Geheimnisvolle Orte in Schleswig-Holstein: Das Rummelloch im nordfriesischen Wattenmeer

Das nördlichste Bundesland Deutschlands hat jede Menge unbekannte und geheimnisvolle Orte fernab des Trubels zu bieten. Das Rummelloch findet sich allerdings nicht an Land sondern im Wattenmeer und ist nicht so leicht zu erreichen – aber um so geheimnisvoller

Das Rummelloch (nordfriesisch: Romelgat), auch Rummelloch West, ist ein Priel zwischen der Hallig Hooge und Pellworm im nordfriesischen Wattenmeer. Er trennt Norderoog- und Süderoogsand und führt östlich von Norderoog Richtung Hooge. Der Priel ist bis zu fünf Meter tief und bietet Zeugnisse des Untergangs, früher lag in der Gegend mal die Insel Stand und der sagenumworbene Handelsort Rungholt.

Zunächst ein wenig Zeitgeschichte und Geografie: Die Hallig Hooge und Insel Pellworm gehörten im Mittelalter und der Frühen Neuzeit zur Insel Strand (auch Alt-Nordstrand). Bekanntester Ort Strands war der Handelsort Rungholt.

Verheerende Sturmfluten veränderten die Küstenlandschaft maßgeblich: In der Zweiten Marcellusflut auch Grote Mandränke („großes Ertrinken“) vom 15. bis 17. Januar 1362 wurde Rungholt zerstört und Hallig Hooge von Strand abgetrennt.

In den folgenden Jahrhunderten wurde Strand immer wieder von Sturmfluten heimgesucht, die schließlich zum Untergang der Insel führten. In der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 1634 wütete die Burchardiflut. Die damals noch 220 km² große Insel brach auseinander.

Zwischen Ost- und Westteil des ehemaligen Alt-Nordstrands bildete sich der Norderhever (Fallstief). hre Reste bildeten die heutigen Inseln Nordstrand, Pellworm und die Hallig Nordstrandischmoor. Nördlich von Pellworm entstand ein Priel (1), das heutige Rummelloch. 

Rummelloch: Zeugnisse des Untergangs: Knochen und Brunnen im Watt

Kommen wir nun zurück zum Rummelloch: Das zum Priel gehörige Tidebecken (2) ist eines der kleinsten des nordfriesischen Watts. Nach Westen begrenzen es die offene See und Süder- und Norderoogsand, nach Osten hin die Insel Pellworm und die Wattscheidehöhen zum Heverstrom, zu Süderaue und zum Hoogeloch (hierzu ein Foto). Das Tidebecken Rummelloch gehört zu den Becken mit dem höchsten Watt- und niedrigsten Prielanteil im schleswig-holsteinischen Wattenmeer.

Die untergegangene Insel Strand mit dem Ort Rungholt und speziell das Rummelloch sind für die Heimatforscher Robert Brauer und Gerd Walter Sievert von großen Interesse. 2018 entdeckten beide in einem großen Trümmerfeld unzählige Tierknochen und Brunnen-Reste. Die Funde sollen dem Hagebüller Koog nahe dem historischen Ort „Bupsee“ zuzuordnen sein (siehe Karte). Dort wird die untersuchte Hofstelle wahrscheinlich gelegen haben.

Quelle: Von Runga – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30151213

Weiters hat Robert Brauer im trockengefallenen Watt eine bislang verborgene Warft und Relikte eines Seedeichs entdeckt. Mitten im Priel lag unverkennbar eine Warft. Weiter westlich erspähte er einen fast 200 Meter langen Teil eines Deichfußes. … Ein sehr menschlich aussehendes Stück Knochen wurde für das Archäologische Landesamt geborgen und ein mutmaßlicher Tuffstein war ein Hinweis auf die in der Trendermarsch während der großen Sturmflut verschollenen Kapelle (Quelle).

Service: Reise-& Ausflugstipps

Man sieht, es gibt viele Geheimnisse um das Gebiet um das Rummelloch herum zu lüften. Lust auf eine Wattwanderung durch das Rummelloch? Hier weitere Informationen.

Ein lesenswerter Bericht siehe hier: Abenteuer Wattwanderung – von Hallig Hooge nach Pellworm

Große Wattwanderung von Hallig Hooge zur Insel Pellworm: Bei dieser großen Wattwanderung geht es von Hallig Hooge zur Insel Pellworm. Mit Glück können wir im Watt sogar Spuren früherer Besiedelung entdecken. Das Rummelloch muss bei Niedrigwasser durchquert werden.

Quellen / Weiterführende Informationen:

(1) Ein Priel ist  ein natürlicher, oftmals mäandrierender Wasserlauf im Watt, in der Marsch oder in Küstenüberflutungsmooren.  

(2) Ein Tidebecken ist das Einzugsgebiet eines Seegatts (eine Strömungsrinne, die durch die ständig hin und her strömenden Wassermassen, meist wegen der Gezeiten, erodiert) im Wattenmeer. Es wird getrennt durch Watthöhenscheiden oder Inseln, Sandbänke etc. von benachbarten Tidebecken. Tidebecken bestehen aus einem Seegatt, einem dazugehörigen System aus verzweigten Prielen (siehe 1), aus den Wattflächen, die diese be- und entwässern, sowie einem Ebbdelta an der Seeseite des Seegatts.

Beitragsfoto: Totenschädel, Symbol

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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