Gebäude erzählen Geschichten: Johanniskirche, Flensburg

Die Johanniskirche oder Sankt-Johannis-Kirche ist die kleinste und älteste der drei erhalten gebliebenen Hauptkirchen der Stadt Flensburg – und sogar älter als die Stadt selbst. Sie wurde im Jahre 1128 als Schutz- und Trutzkirche für die Fischer der Siedlung im Stil der Angeliter Feldsteinkirchen erbaut. Das Gebäude liegt im Johannisviertel, der Siedlung um den Johannis­kirchhof, der Süderfischer­straße und der Angelburger­ Straße. Nicht nur das Gebäude erzählt Geschichte sondern auch wer dort wirkte.

Die St. Johannis-Kirche lebt von ihrer ganz besonderen Atmosphäre – viele Menschen sagen, dass sie sich hier geschützt und geborgen fühlen. Ein Besuch lohnt sich. Sehenswert im Inneren der Kirche ist das aus dem 15. Jahrhundert stammende spätgotische Gewölbe mit den Fresken,

Innengebäude der Johanniskirche, oben spätgotisches Gewölbe mit den Fresken

Die wurden von Peter Lykt wie ein Garten Eden ausgemalt. Im Zentrum des Gewölbes steht die Darstellung des Weltgerichts. Die Fresken wurden 1734 übergeweißt und erst 1910 wiederentdeckt. Sie wurden freigelegt, teilweise ergänzt und 1969 erneut restauriert. Dabei wurde der alte Färb- und Figurenzustand fixiert und die Ergänzungen von 1910 dem ursprünglichen Farbton angepasst. Die Beschädigungen von 1481/1513 wurden nicht wieder ergänzt.

Johanniskirchhof (Skt. Hans Kirkeplads)

Der Johanniskirchhof (Skt. Hans Kirkeplads) ist nach dem Kirchhof der Johanniskirche benannt. Der Friedhof rund um die Kirche wurde nach 1813 nicht mehr genutzt und im Jahr 1840 aufgelöst. In der Zeit nach 1813 wurden die Toten auf dem Alten Friedhof beigesetzt. Zum ehemaligen Friedhof ist offenbar nur wenig bekannt.

Johanniskirche, in den Boden flach liegende Grabplatten, Reste des Friedhof der Kirche, der seit 1813 nicht mehr benutzt wird

In Flensburg existiert zum Kirchhof eine Sage:

Ein studierter Flensburger wohnte in einem Haus am Kirchhof. In einer hellen Mondnacht schaute dieser zum Fenster hinaus. Da sah er wie aus einem der nahen Gräber eine weiße Gestalt emportstieg. Er beschwichtigte sich und fragte den Geist, was seine Grabesruhe störe. Der Geist antwortete: „Ich gehöre zu denen die berufen sind, einen groben Sünder zu warnen, damit er sich bekehre, solange es Zeit ist. In dieser Nacht ‚war‘ ich an der Reihe.“ Quelle: Gustav Friedrich Meyer: Schleswig-Holsteiner Sagen, Jena 1929 beziehungsweise Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Märchen aus Flensburg. Husum 1992, S. 14

Weitergehende Informationen

Die meisten Pastoren im Dritten Reich waren Nazis / Beispiel aus Flensburg: Pastor Ernst Johannes Mohr (1895-1974) zwischen Mai 1927 und Februar 1940 Pastor in Flensburg, St. Johannis.

Im Rahmen seiner Dissertation hat der Kieler Historiker Dr. Helge-Fabien Hertz 729 schleswig-holsteinische Pastoren auf ihre Haltung zum Nationalsozialismus untersucht. Ein Ergebnis: Die Mehrzahl der Pastoren sympathisierte mit der NS-Ideologie und unterstützte sie.

Mit Hertz‘ Dissertation gibt es jetzt zum ersten Mal eine Untersuchung darüber, welche Rolle jeder einzelne Pfarrer der schleswig-holsteinischen Landeskirche während des Nationalsozialismus gespielt hat. Die entsprechende Datenbank pastorenverzeichnis.de ist öffentlich zugänglich.

Beispiel aus Flensburg: Pastor Ernst Johannes Mohr (14. Oktober 1895 – (†) 26. Dezember 1974), dieser wirkte zwischen Mai 1927 und Februar 1940 als Pastor in Flensburg, St. Johannis. Mohr war, wie aus dem Verzeichnis ersichtlich, Mitglied der NSDAP, der SA und der Volksnationalen Reichsvereinigung. Er war einer von insgesamt 13 in Flensburg tätigen Pastoren, die Mitglieder in der NSDAP waren.

Quellen:

Aussagen von Ernst Johannes Mohr über Hitler (pdf, ab S. 107)

Verzeichnis von Pastoren in der Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis (Link)

Weitere Quellen: Helge-Fabien Hertz (Hrsg): Pastorenverzeichnis Schleswig-Holstein (2022). Ernst Johannes Mohr. (Link)

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Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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