gastwirtschaft (nicht exakt bekannt) und dem Gebäude lag die Fläche „dort oben“ auf dem Konventgarten lange Jahre brach. Es blieb Gestrüpp, Trampelpfade, Überreste alter Wege, die dennoch einen wunderschönen Blick auf die Stadt boten.
Ein zwischenzeitlich angesiedelter Gewerbebetrieb hielt nicht lange und wurde bis auf ein paar Fundamentreste abgebrochen. 2000 erwarb die Stadt flensburg das nun wild zugewucherte Grundstück. 2004 wurde eine Verbindung vom Sandberg zum Jungfernstieg und der Kanzleistraße errichtet. An der Hangkrone entstand ein Spielplatz mit Klettergerüst, Sitzbänke und viel Sand und Grün.
Da Anwohner gern den Konventgarten als Abkürzung „wild“ nutzten um schneller in die Innenstadt zu gelangen, errichtete die Stadt Flensburg an der Stelle einen öffentlichen Serpentinengang mit mit Steintreppen, Handlauf und Beleuchtung (siehe Foto).
Ziemlich „beste“ Nachbarn?
Südwestlich von der Straße Sandberg und quasi neben dem Konventgarten gelegen, entstanden in den letzten zwei Jahren edel-großzügige, für Menschen mit geringen Einkommen unbezahlbare Eigentumswohnungen. Einen Steinwurf davon entfernt in der Heinrichstraße entstand ein Bioshop mit Miniparkplatz vor dem Geschäft. Auf diesem parken gelegentlich mal Porsche- und SUV-Fahrer und beruhigen ihr Gewissen mit dem Kauf von Biolebensmitteln.
Gleich nebenan, als Kontrastprogramm sozusagen, hausen in der Heinrichstraße 8 seit Anfang der 1990er Jahre im besetzten Gebäude linksautonome Menschen und betreiben ein von der Stadt Flensburg geduldetes subkulturelles Wohn- und Kulturprojekt Hafermarkt. Gleich daneben ebenso links-radikal gesinntes „alternatives“ Leben in einer Kneipe von Namen „Ganze Bäckerei“.
Der Stadtteil wandelt sich, alt ehrwürdige Alt-Gebäude weichen ertragreichen Zinshäusern, Gentrifizierung nennt sich das heute. Sicherlich hat die Gegend um den Konventgarten herum durch die Umgestaltung an Wertigkeit gewonnen.
Dennoch muss kritisch kommentiert werden, dass die hinzugebauten Wohnungen oder renovierten/restaurierten Altbauwohnungen auch für Menschen mit geringen/mittlerem Einkommen bezahlbar bleiben. Nicht nur am Sandberg wurden Zinshäuser für Gutbetuchte errichtet sondern auch im Ballestieg, das ganze Gebiet bis zum Bahnhof/Bahnhofsumfeld ist in der Wandlung, wird moderner, attraktiver, zum Preis steigender Mieten. Wo soll das hinführen?
Quellen / Weiterführende Informationen:
(1) IHR Sanierungsträger (Hg.): Stadterneuerung in Flensburg, Östliche Altstadt und Achter de Mühl Sanierungsgebiete 1988 bis 2009, Seite 79 (Link zur pdf)
Schleswig-Holstein 24