Kulturtipp: Poetischer Wochenpodcast „Jeden Sonntag ein Gedicht“

Der Poetische Wochenpodcast „Jeden Sonntag ein Gedicht“ von Therese Chromik. Der Name ist Programm.

Mit dem poetischen Wochenpodcast, den Edith Heine-und Gryphius-Lyrikpreisträgerin Therese Chromik gemeinsam mit Ihrem Sohn Prof. Dr. med Ansgar Chromik aufzeichnet, geht die 1943 in Liegnitz geborene Autorin neue Wege in Sachen Lyrikvermittlung. Podcasts sind mit Radio- oder TV-Beiträgen vergleichbar und werden über das Internet verbreitet. Gegenüber dem Schlesischen Kulturspiegel beschreibt Frau Chromik Ihre Motivation, sich mit Lyrik in diesem Format zu beschäftigen, folgender Maßen: 


„Durch Benennen macht Lyrik die Wirklichkeit sichtbar. Sie verhilft der Wirklichkeit zur Wirklichkeit. Ganz wie sie dem Menschen zu sich selbst verhilft.“ (Hilde Domin) 
Insofern betrachte ich Lyrik als eine psychische Notwendigkeit. Was aber, wenn Lyrik nicht mehr angeboten wird, in den Buchläden nicht mehr ausliegt und daher immer weniger gekannt und nachgefragt wird?

Dieser bedauerliche Zustand wurde durch die Corona-Zeit noch dadurch gesteigert, dass Lesungen so gut wie gar nicht mehr stattfanden.

Die Lesungen „Lyrik im Schloss“ in Husum z.B. musste ich einstellen. Deshalb versuche ich, Gedichte auf diese Weise Menschen nahe zu bringen, buchstäblich von der Stimme zum Ohr – ganz nah.

Der zweite Grund ist, dass ich selbst das Gespräch zwischen Gedicht und Zuhörenden und mir als Autorin vermisse. Welche Erfahrungen finden die Zuhörenden in einem Gedicht wieder? Zu welchen weiteren Reflexionen regt es sie an?

Das Medium – der Podcast – ist ein Besonderes: Man hört das Gedicht. Man kann es öfter hören (eine Woche lang); das dauert nicht lange und ist auch eiligen Menschen möglich. Zu einem Buch hätten sie in der Zeit, um ein Gedicht zu suchen, sicher nicht gegriffen.

Unkompliziert im Zeitalter der Handys ist es auch bei anderen Tätigkeiten zu Hause oder z.B. beim Autofahren unterwegs möglich, ein Gedicht anzuhören. Eins reicht im Moment als Impuls zum Nachdenken.

Ein Vorzug wird erst im Gebrauch deutlich: Von der Stimme zum Ohr… das ist eine Nähe, die eine persönliche Beziehung aufbauen kann. Ich spüre den Atem und den Tonfall in der Stimme, fühle die Emotionen der Sprechenden und merke: Hinter dem Gedicht steht ein Mensch mit seinem Erleben, vielleicht einem ähnlichen, wie ich es kenne.

Die Identifikation kann so eher gelingen und dadurch den Anstoß geben zu reflektieren, weiter zu denken: Der Zuhörer antwortet, schreibt das Gedicht zu Ende.

Vielleicht widerspricht er auch. Er ist angeregt zu reagieren. Am Medium liegt es, dass die Nutzer vor allem jüngere oder jung gebliebene Hörer sind. 

Der Podcast besteht seit Ende Oktober; die Idee hatte ich schon länger. Die Einrichtung war dann ein überraschendes Geschenk meines Sohnes zu meinem Geburtstag;

Auf die Gedichte habe ich viel Feedback bekommen, knappes und ausführliches, und es haben sich schon jetzt nach kurzer Zeit weitere Kontakte ergeben und gemeinsame Vorhaben daraus entwickelt. Vor allem aber hat der Podcast das Gedicht wieder zum „Gebrauchsartikel“ gemacht.“

Abrufen können Sie „Jeden Sonntag ein Gedicht“ unter: https://jeden-sonntag-eingedicht.podigee.io/

Text Quelle: Therese Chromik via Holger Malterer, Mediensenioren, Ver.di

Foto: Symbol / Buch / Anthologie „Stark genug um schwach zu sein“, poetische Texte, gesammelt und herausgegeben von Kristiane Allert-Wybranietz (gest. 2017), Verlag: Heine. Der Verfasser ist in der Sammlung auch mit einem Text beteiligt: „Pädagogik“, S. 84 – 85

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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